Karl C. Mayer, Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Facharzt für Psychotherapeutische Medizin, Psychoanalyse
Die medikamentöse Behandlung der Depression (Antidepressiva)
Stimmungstagebuch zur Beurteilung der Wirkung von Antidepressiva und des Verlaufes einer Depression zum Ausdrucken als pdf
Informationen zu Johanniskraut und Alternativen Heilmethoden in der Depressionsbehandlung finden Sie auf der Depressionsseite der Homepage
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Wirksame Medikamente ohne Nebenwirkungen gibt es nicht.
Mehrere Hundert Menschen versterben jährlich an den Folgen von Magendarmblutungen durch Aspirin- manche gehen sogar von Tausend Aspirntoten pro Jahr aus, mindestens 1500 durch die Magendarmblutungen durch alle Antirheumatika zusammen. Nicht mitgerechnet sind dabei die selteneren ebenfalls potentiell tödlichen Nebenwirkungen dieser Substanzen, wie z.B. Asthmaanfälle durch Aspirin. 522 Todesfälle werden im ersten Jahr nach der Einführung mit Viagra in Zusammenhang gebracht. Nach manchen Schätzungen sterben in Deutschland etwa 16000 Menschen pro Jahr an Arzneimittelnebenwirkungen, in den USA möglicherweise 100 000. Nach diesen Schätzungen sind die Nebenwirkungen von Arzneimitteln die vierthäufigste Todesursache in Deutschland. Dies betrifft nicht nur verschreibungspflichtige oder chemische Arzneimittel, auch Todesfälle durch Johanniskraut oder schwerste allergische Reaktionen auf Echinazin sind bekannt. Entscheidend beim Einsatz eines Medikamentes ist immer, dass der zu erwartende Nutzen (erwünschte Wirkung) den zu befürchtenden Schaden (Nebenwirkungen) bei weitem überwiegt und dass es sich um ein Medikament handelt bei dem diese Kosten- Nutzenrelation günstiger oder zumindest genauso günstig ist wie bei Konkurenzpräparaten bei der selben Indikation. Diese Entscheidung ist oft sehr individuell, bei jemand der bereits an Übergewicht leidet, ist das Risiko einer Gewichtszunahme höher zu bewerten, als bei jemand der eher untergewichtig ist. Bei Vorschädigung von Organen wird man das Risiko einer Nebenwirkung auf eben diese Organe ebenfalls anders bewerten müssen. Auch die Schwere einer Erkrankung an sich ,ist ein wesentliches Kriterium ob ein Medikament mit den dazugehörigen Risiken eingesetzt wird, dabei müssen die Risiken der Erkrankung an sich gegen die Risiken des Medikamentes abgewogen werden. Lipobay - ein Sonderfall? Nein. Ähnliche Nebenwirkungen mit verheerend größeren Zahlen gab es schon einmal in den 80er Jahren. L-Tryptophan eine eigentlich in jedem Käse oder Bananen natürlich vorkommende Substanz war damals ein sehr beliebtes natürliches Schlafmittel. Durch sehr lange unbemerkte Mängel im Herstellungsverfahren, die erst nach einer großen Zahl von Erkrankungen aufgedeckt wurde, entstand damals die Katastrophe. Ein Beispiel, das zeigt, dass es keine 100%ig sichere Arzneimittel gibt. Seien sie nun chemisch oder "biologisch". Was man noch aus der Affäre um Lipobay lernen kann? Keiner ist wirklich zuständig. Lipobay wurde von der deutschen Firma in England für Europa zugelassen. Warnmeldungen aus den USA (dort 1999 an alle Ärzte versandt), waren den Behörden hier unbekannt. In den zentral unerwünschte Meldungen sammelnden USA kamen die entscheidenden 31 ersten Patienten zusammen, (schneller dort auch weil dort in höherer Dosis und häufiger in Kombination verordnet- trotz entsprechender Warnungen). Die 6 verstorbene in Deutschland und die 3 in Spanien waren kein Grund Alarm zu schlagen. Bayer meldete nach London. Dort fühlte man sich nicht zuständig als Briefträger die anderen europäischen Behörden zu benachrichtigen. Es lebe die europäische Vielfalt.
"Da nach wie vor davon auszugehen ist, dass über 50% aller Depressionen nicht diagnostiziert und über 75% ungenügend behandelt werden, erfordert eine adäquate Betreuung vor allem eine Verbesserung des Wissensstandes der betreuenden Ärzte, insbesondere im allgemeinärztlichen Bereich. Durch prophylaktische medikamentöse Behandlung lässt sich die Wahrscheinlichkeit, erneut zu erkranken, erheblich senken. Auch adäquate psychotherapeutische Behandlung ohne Medikamente kann dies leisten, allerdings mit etwas geringerem Erfolg. Eine Kombination von Psychotherapie und medikamentöser Prophylaxe scheint derzeit am wirkungsvollsten zu sein. Nur ein Bruchteil depressiver Patienten gelangt jedoch bisher in eine derartige Behandlung." Kapitel 5.15 Depressionen (Teil 1) [Gesundheitsbericht für Deutschland 1998) Die europaweite DEPRES-Studie hatte ergeben, dass Depressionen unzureichend diagnostiziert und nach Diagnose oft inadäquat behandelt werden. Die britischen Verschreibungsdaten für Antidepressiva sprechen eine ähnliche Sprache. Vor allem trizyklische Antidepressiva, die nach wie vor häufiger verschrieben werden als selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, werden oft unterdosiert eingesetzt, und bei beiden Substanzgruppen wird die Therapie zu früh abgebrochen. Trizyklische Antidepressiva, die mit der Indikation Depression verschrieben wurden, waren nach einer Erhebung im Jahr 1995 nur bei etwa 20% der unter 65jährigen und bei etwa 40% der älteren Patienten adäquat dosiert. Die mittlere Tagesdosis von Amitriptylin und Clomipramin lag bei 60 mg statt der in einem nationalen Consensus-Statement von 1992 empfohlenen 75 mg. Die zurückhaltende, aber auch ineffektive Dosierung beruht vermutlich auf der Furcht vor Nebenwirkungen. Die im allgemeinen besser verträglichen selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer wurden überwiegend den Empfehlungen entsprechend dosiert. Für beide Antidepressiva-Gruppen ging die Verschreibungshäufigkeit nach vier Wochen deutlich zurück, und nach einem halben Jahr erhielten nur noch etwa 20 % der Patienten ein Antidepressivum. Die Empfehlung, ein Antidepressivum nach Abklingen der depressiven Phase noch vier bis sechs Monate einzusetzen, wurde damit häufig ignoriert.
In der Depressionsbehandlung könnte man aus der Behandlung anderer chronischer Erkrankungen profitieren. Multimodale Rückenschmerzbehandlungsprogramme, Diabetiker- und Asthmatikerschulungen könnten ebenso Vorbild sein, wie die Behandlung der Risikofaktoren des Herzinfarktes.
Bei manisch- depressiven Erkrankungen und bei Schizophrenien ist inzwischen unzweifelhaft, dass eine medikamentöse Dauerbehandlung sinnvoll ist, um das hohe Risiko einer erneuten Erkrankung zu vermindern. Bei Depressionen weist die Datenlage in einen ähnliche Richtung. Dies gilt unabhängig von der Art der Depression. Die Unterscheidung in reaktive oder Depressionen ohne erkennbaren Grund scheint bezüglich des Rückfallrisikos keine große Rolle zu spielen. Während Menschen die bisher nur eine oder zwei depressive Phase hatten eine gute Aussicht auf Genesung und anhaltende Besserung haben, sind die Aussichten schon nach der dritten depressiven Episode deutlich schlechter. In einer Übersichtsarbeit (1) über 27 Studien mit Daten von 3037 depressiven Patienten, die im Mittel über 5.78 Monate behandelt wurden und anschließend über durchschnittlich 16.6 Monate mit oder ohne medikamentös antidepressive Behandlung beobachtet wurden, zeigte sich unter Behandlung eine wesentlich niedrigere Rückfallrate von 1.85 gegenüber 6.24%/Monat und eine längere Zeit bis zum Rückfall (definiert als 50% ige erneute Verschlechterung) von 48.0 gegenüber 14.2 Monaten. Die Rückfallrate innerhalb von einem Jahr war unter Behandlung von 44.8% auf 19.5 % erniedrigt. Allerdings senkte in dieser Übersicht die lange antidepressive Behandlung nicht das Risiko nach Beendigung der medikamentösen Behandlung rückfällig zu werden. Auch langsames Ausschleichen der Medikamente führte nicht zu niedrigeren Rückfallraten. Letzteres spricht gegen die Vermutung mancher Autoren (7), dass Absetzeffekte, die irrtümlich als Rezidiv angesehen wurden, hierfür verantwortlich sind. Chronische Verläufe und häufige vorausgehende Episoden beinhalten das höchste Rückfallrisiko bei Beendigung der medikamentös antidepressiven Therapie. Mehrere Langzeitbeobachtungen von depressiven Patienten über 15 Jahre zeigen, dass nur 20% nach Genesung dauerhaft gesund bleiben, 60% haben immer wieder depressive Phasen und 20% begehen Selbstmord oder bleiben dauerhaft behindert. In einer anderen Beobachtung über 12 Jahre (5) hatten die Patienten im Durchschnitt 59% der Wochen depressive Symptome und in 15% der Wochen so schwerwiegend, dass von einer depressiven Episode gesprochen werden musste.
Alternativen zur rein medikamentösen Behandlung - Werden Antidepressiva überschätzt?
Antidepressiva sind aus der Behandlung von Depressionen nicht wegzudenken. Die Tatsache, dass nach den Studienergebnissen Depressionen generell eher als chronische oder chronisch wiederkehrende Erkrankungen betrachtet werden müssen, lässt allerdings die Frage nach langfristig effektiveren Behandlungen eine große Bedeutung erlangen. Antidepressiva können, das zeigen die Daten eindeutig, nicht im eigentlichen Sinn heilen. Dies auch wenn sie bei vielen Betroffenen innerhalb von Wochen zu einer Symptomfreiheit führen. Besondere Bedeutung kommt deshalb anderen erwiesenermaßen effektiven Behandlungen zu. Erwiesen ist eine vorbeugender Dauereffekt für kognitive Verhaltenstherapie. Dort, wenn es hauptsächlich darum geht, den Lebensstil mit Fehlanpassungen zu ändern, zu lernen mit den verbliebenen Symptomen der Angst und Reizbarkeit umzugehen und überhaupt das Wohlbefinden zu verbessern. Unter einer solchen Behandlung ließ sich das Rückfallrisiko in einer Studie 2 Jahre nach Absetzen der Antidepressiva von immerhin von 80% auf 25% senken.(2,6) Sinnvoll wäre solche verhaltenstherapeutischen Elemente grundsätzlich in die Depressionsbehandlung zu integrieren. Dies auch von vorneherein beim Facharzt, der die medikamentöse Behandlung vornimmt. Wünschenswert wäre auch, wenn andere therapeutische Schulen hier ihre ideologischen Hürden überwinden könnten und pragmatisch wirksames integrieren könnten. Lernen von anderen Therapierichtungen wird oft genug von therapeutischen Schulen als Bedrohung der eigenen Identität angesehen. Psychotherapeutische Verfahren sind schlechter standardisierbar als medikamentöse Behandlungsrichtlinien. Forschungsergebnisse der letzten Jahre lassen allerdings für manche Erkrankungen und Symptome durchaus erkennen was erwiesenermaßen hilft und was nicht. Oft ist es sinnvoll nach den Ursachen einer depressiven Erkrankung zu suchen, alleine ohne das Erlernen des Umgangs mit den Symptomen bringt dies keine dauerhafte Besserung. Psychotherapie führt nach Studien bisher nicht zu einer Senkung der Verordnung von Psychopharmaka. Der Psychopharmakaverbrauch steigt insgesamt mit Beginn einer Psychotherapie an, die Verordnungen und Kosten bleiben nach Abschluss einer Psychotherapie über dem Niveau vor Psychotherapie. Bei ca. 40% der Patienten kommt es nach Pth zum Absinken, bei ca. 50% zum deutlichen Anstieg des Psychopharmakaverbrauchs. Dies muss keine Hinweis auf die Verschlechterung der Erkrankung durch die Psychotherapie sein, sondern kann auch auf eine verbesserte Einsicht in die Notwendigkeit der Behandlung und bessere Mitarbeit sein, allerdings zeigt diese Statistik, dass Psychotherapie keine ausschließende Alternative zur medikamentösen Behandlung einer Depression ist. Seitens reine Psychotherapeuten wird oft ins Feld geführt, dass es unter Medikamenten eine hohe Plazeboansprechrate gibt. Dies trifft zu. Plazebos bezüglich Medikamenten sind einfach herstellbar, in Psychotherapiestudien ist dies schwieriger. Es überrascht deshalb nicht, dass die Psychotherapiestudien, die viel Wert auf eine gute Plazebobehandlung (unsepezifische aber empathische Zuwendung) gelegt haben in Metaanalysen im Vergleich zur Psychotherapie eine genauso gute Wirkung der Plazebopsychotherapie zeigen. Meggeneder, Oskar, Schableger, Karl: Ökonomische Auswirkungen psychotherapeutischer Behandlungen. Soziale Sicherheit, Okt. 2004, 390-400) (N= 399; Beobachtungszeitraum max. ca. 2 Jahre) Bruce E. Wampold , Takuya Minami, Sandra Callen Tierney, Thomas W. Baskin, Kuldhir S. Bhati Special Section on The Placebo Concept in Psychotherapy The placebo is powerful: Estimating placebo effects in medicine and psychotherapy from randomized clinical trials Journal of Clinical Psychology Volume 61, Issue 7 , Pages 835 - 854
Je weniger effektiv die Behandlung ist, um so weniger kommen die Patienten beim Rezidiv in Behandlung.
Ähnlich wie bei chronischen Rückenschmerzen brechen viele depressive Patienten bei unzureichender Wirkung die Behandlung ab und kommen auch bei Verschlechterung nicht wieder in Behandlung. Die bei uns noch übliche Trennung von medikamentöser Behandlung und psychotherapeutischer Behandlung erscheint für einen großen Teil der Patienten nicht sinnvoll. Sinnvoller wäre Depressionen wie einen Diabetes mellitus oder eine koronare Herzkrankheit als von vorne herein zur Chronifizierung neigende Erkrankung anzusehen. Dies mit der Konsequenz einer entsprechenden Schulung der Patienten im Umgang mit der Erkrankung und mit Identifizierung und Angehen der Risikofaktoren im aktuellen Lebensstil. Hauptsächlich im Wege steht einer effektiveren Behandlung eine noch in Teilen ideologisch geprägte Trennung von Pharmakotherapeuten (die nur mit Medikamenten behandeln), und zu noch mehr zwischen den verschiedenen psychotherapeutischen Schulen. Für viele Patienten könnten niederfrequente individuell ausgerichtete oder in Gruppen angebotene psychotherapeutische Interventionen eine wesentliche Rückfallprophylaxe darstellen. Für den Patienten ist es nicht möglich, die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten zu selbst zu beurteilen. Oft genug wissen nicht einmal Ärzte den Unterschied zwischen Psychiater, Psychotherapeut und Psychologe einzuordnen. Von den Unterschieden zwischen verschiedenen psychotherapeutischen Richtungen ganz zu schweigen. Einmal etablierte Fachgesellschaften haben natürlicherweise im Rahmen ihres Selbsterhaltungstriebs hauptsächlich ein Interesse am Schutz eigener Interessen. Zusammenarbeit und Lernen von einander erscheint schwierig. Zementiert wird dies durch die Gesundheitspolitik, die ihren Schwerpunkt auf die Verteilung der Geldtöpfe nach Interessengruppen ausrichtet und dabei als Grundlage nicht wirklich Effizienz sondern die Verteilung der Vorjahre nimmt. Die Entwicklung der letzten Jahre hat eine Trennung in rein medikamentös behandelnde Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapeuten gefördert. Rein medikamentöse Behandlungen geraten international zunehmend unter (berechtigte) Kritik. Ein zu großer Einfluss der Pharmaindustrie wird nicht ganz zu unrecht angemahnt.(7) Bis es wirklich möglich ist, die Behandlungspraxis an dem auszurichten, was als hilfreich erwiesen ist, bleibt es ein weiter Weg.
Fazit
Depressionen bleiben gut behandelbar. Medikament bleiben ein wichtiger Baustein der Therapie, sollten aber in allen Fällen von chronischen oder chronisch wiederkehrenden Episoden der Erkrankung, durch wirksame psychotherapeutische Maßnahmen ergänzt werden. Die Chronifizierungsneigung der Depressionen wird bisher in der Therapie unzureichend berücksichtigt.
Eine optimale Behandlung hätte minimale Nebenwirkungen, würde die Symptome vollständig beseitigen und den Zustand vor Ausbruch der Erkrankung wieder herstellen. Sie würde von Patienten problemlos akzeptiert. Diese Idealbedingungen kann noch kein Behandlungsverfahren für sich beanspruchen. Hier soll zunächst eine ( unvollständige) tabellarische Gegenüberstellung der Vor- und Nachteile von Antidepressiva vs. Psychotherapie erfolgen. Es bleibt zu betonen, dass in vielen, wenn nicht den meisten Fällen, eine Kombination beider Verfahren in der Behandlung von Depressionen sinnvoll ist. Je schwerer und chronischer die Depression ist, um so eher ist eine medikamentöse Behandlung vorrangig. Bei begleitenden psychotischen Symptomen sind AD ein Muss. Bei leicht bis mäßig ausgeprägten depressiven Syndrome sollte auf in erster Linie die Präferenz des Patienten entscheiden ob mit einer psychotherapeutischen oder einer medikamentösen Behandlung begonnen wird.
Medikamente auch wenn es eindeutige Auslöser gibt und ein Trauma oder Konflikt die Ursache war?
Antidepressive Medikamente bessern nach einer Überprüfung der Studienlage (The Cochrane Library, Issue 2, 2001) eindeutig die Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung. Die meisten Daten liegen hier zu Serotonin reuptake Hemmern (SSRI) vor. Für einige Antidepressiva gibt es negative Studien (Phenelzin, Brofaromin, Desipramin (damit möglicherweise auch Edronax und andere noradrenerge Medikamente), Alprazolam und Inositol).. Offene Fragen bleiben dahingehend, wie lange hier behandelt werden soll, in welcher Dosis und wie sich Psychotherapie und bei dieser Indikation ergänzen. Ob für spezielle Untergruppen (Kinder, alte Menschen) jeweils die selbe Aussage gilt ist ebenfalls offen. Ob eine prophylaktische Wirkung vorhanden ist bleibt ebenfalls offen. Möglicherweise setzt hier die Wirkung erst nach 8 bis 12 Wochen ein. Benzodiazepine scheinen im Gegensatz zu Antidepressiva den Effekt der Psychotherapie bei dieser Indikation abzuschwächen. Selbiges gilt auch für eine Dysthymia (reaktive oder neurotische Depression) Nach Durchsicht von 15 qualitativ ausreichenden Untersuchungen zeigte sich auch dort ein Effekt der antidepressiven Medikation. dabei dort aber keine Unterschiede zwischen den verschiedenen Medikamentengruppen wie Trizyklia (TZA), Selektive Serotonin reuptake Hemmern (SSRI), Monoamino Oxidase Hemmern (MAOI) und anderen Medikamenten (Sulpirid, Amineptin, und Ritanserin)
Antidepressiva werden, wie der Name schon sagt, zu der Behandlung von Depressionen eingesetzt. Sie können bei allen Arten von Depressionen nützlich sein. Daneben werden Antidepressiva noch in anderen Gebieten eingesetzt, z.B. bei der Behandlung von bestimmten (insbesondere chronischen) Schmerzzuständen und zur Erleichterung eines Medikamenten oder Drogenentzuges. Antidepressiva wirken stimmungsaufhellend, angstlösend und je nach Mittel aktivierend oder beruhigend. Auch bei den eher beruhigend wirkenden Antidepressiva kommt es im Verlauf der Behandlung durch die Rückbildung der durch die Depression verursachten Antriebsminderung zu einer allmählichen Aktivierung.
10 Regeln für die Medikamentenbehandlung
Der Beginn einer Behandlung sowie alle Detailfragen gehören in fachärztliche Hände, das Herabsetzen oder vollständige Absetzen einer antidepressiven Medikation ebenso.
Keine Selbstmedikation, zusätzlich eingenommene Medikamente müssen dem Arzt genannt werden, auch wenn sie frei verkäuflich sind.
Jede Dauerbehandlung erfordert eine regelmäßige Einnahme, damit sie in der erwarteten Weise wirken kann.
Alle neu aufgetretenen, verunsichernden und ängstigenden Beschwerden sollten möglichst bald mit dem Arzt besprochen werden.
Bekannte andere Erkrankungen müssen dem behandelnden Arzt berichtet werden. Halsschmerzen, Fieber, Schüttelfrost, Gliederschmerzen und ein Grippegefühl sollte bei Einnahme von TZA zu einer Blutbildkontrolle führen.
Kein Medikament abrupt absetzen!
Vor jeder Medikamentenverordnung sollte eine sichere Diagnose stehen, ebenso das Wissen um Vorbehandlung und Vorerfahrungen mit verschiedenen Medikamenten.
Eine Aufklärung über Wirkung, Dosierung, Verlauf der Behandlung, Nebenwirkungen und notwendige Untersuchungen sollten auf jeden Fall stattfinden.
Der Kranke oder die Kranke sollte in jede medikamentöse Behandlung sobald wie möglich aktiv mit einbezogen werden. Das Motto ist »Verhandeln statt Behandeln«.
Patienten sollten die Gewissheit haben, dass sie mit neuen Beschwerden, unsicheren Situationen oder beängstigenden Ereignissen auf jeden Fall den Rat ihres Arztes einholen können. In manchen Situationen ist es inzwischen üblich, die psychotherapeutische Behandlung und die medikamentöse Behandlung auf verschiedene Ärzte zu verteilen. Dann ist es erst recht wichtig, dass nicht nur der Psychotherapeut, sondern auch der »Medikamentenarzt« über fundierte Erfahrung verfügt.
Synopsis zur ambulanten (hausärztlichen) Diagnostik und Therapie der Depressionen (aus: Empfehlungen für Therapie von Depressionen, Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, 1997)
Anthony S Hale, Clinical review, ABC of mental health: Depression , BMJ 1997;315:43-46 (5 July)
Wie lange ist die Substanz im Körper (Beispiele) Die Halbwertszeit gibt an, nach welcher Zeit noch die Hälfte der Substanz im Körper ist.
Relative Wirksamkeit einer Umstellung der antidepressiven Medikation
Nebenwirkungen
Bei der Auswahl des Antidepressivums spielen die Nebenwirkungen die entscheidende Rolle. Einen Überblick über die Nebenwirkungen der Antidepressiva zu geben ist schwer, da man unter diesem Begriff Mittel aus verschiedenen Substanzgruppen mit unterschiedlichen Angriffspunkten und Nebenwirkungen zusammenzählt. Bei rein depressiven Störungen gibt es bisher keine Vorhersagemöglichkeit welches Antidepressivum bei einem bestimmten Patienten wirkt. Entscheidend sind dabei die Art der depressiven Symptomatik und gleichzeitig vorhandene andere körperliche Erkrankungen. So wird man z.B. jemandem der bereits unter Übergewicht leidet in der Regel kein AD verschreiben, das eine Gewichtszunahme begünstigt. Einem unruhigen oder suizidalen Patienten oder einem Patienten mit Schlafstörungen eher ein sedierendes Antidepressivum verordnen, eine überwiegend antriebsschwachen Patienten eher ein antriebssteigerndes AD. Der Geheimtipp des Nachbarn kann für Sie völlig ungeeignet sein. Die meisten Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit oder Verstopfung auftreten, sind lästig aber nicht gefährlich. Entscheidend ist vor Beginn der Behandlung zu klären ob bei einem speziellen Patienten ein besonderes Nebenwirkungsrisiko für ein bestimmtes Antidepressivum besteht. Manchmal sind dazu vor der Verordnung Untersuchungen wie EKG, Labor, augenärztliche Untersuchungen oder urologische Untersuchungen notwendig um evtl. Vorschädigungen zu entdecken, die für die Behandlung relevant sind. Schwere Komplikationen kommen bei sorgfältiger Verordnung nur äußerst selten vor, die leichteren Nebenwirkungen verlieren sich dagegen meist in den ersten Wochen dem Behandlung.
Für alle Antidepressiva gilt gleichermaßen: Wenn Nebenwirkungen auftreten sind sie meist bereits bei Beginn der Behandlung vorhanden und werden in den ersten Wochen weniger oder sie verschwinden. Die Wirkung kommt aber erst nach ein bis 4 Wochen.
Kurze Erklärung zur Grafik: Eine medikamentöse Behandlung soll ein im Körper gestörtes Gleichgewicht wieder herstellen. Sie ist deshalb immer nur indiziert, wenn eine beeinträchtigende Störung dieses Gleichgewichts vorliegt. Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) gehören zu den sichersten Medikamenten überhaupt, die auf dem Markt sind. SSRI enthalten kein Serotonin, sie führen nur dazu, dass das Serotonin an der Synapse nicht recycelt werden kann und erhöhen so in einen Zeitraum von Tagen die Serotoninkonzentration an den Synapsen im Gehirn. Anhaltende Schädigungen durch diese Medikamente sind sehr selten. Dennoch sollten sie von jemandem verordnet und überwacht werden, der die Nebenwirkungen kennt. Auch Überdosierungen führen meist nicht zu schweren Komplikationen. Schwere Komplikationen sind aber bei individueller Überempfindlichkeit, und dann vor allem in Kombination mit bestimmten anderen Medikamenten oder auch mit beispielsweise größeren Mengen Grapefruitsaft möglich. Dabei sind auch vereinzelte Todesfälle möglich. Auftretende Nebenwirkungen sollten deshalb mit dem Arzt besprochen werden. Es ist davon auszugehen, dass dann immer rechtzeitig reagiert werden kann.
Das Serotoninsyndrom: Eine oft verkannte Nebenwirkung die nicht mit Symptomen der Erkrankung verwechselt werden darf. Durch eine Erhöhung des Neurotransmitters Serotonin im ZNS kann es zu zum Teil schwerwiegende Störungen kommen: Diese bestehen in
Sie kommen unter allen SSRI und auch unter Venlafaxin (Trevilor®) vor allem in Kombination mit MAO-Hemmern (z. B. Tranylcypromin, Moclobemid), trizyklischen Antidepressiva (z. B. Amitriptylin, Imipramin, Clomipramin und Trazodon),• anderen psychoaktiven Substanzen (z. B. Buspiron, L-Tryptophan, Lithium-Salzen, Johanniskraut), Opioiden (z. B. Dextromethorphan, Tramadol, Pethidin) oder • Migränemitteln (z. B. Dihydroergotamin, Sumatriptan) Amphetaminen und Appetitzüglern, Drogen wie LSD vor.
Das Serotoninsyndrom entwickelt sich typischerweise innerhalb kurzer Zeit nach Dosiserhöhung oder nach Hinzufügen einer weiteren entsprechenden Substanz. Dabei ist zu berücksichtigen, dass auch nach Absetzen solcher Substanzen im Falle langer Halbwertszeiten (wie bei Fluoxetin) oder wirksamer Metaboliten noch über längere Zeit kritische Plasmakonzentrationen bestehen können. Pathogenetisch spielen dabei neben der pharmakodynamischen Wechselwirkung wahrscheinlich zusätzlich pharmakokinetische Interaktionen (verminderter Abbau des Serotonins durch die Leber) eine Rolle, sowie außerdem Konsum von Alkohol oder Kokain. Im klinischen Verlauf kommt es manchmal lediglich zu einer diskreten Verhaltensänderung in Form von Verwirrtheit, Hypomanie, Unruhe, Agitiertheit (die leicht als Verschlechterung der psychischen Grundstörung interpretiert werden kann), selten zum Vollbild des Serotonin-Syndroms mit unter Umständen sehr schwerwiegenden, potentiell lebensbedrohlichen Komplikationen in Form von ausgeprägter Hyperthermie (>42 °C), epileptischen Anfällen, respiratorischer Insuffizienz, disseminierter intravasaler Gerinnung (DICH), Rhabdomyolyse mit Leber-, Nieren- und Multiorganversagen. Differentialdiagnostisch ist vor allem das maligne neuroleptische Syndrom (MNS) abzugrenzen, das nach Therapie mit hochpotenten D2-antagonistischen Neuroleptika auftritt. Bei beiden Syndromen werden psychische Störungen, autonome Instabilität, Rigor, Hyperthermie sowie erhöhte CK-Konzentrationen beobachtet. Im Unterschied zum Serotoninsyndrom manifestiert sich das maligne neuroleptische Syndrom als akinetisch stuporöses Zustandsbild mit Hyporeflexie. Eine CK-Erhöhung tritt in fast allen Fällen des MNS auf, während diese beim Serotoninsyndrom eher seltener zu finden ist. Als weitere Differentialdiagnosen kommen die maligne Hyperthermie, die perniziöse Katatonie, Tetanus, Enzephalitis-Formen sowie verschiedene Intoxikationen (wie Anticholinergika, Amphetamine, Kokain, Lithium, MAOIs, Salizylate und Strychnin). in Frage; meist klärt sich jedoch die Diagnose durch anamnestische Angaben. Tritt das Syndrom auf, bewirkt sofortiges Absetzen aller serotonergen Arzneimittel meist Besserung innerhalb von 6 bis 12 Stunden. Symptomatische Maßnahmen - insbesondere bei hohem Fieber - können jedoch erforderlich werden. Die Therapie des Serotonin-Syndroms erfolgt durch sofortiges Absetzen aller serotoninergen Substanzen, was in der Regel zu raschem Abklingen der Symptomatik innerhalb von 6 bis 12 Stunden führt. Die Behandlung sollte unter stationären Bedingungen, bei Hyperreflexie und Myoklonien mit Benzodiazepinen, bei Hyperthermie mit Paracetamol erfolgen. Schwere Fälle benötigen eine Behandlung auf der Intensivstation wegen der Hyperthermie, manchmal einer Rhabdomyolyse, einer Verbrauchskoagulopathie und/oder einem akuten Atemnotsyndrom. Das Erkennen des Syndroms und der ursächlichen Medikamente kann lebensrettend sein. Im Krankenhaus erfolgt eine Flüssigkeitszufuhr um die Nierenfunktion zu sichern. Temperatur, Puls, Blutdruck, Urinausscheidung müssen dann überwacht werden. Gegen die Hyperthermie wird gekühlt. Benzodiazepine können notwendig sein um Anfälle zu unterdrücken. Nichtspezifische 5-HT1-und 5-HT2-Antagonisten wie Methysergid oder Cyproheptadin wurden zum Teil klinisch erfolgreich zur medikamentösen Therapie eines Serotonin-Syndroms eingesetzt. Cyproheptadin soll in einer Dosis von 4-8 mg alle 2 Stunden helfen, wenn nach 16mg kein Effekt eintritt sollte die Gabe eingestellt werden, sonst können bis zu 32 mg/Tag gegeben werden. Michael Hall 2003 Bei schweren Komplikationen, wie starker Hyperthermie, sind zur Verhinderung einer Rhabdomyolyse oder DIC eine muskuläre Paralyse sowie aggressive Maßnahmen zur Kühlung erforderlich. Eine endotracheale Intubation kann notwendig sein. Dr. med. J. Stingl, Prof. Dr. med. L. G. Schmidt, Arzneiverordnung in der Praxis ~ Ausgabe 3/1998 Serotoninerge Syndrome können lebensgefährlich sein. Sporer KA. The serotonin syndrome. Implicated drugs, pathophysiology and management. Drug Saf 1995;13:94104. Unter Behandlung mit Nefazodon trat in einer Studie bei 19 von 11 834 Patienten ein serotonerges Syndrom auf (Inzidenz: 0,4 Fälle pro 1000 Behandlungsmonate), das sich schnell nach Aufdosierung von Nefazodon entwickelte (in den meisten Fällen innerhalb von 24 h, max. nach 14 Tagen). 7 dieser Patienten wurden nur mit Nefazodon behandelt, die übrigen zusätzlich mit anderen Psychopharmaka oder internistischen Medikamenten. 5 Patienten hatten vor Nefazodon niemals ein anderes Antidepressivum erhalten. Sie entwickelten das Syndrom bereits unter 200 mg Nefazodon pro Tag. 1 Patientin mit weniger als 3 diagnostischen Symptomen und einer internistischen Begleiterkrankung starb, wobei ein kausaler Zusammenhang mit Nefazodon nicht zu beweisen war. Die Inzidenzraten waren jenen bei Fluoxetin (0,5), Paroxetin (0,9), Sertralin (0,6), Venlafaxin (0,9) und Moclobemid (0,5) vergleichbar. Wenig berücksichtigt wird, dass auch opioidartig wirkende Schmerzmittel das Serotonin- Syndrom verursachen können. In Fachinformationen fehlen dort Hinweise auf das Serotoninsyndrom als Nebenwirkung. Wegen der Gefahr epileptischer Anfälle ist der gleichzeitige Gebrauch von selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern, trizyklischen Antidepressiva, Neuroleptika, opiatähnlicher Schmerzmittel und Johanniskraut bedenklich und sollte zumindest zu einer EEG- Kontrolle führen. Die parallele Behandlung mit Monoaminoxidase-Hemmern ist kontraindiziert. Schwere Fälle benötigen eine Behandlung auf der Intensivstation wegen der Hyperthermie, manchmal einer Rhabdomyolyse, einer Verbrauchskoagulopathie und/oder einem akuten Atemnotsyndrom. Das Erkennen des Syndroms und der ursächlichen Medikamente kann lebensrettend sein. Im Krankenhaus erfolgt eine Flüssigkeitszufuhr um die Nierenfunktion zu sichern. Temperatur, Puls, Blutdruck, Urinausscheidung müssen dann überwacht werden. Gegen die Hyperthermie wird gekühlt. Benzodiazepine können notwendig sein um Anfälle zu unterdrücken. Cyproheptadin soll in einer Dosis von 4-8 mg alle 2 Stunden helfen, wenn nach 16mg kein Effekt eintritt sollte die Gabe eingestellt werden, sonst können bis zu 32 mg/Tag gegeben werden. Nach einer Analyse von 473 Patienten mit einer Überdosis von Selektiven Serotonin reuptake Hemmern (SSRI) reicht für die Diagnose des Serotoninsyndroms ein Klonus (induzierbar, spontan oder okulär), Agitation, Schweißausbrüche, Tremor, Hypertonus, Temperaturerhöhung und Hyperreflexie als Leitsymptome aus. (Hunter Serotonin Toxicity Criteria) Sensitivität 84% und Spezifität 97%. Medikamente die mit dem Serotoninsyndrom in Verbindung gebracht werden: Selektive Serotonin-reuptake Hemmer: Sertralin, Fluoxetin, Fluvoxamin, Paroxetin, und Citalopram, andere Antidepressiva: Trazodon, Nefazodon, Buspiron, Clomipramin, und Venlafaxin, Monoaminooxidasehemmer: Phenelzin, Moclobemid, Clorgilin, und Isocarboxazid. Antikonvulsiva: Valproat. Schmerzmittel: Meperidin, Fentanyl, Tramadol, und Pentazocin. Antiemetika: Ondansetron, Granisetron, und Metoclopramid. Antimigränemittel; Sumatriptan. Antibiotika: Linezolide (ein Monoaminooxidasehemmer) und Ritonavir. Frei verkäufliche Grippemittel: Dextromethorphan. Drogen: Methylenedioxymethamphetamin (MDMA, oder "ecstasy”), LSD, 5-Methoxydiisopropyltryptamin und andere, Pflanzliche Produkte: Tryptophan, Johanniskraut, Ginseng Other: lithium Dunkley EJ, Isbister GK, Sibbritt D, Dawson AH, Whyte IM. The Hunter Serotonin Toxicity Criteria: simple and accurate diagnostic decision rules for serotonin toxicity. QJM. 2003 Sep;96(9):635-642. Whyte IM, Dawson AH, Buckley NA.Relative toxicity of venlafaxine and selective serotonin reuptake inhibitors in overdose compared to tricyclic antidepressants. QJM. 2003 May;96(5):369-74. Michael Hall 2003. Mackay FJ, Dunn NR, Mann RD. Antidepressants and the serotonin syndrome in general practice. Br J Gen Pract 1999;49:8714., Austral. Adv. Drug React. Bull. 2001; 21: 14, BOWDLE, T.A.: Drug Safety 1998; 19: 173-89, SCHLIENGER, R.G., SHEAR, N.H.: Dtsch. med. Wschr. 1997; 122: 1495-9. Michael Hall, Serotonin syndrome, Aust Prescr 2003;26:62-3, Tiller JWG. Medicinal mishaps: serotonin states. Aust Prescr 1998;21:63. Edward W. Boyer, M.D., Ph.D., and Michael Shannon, M.D., M.P.H. The Serotonin Syndrome, N Engl J Med 2005;352:1112-20. Aktueller Artikel zum Serotonin Syndrom: Patrik Stephan, Fritz Ramseier, Mario Etzensberger, Eveline Jaquenoud Sirot, Klonus, Hyperreflexie und Agitation bei einer Patientin mit hohem Fluvoxamin-Serumspiegel: Symptome der Serotonin-Toxizität Schweiz Med Forum 2008;8:100-103
FAZIT
Vermeiden der Kombination mehrerer serotoninerger Substanzen; besondere Vorsicht bei therapieresistenten Depressionen.
Nach Literaturangaben wie auch eigener Erfahrung mit einer Patientin scheinen SSRI anfälliger für Dyskinesien bei Gleichzeitiger Verabreichung von Metoclopramid (Paspertin) zu machen. Patienten sollten darüber aufgeklärt werden. Dies betrifft auch die Kombination mit Cimetidin, Trazodon, oder Risperidon. SSRIs erhöhen das Blutungsrisiko auf das 1,9 bis 2,6 fache, dies kann nach einem Herzinfarkt als blutverdünnende Wirkung interessant sein, bei vorhandenem Magengeschwür etc. aber ein erhebliches Risiko sein. Arch Intern Med. 2004;164:2367-2370.
Behandlungsoptionen für SSRI-induzierte Sexuelle Dysfunktionen
Empfehlungen für Routineuntersuchungen unter Antidepressiva nach Benkert und Hippius
Monate
vorher
1
2
3
4
5
6
vierteljährlich
halbjährlich
Trizyklische AD
Blutbild
X
XX
GOT, GPT, g-GT
Harnstoff, Kreatinin
EKG
X2
EEG
RR, Puls
Andere AD
Blutbild1
X = Anzahl der Kontrollen. Der empfohlene Umfang der notwendigen Routinekontrollen ist bisher nicht im einzelnen empirisch abgesichert. 1 Für Mianserin empfehlen die Hersteller in den ersten Behandlungsmonaten wöchentliche Blutbildkontrollen. 2 Kontrolle bei allen Patienten über 60 Jahren.
Risiko sexueller Nebenwirkungen unter Antidepessiva
Kardiovaskulär
SSRIs
Imipramin
Spedierung
Schlaflosigkeit
Anticholinerg wie Mundtrockenheit, Verstopfung, aber auch Beeinträchtigung der Kognition
Gewichtszunahme
Sexuelle
bestimmte SSRIs
Imipramin, bestimmte SSRIs
Bewegungsunruhe
Übelkeit/Durchfall
1)De Abajo FJ, García Rodríguez LA, Montero D. Association between selective serotonin reuptake inhibitors and upper gastrointestinal bleeding: population based case-control study. BMJ 1999;319:11069.
Auswahl nach den Nebenwirkungen
Neuere Substanzen (non-TZAs)
MAO- Hemmer
Absetzsymptome und die nicht endgültig geklärte Kontroverse um Abhängigkeit. Sinnvoller informierter Umgang ist gefragt.
Schwindel, Übelkeit, Müdigkeit Kopfschmerzen, Reizbarkeit, Konzentrationsstörungen, Parästhesien, Leeregefühl im Kopf, Gangstörungen und Schlafstörungen können Absetzsymptome beim Absetzen von SSRI nach mehr als einmonatiger Einnahme sein. Es können jedoch auch weitere eher unspezifische Symptome wie Konzentrations-und Merkfähigkeitsstörungen, Ängstlichkeit, Dystonien, ja sogar manchmal ein Tinnitus sowie leichtes Fieber und Müdigkeit auftreten. Bei Paroxetin wurden solche Symptome am häufigsten beobachtet, seltener auch bei Fluoxetin, Fluvoxamin und Sertalin. Es empfiehlt sich deshalb, obwohl bisher davon ausgegangen wird, dass diese Medikamente keine Abhängigkeit oder Sucht erzeugen ein langsames Absetzen. Problem ist vor allem bei Angstpatienten (eine der häufigsten Indikationen) , dass Absetzsymptome kaum von einer Angstsymptomatik zu unterscheiden sind. Selektive Serotonin reuptake inhibitor discontinuation syndrome: proposed diagnostic criteria K. Black, C. Shea, S. Dursun, S. Kutcher [abstract / résumé] Absetzphänomene nach regelmäßiger mehrwöchiger oder längerer SSRI-Einnahme sind mittlerweile durch vielfältige Kasuistiken und auch einige Studien bekannt. Manche behaupten, dass jeder 2-4. betroffen sein sollen. Alleine wegen der Grunderkrankung sollten Antidepressiva generell langsam abgesetzt werden. Dies wird allerdings in der täglichen Praxis nicht immer beachtet und die Unkenntnis der Absetzphänomen durch nicht ausreichend psychopharmakologisch belesene Verordner, dürfte manchmal ein unnötiger Auslöser sein. Gesehen habe ich solche Patienten in der Praxis auch schon, eine Patientin behauptete, das Medikament mit dem Kommentar verordnet bekommen zu haben, das sei so etwas wie Johanniskraut und sie könne es dann auch einfach weglassen. Wichtig ist es, diese Absetzphänomene als solche zu erkennen und von der ursprünglichen depressiven Symptomatik abzugrenzen, die sich eher durch Kernsymptome wie Herabgestimmtheit, Interesse- und Antriebsverlust, Vitalstörungen und Rückzugstendenzen äußert. Mehrere Mechanismen könnten das Paroxetin-induzierte Absetzsyndrom erklären. Ein besonders hohes Risiko scheinen Frauen mit ängstlich chronisch leicht depressiver Symptomatik zu haben. Dies gilt besonders, wenn die Dysthymie bereits in jungen Jahren begonnen hat. Pharmakologisch besitzt Paroxetin eine hohe Affinität zu den Serotonin (5-HT) und Noradrenalintransportern, eine längere Gabe kann bei dazu veranlagten Menschen zu einer 5-HT2- Rezeptor Herunterregulation mit quasi ständigem Serotoninüberschuss führen. Eine Desensibilisierung der 5-HT2 Rezeptor Transmembran- Signalsysteme und eine Desensibilisierung der 5-HT1A Autorezeptoren ist ebenfalls denkbar. Abrupte Absetzen von Paroxetin führt zu einer Verminderung der zentralen 5-HT Speicher auf Spiegel die nicht mehr ausreichend sind für eine adäquate Signalübertragung. Hinzukommt speziell bei Paroxetion, dass es auch anticholinerge Eigenschaften ähnlich den trizyklischen Antidepressiva besitzt, die ebenfalls zu kognitiven Symptomen und Absetzsymptomen beitragen können. Die Absetzsymptomatik tritt in engem zeitlichen Zusammenhang mit dem Absetzen oder der Reduktion eines SSRIs auf und lässt sich durch ein Wieder an setzen des SSRIs in den meisten Fällen innerhalb von Stunden oder wenigen Tagen coupieren. Absetzphänomene treten wesentlich häufiger nach einer Behandlung mit kürzer wirksamen SSRIs auf, insbesondere wenn diese noch einen anticholinergen Wirkanteil wie das Paroxetin besitzen. Unter lang wirksamen SSRIs, z.B. Fluoxetin, sind Absetzphänomene seltener. SSRIs sollten deswegen nach regelmäßiger Einnahme - wie auch trizyklische Antidepressiva -nur langsam ausschleichend abgesetzt werden. Ausdrücklich soll darauf hingewiesen werden, dass Absetzphänomene bisher nicht als Hinweis auf eine abhängigkeitsmachende Wirkung von SSRIs angesehen werden, diese Einschätzung aber weiter strittig bleibt. Die meisten Autoren gehen davon aus, dass sämtliche anderen Abhängigkeitskriterien wie Dosissteigerung, Toleranzentwicklung oder Entstehen eines "typischen Suchtverhaltens " sind nicht zu beobachten sind. Allerdings sind die meisten Studien kurzdauernde Zulassungsstudien (entsprechend dem Interesse der Industrie den gesetzlichen Kriterien zu genügen), Eine endgültige Differenzierung werden erst verwertbare Langzeitdaten liefern. Je kürzer die Therapiedauer, desto stärker die Absetzfolgen Absetzphänomene nach antidepressiver Therapie werden - obwohl seit Jahrzehnten bekannt - in der ambulanten Praxis häufig übersehen oder fehlinterpretiert. Mit der Einführung der Serotonin-Wiederaufnahme-Inhibitoren (SSRI) und ihrer breiten Anwendung fand dieses Problem in den 90er Jahren vermehrte Aufmerksamkeit. Die Daten aus den wenigen vorliegenden Studien zeigen, dass die Häufigkeit dieser Ereignisse vor allem mit einer kurzen Halbwertszeit des verwendeten Antidepressivums korreliert. Insbesondere bei Paroxetin und Venlafaxin ist nach längerer Behandlung ein Ausschleichen erforderlich um Absetzsymptome zu vermeiden. Trotzdem können Absetzphänomene auch nach längerer Behandlung auftreten. Daher gilt grundsätzlich die Empfehlung, die Medikation auszuschleichen. Bei einer vorübergehenden Nichteinnahme der Medikation bleibt die Wirkstoffkonzentration im therapeutisch erwünschten Bereich. Mehrere Vergleichsstudien zeigen, dass unter Fluoxetin signifikant weniger Absetzfolgen auftreten als unter Paroxetin oder Sertralin. Bereits 1961 berichteten J. C. Kramer et al. über Absetzphänomene bei der Behandlung mit dem trizyklischen Antidepressivum Imipramin. Die Symptome ähnelten denjenigen, wie sie später unter Paroxetin oder Sertralin beobachtet wurden. Trotz der weiten Verbreitung der SSRI in der Therapie affektiver Störungen zeigte eine Umfrage, dass 72% der Psychiater und nur 30% der Hausärzte über dieses Phänomen informiert waren. "Elektroschock-artige" Parästhesien im Rahmen der SSRI (vor allem Paroxetin)- oder Venlafaxin-"Entzugsbeschwerden" berichtet. Die für Sekunden anhaltenden Blitz- oder Stromschlag-artigen Missempfindungen setzen überwiegend im Kopf- und Nackenbereich ein und können sich dann "wellenartig" auf andere Körperbereiche wie Brust, Arme und Beine ausbreiten. Bewegungen, insbesondere Kopfbewegungen, können die Symptomatik auslösen oder verstärken. Dr.Alexander Kretzschmar NeuroTransmitter Nr.10/2000, Therapiereport Nr.33, Das Arzneitelegramm berichtet auch über Entzugssymptome bei Neugeborenen, wenn die Mütter einen SSRI einnahmen. Außerdem werden dort Hinweise auf Dosissteigerungen gegeben. (a r z n e i - t e l e g r a m m 2 / 9 8) www.arznei-telegramm.de, arznei-telegramm 11/03 2003; 34: 104 Missbrauch von Antidepressiva ist bisher nur in Einzelfällen, fast immer bei Patienten die sonst auch einen Missbrauch von Drogen und Alkohol betreiben, dann oft mit extremen Dosen berichtet. Möglich ist letzteres nur mit einem SSRI oder Velaflaxin. Es ist ein Fall bekannt in dem ein zuvor schon Amphetaminabhängiger Patient zunächst seine Venlaflaxintagesdosis auf 337.5 mg und schließlich sogar auf eine Einzeldosis von 4050-mg steigerte bis er mit Brustschmerzen in die Klinik kam. Sehr hohe Dosen (therapeutisch normalerweise nicht verwendete Dosen) können eventuell ein Amphetaminartiges High erzeugen. Tinsley JA, Olsen MW, Laroche RR, Palmen MA. Fluoxetine abuse. Mayo Clin Proc 1994;69:166-168 S. Pirzada Sattar, M.D.A Case of Venlafaxine Abuse NEJM, Volume 348:764-765 February 20, 2003 Full Text Nadeem H Bhanji et al., PersistentTARDIVE REBOUND PANIC DISORDER, REBOUND ANXIETY, AND INSOMNIA FOLLOWING PAROXETINE WITHDRAWAL: A REVIEW OF REBOUND-WITHDRAWAL PHENOMENA, Can J Clin Pharmacol Vol 13(1) Winter 2006: e69-e74; Jan 23, 2006
Viele Inhaltsstoffe von Grapefruit- Saft sind Inhibitoren (Hemmer) im Cytochrom P450 System. Das Flavonoid Naringin und Furanocoumarin 6',7'-dihydroxybergamottin deaktivieren CYP-450. Dies mehr im Darm als in der Leber. Der Beginn dieser Deaktivierung ist schnell, er tritt nach einer Stunde eine und hält bereits nach einem Glas 24 Stunden an. Andere Studien fanden eine zusätzliche Hemmung der P450 1A2, 2A6, 2C9, 2C19, 2D6 durch 6',7'-dihydroxybergamottin. 5-10% der Bevölkerung haben kein P450 2D6. Diese Patienten können auf Nefazodon und Trazodon mit Angst reagieren weil ein Abbauprodukt das angstauslösend ist (Meta-Chlorophenylpiperazin) und das normalerweise mit 2D6 verstoffwechselt wird in erhöhter Konzentration vorhanden ist. Die selben Patienten sprechen auch nicht auf Kodein an, da dieses den 2D6 Metabolismus zu Morphin benötigt um zu wirken. Fluoxetin und Fluvoxamin kann bei diesen Patienten ebenfalls schlechter abgebaut werden und es kann so zu höheren Serumspiegeln und damit vermehrten Nebenwirkungen kommen. Grapefruit- Saft kann alle diese Mechanismen verstärken oder auch überhaupt erst auslösen. 8% der Menschen haben übrigens doppelte Gene die 2D6 produzieren. Damit können bei ihnen bei den genannten Medikamenten erniedrigte Spiegel und damit Wirkungslosigkeit in der üblichen Dosis resultieren. Siehe auch Tabelle unten.
Auch diverse Antiarrhytmika, Betablocker, Antiemetika, Opioide
lange Wirkdauer: Chlordiazepoxid, Clobazam, Diazepam, Dikaliumclorazepat, Nordazepam, Prazepam
Anzahl der
Abbruchraten (%)
Studien
Patienten
Gesamt
Fehlende Wirkung
10
1154
24
9
5.3
1160
25
11
3.6
596
31
13
2.2
608
29
14
631
17
6.7
4.1
623
3.1
Wiederaufnahmehemmung
Rezeptorenblockade
NA
5 HT
DA
alpha1
alpha2
5HT2
H1
Ach
++
-
+++
+
+(+)
Bedeutung der Rezeptoren für die Nebenwirkungen
Bezüglich der Serotonirezeptoren gibt es große Unterschiede in Bezug auf das Wirk- und Nebenwirkungsprofil. 5-HT1A Rezeptoren spielen wohl eine große Rolle bei Depression, Angst und Negativsymptomatik, nach neueren Untersuchungen spielen 5-HT1A-Rezeptor eine wichtige Rolle, um die neuronalen Stammzellen zur Zellteilung zu veranlassen. Hierdurch kann die Hippocampuszellschädigung, die für einen Teil der Negativsymptome verantwortlich gemacht wird, eventuell rückgängig gemacht werden. Science (2003: 301: 805-809) 5-HT2C Rezeptoren sind eventuell für die Gewichtszunahme und die Verbesserung der extrapyramidal motorischen Nebenwirkungen bei Atypika mit verantwortlich.
Wahrscheinlichkeit von Wechselwirkungen ausgewählter Antidepressiva mit anderen Medikamenten
Fluvoxamin > Fluoxetin > Paroxetin > Johanniskraut > Nefazodon > Sertalin > Citaprolam > Mirtazapin > Venlafaxin
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Selective serotonin reuptake Hemmer (SSRI) inm Vergleich zu Trizyklischen Antidepressiva (TCA) (Metaanalyse evidence based)
Originaltabelle in evidence based medicine Evidence-Based Mental Health 1998 May; 1: 50 und Selective serotonin reuptake inhibitors (SSRIs) for major depression. Part I. Evaluation of the clinical literature. Ottawa (ON): Canadian Coordinating Office for Health Technology Assessment, 1997 Aug. Report 3E.
Outcomes (Abkürzungen unten erklärt)
SSRI weighted EER
TCA weighted CER
RRR (95% CI)
Weighted ARR
NNT (CI)
Mundtrockenheit
21%
55%
61% (54 to 66)
34%
3 (3 to 4)
Verstopfung
10%
22%
46% (33 to 56)
12%
9 (7 to 13)
Schwindel
13%
23%
45% (30 to 56)
10 (8 to 16)
Übelkeit
83% (53 to 119)
11 (8 to 15)
Durchfall
5%
130% (17 to 355)
8%
13 (8 to 59)
Angst
7%
77% (18 to 165)
6%
16 (10 to 53)
Agitation
14%
66% (-6 to 195)
19 (10 to 437)
60% (25 to 105)
4%
22 (15 to 46)
Nervosität
15%
11%
44% (9 to 91)
3%
29 (17 to 99)
Kopfschmerzen
17%
31% (12 to 53)
33 (19 to 127)
Hohe "amerikanische Dosen" bringen oft keine statistisch belegbare bessere Wirkung aber mehr Nebenwirkungen. Die Tabelle unten zeigt allerdings nur die Patienten die von Anfang an bei einer bestimmten Dosis blieben, Therapieabbrüche und Umstellungen wurden als Therapieversager gewertet, wenn man nur die "protocol completers" also die, die bis zum Ende der Studie weiterbehandelt wurden nimmt stieg die Erfolgsrate von 60% bei niedrigen Dosen auf 76% bei den höchsten Dosen.
The CI is the range within which we would expect the true value of a statistical measure to lie. It is usually accompanied by a percentage value that shows the level of confidence that the true value lies within this range. For example, for an NNT of 10 with a 95% CI of 5 to 15, we would have 95% confidence that the true NNT value was between 5 and 15. NNT= numbers needed to treat um ein Krankheitsereignis zu verhüten.
Depression sind bei Alten Menschen oft mit körperlichen Erkrankungen verbunden; manchmal kann eine Depression den Beginn einer Demenz anzeigen, manchmal sind die Symptome einer Depression im Alter einer Demenz zum verwechseln ähnlich (depressive Pseudodemenz). Wegen der häufigen Begleiterkrankungen gelten besondere Richtlinien.
Häufige Auslöser sind körperliche Erkrankungen, und kritische Lebensereignisse wie Tod des Partners, Vereinsamung und Einschränkung der Mobilität mit entsprechender Einschränkung der Lebensqualität in der täglichen Aktivität.
Depressionen verschlechtern die Prognose und den Verlauf körperlicher Erkrankungen erheblich und bedürfen deshalb gerade im Alter einer Behandlung.
Der Verlauf der depressiven Erkrankung im Alter unterscheidet sich nicht wesentlich vom Verlauf im jüngeren Lebensalter, ohne Behandlung besteht aber eine höhere Tendenz zur Chronifizierung. Untersuchungen belegen, dass im Langzeitverlauf von Depressionen im Alter in über 60 Prozent der Fälle bei adäquater Therapie eine Gesundung zu erwarten ist.
SSRI, Venlafaxin, Mianserin, Mirtazapin, Trazodon sind sicherer und besser verträglich als TZA. Ihre Wirksamkeit auch im Alter ist wahrscheinlich, aber bisher schlechter belegt als für TZA.
Behandlung mit TZA im Alter setzt vor Behandlungsbeginn ein EKG voraus. Ggf. auch eine urologische und augenärztliche Untersuchung. Bei einer Demenz sollte wegen der anticholinergen Wirkung auf TZA verzichtet werden.
SSRI können möglicherweise im Alter eine Osteoporose verschlimmern, dies gilt für TZA eher nicht. Bei Gabe von SSRI im Alter sollte deshalb besonders auf eine Osteoporosebehandlung, und ausreichende Sonne und Bewegung geachtet werden, beides bessert auch die Depression. (Arch Intern Med. 2007;167:1240-1245)
Es wird mit niedrigeren Anfangsdosen begonnen, und langsamer die Dosis gesteigert. Ob niedrigere Dosen insgesamt ausreichen ist weiter offen.
Bei ausgeprägten Nebenwirkungen wird die Plasmakonzentrationen der TZA bestimmt, wie bei anderen Medikamenten kann es auch hier im Alter durch Stoffwechselveränderungen schneller zu einer Überdosierung kommen.
Besonders bei vorhandenem geistigem Abbau sind die anticholinergen zentralnervösen Nebenwirkungen mancher AD (zentrales anticholinerges Symtom mit Delir, Verwirrtheits- und Desorientiertheitszuständen, s. ) auch bei üblichen Dosen möglich.
Von den TZA werden deshalb die sekundären Amine (Nortriptylin, Desipramin) wegen besserer Verträglichkeit zu bevorzugt (weniger anticholinerge Wirkungen).
Abschließend: Ungefähr 10% aller Menschen über 60 leiden an behandlungsbedürftigen Depressionen. Viele Studien beweisen inzwischen, dass depressive Männer ein etwa 3- fach und depressive Frauen ein etwa 2- fach erhöhtes Sterblichkeitsrisiko haben. Nur bei wenigen werden die Depressionen behandelt. Wenn sie behandelt werden, erhalten sie am wahrscheinlichsten nur eine niedrige Dosis eines trizyklischen Antidepressivums. Depressionen im Alter unterscheiden sich hinsichtlich Ursachen, Symptomen und Behandlungserfolg von den Depressionen bei jüngeren Menschen. Meist werden diese Depressionen durch begleitende körperlicher Erkrankungen kompliziert. Depressive Syndrome im Alter müssen in einem Kontext wachsender sozialer, körperlicher und neurophysiologischer Unterschiede im Zusammenhang mit dem Alterungsprozess gesehen werden. Wichtig in diesem Rahmen sind Veränderungen der unmittelbaren sozialen Kontakte (Verwitwung, Berentung, mangelnde Mobilität u.a.), eine erniedrigte Schwelle für eine kortikales Arousal, eine Dekompensation wichtiger homeostatischer Prozesse und begleitende körperlicher Erkrankungen. All dies sind Faktoren, anfälliger für die Erkrankung an einer Depression machen. Alte Menschen sind anfälliger für die Nebenwirkungen von Antidepressiva. Dies ist ein Grund ihnen häufiger niedrigere Dosen zu verordnen. Es gibt auch Hinweise, dass im Alter niedrigere Dosen (geringere Stoffwechselrate, Veränderungen im Köperfettverhältnis) ausreichen, wirklich erwiesen ist dies allerdings nicht. Alte Menschen sprechen später auf Antidepressiva an als jüngere. Die The Cochrane Library, Issue 2, 2001 identifiziert 17 verwertbare Studien zur Effektivität von Antidepressiva im Alter im Vergleich zu Placebo. Dabei zeigten alle Gruppen von Antidepressiva eine vergleichbare Effizienz im Alter. Für TZA liegen ausreichende und gute Daten in den üblichen Dosen vor. Allerdings stehen die Daten bezüglich der SSRI und MAOI auf eher schwachen Beinen. TZA haben im Alter bekanntlich besondere Risiken. Mehr Studien sind hier dringend erforderlich. Ausreichende Studien um die Wirksamkeit von niedrigdosierten TZA nachzuweisen liegen allerdings nicht vor. Dass SSRI im Alter möglicherweise eine Osteoporose verschlimmern können, bedarf weiterer Abklärung in Studien, sollte aber vorsichtshalber berücksichtigt werden.
Veränderungen der Pharmakokinetik bei den Antidepressiva im Alter
Todesfälle pro Million Verschreibungen durch Antidepre nach dem
Außerdem verursachten Nebenwirkungen jährliche Kosten in Milliardenhöhe, berichtete die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände (AgV) bei der Vorstellung eines neuen "Medikamenten-Kursbuchs". Der Bundesfachverband der Arzneimittel-Hersteller in Bonn kritisierte die Todeszahlen als "unseriöse Hochrechnung".
Schönhöfer hat mit seinem Team seit 1985 die Nebenwirkungen von Medikamenten in den vier Bremer Zentralkrankenhäusern erfasst und auf ganz Deutschland hochgerechnet - eine nicht unbedingt ganz exakte Vorgehensweise. "Vier Krankenhäuser des kleinsten Bundeslandes können nicht als repräsentative statistische Grundlage für ganz Deutschland gelten", kritisierte daher auch der Verband der Arzneimittel-Hersteller.
Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern belege die Bundesrepublik einen mittleren Platz, sagte Schönhöfer. "Andere Studien haben gezeigt, dass etwa ein Drittel bis die Hälfte der durch Arzneimittel bedingten Todesfälle durch Aufklärung, Information und sachgerechte Medikamenten-Auswahl vermieden werden könnten."
Nach Angaben von AgV-Gesundheitsreferent Thomas Isenberg gehen Studien zufolge jährlich etwa 300.000 Krankenhaus-Einweisungen in Deutschland auf das Konto von Neben- und Wechselwirkungen von Medikamenten. "Im vergangenen Jahr wären dies immerhin rund sechs Prozent aller Einweisungen mit Folgekosten von bis zu 1,5 Milliarden Mark", so der Verbraucherschützer.
Zu berücksichtigen ist, dass dabei freiverkäufliche Arzneimittel von von Aspirin bis auch zu manchen pflanzlichen Präparaten ebenfalls nicht unerheblich beteiligt sind. Moderne Antidepressiva gehören dabei zu den sichersten Arzneimitteln, vorausgesetzt sie werden bei korrekter Dosis und Indikation unter Beachtung der Kontraindikationen verordnet und nach Verordnung eingenommen.
Für trizyklische Antidepressiva kann allerdings trotz dieser Daten keine Entwarnung gegeben werden, da sie häufig unterdosiert waren. In therapeutisch wirksamer Dosis verlängern zum Beispiel Amitriptylin und Doxepin deutlich die Reaktionszeit. Der Bremsweg bei einer Geschwindigkeit von rund 100 km/h ist unter 75 mg dieser Substanzen um etwa drei Meter verlängert, mehr als bei einem Blutalkoholgehalt von 0,8 ‰. Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer und reversible Monoaminoxidase-Hemmer verändern dagegen den Bremsweg nicht relevant.
Sinngemäß enthält das Gutachten "Krankheit und Kraftverkehr 1996" u. a. folgende Leitsätze zu psychiatrischen Grunderkrankungen
Bei jeder schweren Depression, die z. B. mit Wahn, stuporösen Symptomen oder akuter Suizidalität einhergeht, und bei allen manischen Phasen, sind die Voraussetzungen zum sicheren Führen von Kraftfahrzeugen nicht gegeben. Ebensowenig in akuten Stadien schizophrener Episoden, bei Demenz oder organischen Psychosen wie einem Delir oder einem Korsakow-Syndrom.
Grundsätzlich werden nach Abklingen der Akutsymptomatik Überprüfungen der Fahrtauglichkeit empfohlen. Die Eignung zur aktiven Wiederteilnahme am Straßenverkehr setzt allerdings symptomfreie Intervalle voraus. Diese differieren je nach Grunderkrankung erheblich, z. B. kann in der Regel nach einer ersten schweren psychotischen Episode nach sechsmonatiger Symptomfreiheit die Fahrerlaubnis wiedererlangt werden. Besonders günstige Krankheitsverläufe rechtfertigen eine Verkürzung dieser Zeit. In der Ein- oder Umstellungsphase mit sedierenden Psychopharmaka wird in der Regel die Fahrtauglichkeit für mindestens 10-14 Tage verneint werden. Eine stabile Erhaltungstherapie wird hingegen meistens die Eignung zum Führen von Kraftfahrzeugen nicht beeinflussen, Ausnahmen können hier dauerhafte Einnahmen höherer Dosen von Benzodiazepinen bilden. Tabelle nach Benkert und Hippius.
Hinweise zur Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit unter Psychopharmakaeinfluß
Eigenschaften
Einfluss auf die Fahrtüchtigkeit
Antidepressiva
Sedierend (z. B. Amitriptylin, Doxepin, Mirtazapin)
Fahrtüchtigkeit während Aufdosierung und in den ersten 2 Wochen nach Erreichen der Zieldosis eingeschränkt, i. d. R. nicht während Erhaltungstherapie
Nicht sedierend (z. B. Nortriptylin, Desipramin, SSRI, MAOH)
Fahrtauglichkeit i. d. R. nicht eingeschränkt
Carbamazepin
Bei Therapiebeginn Benommenheit, Schwindel, ataktische Störungen und Müdigkeit bekannt
Fahrtüchtigkeit während Aufdosierung eingeschränkt, i. d. R. nicht während Erhaltungstherapie
Valproinsäure
Bei Therapiebeginn Sedierung, Tremor und ataktische Störungen bekannt
Wie lange wird behandelt
Neuere Studien zur Phasenprophylaxe und Wirksamkeit von Antidepressiva. Relapse of Depressive Symptoms After Discontinuing Sertraline Ross J. Baldessarini, MD; Adele C. Viguera, MD Martin B. Keller, MD; James H. Kocsis, MD; Michael E. Thase, MD; Alan J. Gelenberg, MD; A. John Rush, MD; Lorrin Koran, MD; Alan Schatzberg, MD; James Russell, MD; Robert Hirschfeld, MD; Daniel Klein, PhD; James P. McCullough, PhD; Susan Kornstein, MD; Jan A. Fawcett, MD; Lisa LaVange, PhD; Wilma Harrison, MD; for the Sertraline Chronic Depression Study Group,July 28, 1999, JAMA / volume:282 (page: 323) FULL TEXT Keller MB, Kocsis JH, Thase ME, et al.Maintenance phase efficacy of sertraline for chronic depression.JAMA.1998;280:1665-1672.MEDLINE Reynolds III CF, Frank E, Perel JM, et al. Nortriptyline and interpersonal psychotherapy as maintenance therapies for recurrent major depression: a randomized controlled trial in patients older than 59 years.JAMA.1999;281:39-45. FULL TEXT | PDF | MEDLINE Thase ME, Greenhouse JB, Frank E, et al.Treatment of major depression with psychotherapy or psychotherapy-pharmacotherapy combinations.Arch Gen Psychiatry.1997;54:1009-1015.MEDLINE
Hormone
Es gibt nicht ganz eindeutige Untersuchungen über antidepressive Effekte von Schlidrüsenhormaon (Trijodthyronin); Einsatz am ehesten als Zusatztherapie ("Augmentation") bei Therapieresistenz denkbar)
Bisher ist der antidepressive Effekt einer Östrogensubstitution fraglich.
Lithiumprophylaxe hat folgende Vorteile:
Unterschiede in den Studienergebnissen
Rezidivprophylaxe der bipolaren affektiven Störungen
Ergebnisse der Konsensus- Konferenz am 10-11.10.1998 Nach Empfehlungen für die Behandlung bipolarer affektiver Störungen Psychopharmakatherapie 3/1999 Seite 115 ff.
Stimmungsstabilisierer+ Neuroleptikum
Valproinsäure+ atypisches Neuroleptikum
Behandlung der Manie
Schwer: Stimmungsstabilisierer +Neuroleptikum
Lithiumsalz+ Neuroleptikum
Schwer: Stimmungsstabilisierer+ Benzodiazepin
Valproinsäure+ Benzodiazepin
Valproinsäure+ Neuroleptikum
Behandlung der bipolaren Depression
Mittel/leicht: Stimmungsstabilisierer
Klinische Symptome der Lithiumintoxikation (bei Überdosierung)
- Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe
- Ataxie (wie bei Betrunkenen), Dysarthrie (verwaschenen Sprache)
- Grobschlächtiger Händetremor, Rigor (Muskeltonuserhöhung)
- Abgeschlagenheit, Schläfrigkeit, psychomotorische Verlangsamung
- Muskelzuckungen, Hyperreflexie
- Schwindel, Krampfanfälle
- Bewußtseinsstörung bis zum Koma
Die Empfehlungen der Arzneimittelkommision der deutschen Ärzteschaft
Nach Abklingen der Beschwerden und wiedererreichter Belastbarkeit wird die medikamentöse Therapie über 6 Monate bis anderthalb Jahre (mit gleicher oder nur wenig niedrigerer Dosierung als in der postakuten Behandlungsphase) durchgeführt, um ein Frührezidiv zu verhindern. Hier werden die häufigsten Fehler gemacht, die dann zu durchaus vermeidbaren kostspieligen und unnötig leidbringenden Rückfällen führen.
Rezidivprophylaxe
Bei rezidivierender Depression: Rezidivprophylaxe für 5 Jahre
**Summe der Konzentrationen Muttersubstanz plusaktive(r) Metabolit(e)
***Der Nutzen der Anwendung von TDM als Routineuntersuchung wurde wie folgt bewertet: Notwendig =Ein therapeutisch wirksamer Bereich wurde nachgewiesen. Mit TDM ist eine verbesserte Wirksamkeit und ein vermindertes Risiko im Au ftreten von Intoxikationen belegt. Sinnvoll =Ein therapeutisch wirksamer Bereich wurde nachgewiesen. Bei Einstellung eines Patienten auf den Spiegelbereich kann mit Therapieansprechen gerechnet werden. Wahrscheinlich sinnvoll =In der Literatur weisen Einzelfallberichte oder Einzeluntersuchungen an kleinen Fallzahlen auf einen sinnvollen Einsatz von TDM hin. Ungeklärt, ob sinnvoll =Es fehlen Angaben in der Literatur, aus dem sich eine Anwendung von TDM als Routineuntersuchung ableiten lässt. Eine fallbezogene Anwendung kann sinnvoll sein.
Behandlung von Nebenwirkungen der Antidepressiva (im Zweifel immer das Antidepressivum auf eine Substanz wechseln, die ein anderes Nebenwirkungsspektrum hat.
Tremor (Zittern)
Propanolol 20-100mg
Hypertensive Krise
Nifedipin (z.B.: Adalat) 5-20 mg sublingual, stat. Überwachung
Orthostatische Hypotonie
Stützstrümpfe, Dihydroergotamtin (z.B.: Dihydergot ret.) 2-3x 2,5 mg oral
Schläfrigkeit
Therapiepause, langsamer Aufdosieren, evtl., Thromboseprophylaxe
Harnverhalt
Carbachol (Doryl) 0,25 mg i.m. Distigminbromid (z.B.:Ubretid)0,5 mg i.m. eventuell suprapubische Punktion oder Katheter- stationär urologisch einweisen
Empfehlung viel Trinken, Laktulose, Einlauf,
Glaukomanfall
Pilocarpinaugentropfen, immer Notfall zum Augenarzt oder Augenklinik
Übelkeit / Erbrechen
Langsamer Einschleichen, eventuell Präparat das mit Lösung sehr langsam aufdosiert werden kann wie Fluoxetin, Metoclopramid Tr. oder Domperidon nach Bedarf z.B.: 2-3x 10-30 Tr.
Epileptischer Anfall
Wenn er von selbst abklingt, keine Medikamente, Diagnostik wie bei jedem Anfall, Ausschluss anderer Ursache auch bezüglich der behandlungsbedürftigen Grunderkrankung, immer neurologische Diagnostik, Ein Status epil. ist ein medizinischer Notfall, dann Diazepamrektiole und stat. Einweisung.
Priapismus (nicht abklingende schmerzhafte Gliedsteife)
Immer sofort als Notfall in die urologische Klinik
Lithiumintoxikation (Erbrechen, Durchfall, Ataxie, Tremor, Krampfanfälle, Bewusstseinsstörungen,
Absetzen oder Pause , E-lyte normalisieren, Flüssigkeitszufuhr, ggf. Dialyse
ARCHIVES OF GENERAL PSYCHIATRY- May 2000 Vol 57, No 5, pp 413-520A Randomized, Placebo-Controlled 12-Month Trial of Divalproex and Lithium in Treatment of Outpatients With Bipolar I Disorder the Divalproex Maintenance Study Group Charles L. Bowden, et al. http://archpsyc.ama-assn.org/issues/v57n5/full/yoa8223.html Maintenance Treatment in Bipolar Disorder Ross J. Baldessarini, MD; http://archpsyc.ama-assn.org/issues/v57n5/full/ycm9492.html Age of Onset and Familial Risk in Major Depression Myrna M. Weissman, http://archpsyc.ama-assn.org/issues/v57n5/full/ylt0500-3.html
Aufklärung und Information
Im Arztrecht ist verbindlich geregelt, dass die Aufklärung und Information über geplante Behandlungsmaßnahmen Voraussetzung für die wirksame Einwilligung des Betroffenen in die Behandlungsmaßnahme ist. Die ärztliche Aufklärungspflicht leitet sich zum einen aus dem Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit, zum anderen aus dem in der Verfassung verankerten Selbstbestimmungsrecht ab. Dementsprechend ist - wenn ein gesetzlicher Betreuer mit dem Wirkungskreis Heilbehandlung bestellt worden ist - auch der gesetzliche Betreuer einzubeziehen. Von dieser Regel kann nur abgesehen werden, wenn der Patient ausdrücklich auf eine Aufklärung verzichtet. In der Praxis wird dieser ärztlichen Aufklärungspflicht - nicht nur im psychiatrischen Bereich - gegenwärtig noch unzureichend nachgekommen. Die Aufklärungspflicht erstreckt sich dabei auf alle Behandlungsmaßnahmen, also im psychiatrischen Bereich nicht nur auf medikamentöse und körperbezogene Behandlungsverfahren, sondern in gleicher Weise auch auf die Psychotherapie (die genauso Nebenwirkungen haben kann). Vor jeder Medikamentenverordnung steht deshalb die Aufklärung warum es nötig ist, wie es helfen soll, was zu beachten ist, was für Nebenwirkungen zu erwarten sind. Eine solche Aufklärung muss persönlich nicht schriftlich erfolgen.
Entscheidend bleibt, wie Sie persönlich ein Medikament vertragen. Oft ist es bei den Wirkungen schwierig, zwischen einem Plazeboeffekt und der Wirkung des Medikamentes zu unterscheiden. Ähnliches gilt auch für die Nebenwirkungen bezüglich des Nozeboeffektes . Im allgemeinen muss Ihr Arzt Sie bezüglich möglicher Nebenwirkungen beraten und vor allem die Begleitmedikation, Begleiterkrankungen und die sich daraus ergebenden speziellen Risken kennen und Sie darüber aufklären. Besonders wichtig ist auch der Beipackzettel frei verkäuflicher Arzneimittel. Wer weiß schon, dass Aspirin für jeden 16. Asthmaanfall und für 80% der Magenblutungen bei über 60- jährigen verantwortlich ist. Wer kennt die Maximaldosis von Paracetamol ab der schwere Leberschäden zu befürchten sind. Beipackzettel sollten also gelesen werden, man sollte sie auch beachten, sich aber nicht davon in Panik versetzen lassen.
Patienteninformationen der TK basieren auf den ärztlichen Therapieempfehlungen der AkdÄ zur Depression
Da mich speziell zu dieser Seite häufig E-Mails erreichen, oft mit Texten wie" Der Neurologe sagt, sie soll den Frauenarzt fragen, der Frauenarzt verweist auf den Neurologen. Da ich sehr verzweifelt bin, versuche ich hier durch das Internet zu erfahren, ob und wie schwerwiegend es für das Ungeborene ist, wenn ich xy weiter einnehme ggfs. was ich anstelle von xy nehmen könnte.... Wer verordnet übernimmt immer eine Haftung im Rahmen seiner Sorgfaltspflicht. Er hat sich im Zweifel auch nochmals aktuell zu informieren. Für Irrtümer trotz sorgfältiger Information haftet dann eventuell dessen Haftpflicht oder die des Herstellers, im Zweifel auch mit Unterhalt für ein behindertes Kind. Die Abwägung ob und wie behandelt wird, ist immer individuell. Sie muss auch wenn es um eventuell entstandenen Schaden geht, individuell getroffen werden. Es ist also weder möglich noch sinnvoll, solche Anfragen per E-Mail zu beantworten. Dies weder für mich noch für die Fragenden. Bitte haben Sie Verständnis. Stützen Sie bitte auch sonst ihre Behandlung nicht überwiegend auf Infos aus dem Internet. Wenn Sie dies überhaupt tun, orientieren Sie sich an Leitlinien der Fachgesellschaften, und international angesehenen Fachzeitschriften, besprechen Sie die daraus gewonnenen Infos immer mit Ihrem Arzt. Die Seite hier gibt einen Überblick so gut ich das zum Zeitpunkt der Aktualisierung weiß, sie wird auch wenn ich neues lese oder höre aktualisiert, allerdings kann mir durchaus auch eine wichtige neue Information entgehen. Nicht alles was ich persönlich lese, zitiere oder schreibe kann ich mir selbst merken. Nachschlagen sollte auch für Ihre Behandler keine Schande sein. Vielleicht kann er ja die Info bis zu nächsten Tag, nächsten Termin usw. besorgen. Bei aktuellen Fragen zu bestimmten Medikamenten lohnt sich immer eine Medlinesuche. Sie können einfach auf einen der obigen Links zu Medline klicken, geben Sie bei Suchen "Pregnancy" und den Substanznamen ihres Medikamentes (auf der Packungsbeilage) - nicht den Firmennamen ein. Oft haben die englischen Namen einfach ein "e" hintendran. Ansonsten meist typische Buchstabenersetzungen wie c statt k, usw. Auch die so gewonnenen aktuellen Infos sollten Sie immer mit ihrem Arzt besprechen.
Meldebogen für unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) Checkliste Arzneitherapiesicherheit im Krankenhaus
NICE Guidelines zur Behandlung von Depressionen Depression, Full guideline (chapters 1 - 5), First consultation 9/2003 Depression, Full guideline (chapters 6 - 10), First consultation 9/2003 NICE guidelines for the management of depression Hugh Middleton, Ian Shaw, Sally Hull, and Gene Feder BMJ 2005 330: 267-268 [Extract] [Full Text