Karl C. Mayer, Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Facharzt für Psychotherapeutische Medizin, Psychoanalyse

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Schizophrenie

"Alle sind Irre; aber wer seinen Wahn zu analysieren versteht, wird Philosoph genannt."(Ambrose Bierce)

.Über eine halbe Million Bundesbürger sind mindestens einmal im Leben von einer Psychose betroffen – die meisten erstmals zwischen dem 18. und 35. Lebensjahr, der wichtigsten Phase der sozialen Entwicklung. Etwa zehn Prozent aller Patienten mit Schizophrenie suizidieren sich innerhalb der ersten zehn Jahre nach Krankheitsausbruch. Über 50 Prozent der Angehörigen sind psychisch belastet oder psychiatrisch erkrankt. Sozialmedizinisch ist, daß aufgrund von Schizophrenie ca. 200 000 bis 300 000 Menschen in der Bundesrepublik bereits in jungen Jahren erwerbsunfähig berentet sind. Die Kosten dafür werden für die BRD auf sieben Mrd. Mark, für die USA auf über 30 Mrd. Dollar geschätzt. Langzeitstudien ergaben, daß es bei 35 - 40 Prozent der ersterkrankten Patienten zu einer chronischen psychischen und sozialen Behinderung kommt

1896 prägte der Psychiater Emil Kraepelin den Begriff der “Dementia praecox” (frühzeitige Verblödung), ein Begriff der durch genuere Untersuchungen seine Dassiensberechtigung verloren hat, da die Patienten eben nicht "Verblöden".   Die Bezeichnung “Schizophrenie” (Spaltungsirresein) geht auf den schweizer Psychiater Eugen Bleuler zurück (1911), für ihn bestand das Charakteristische dieser Erkrankung in einem Mangel an der Einheit der Persönlichkeit, in einer Zersplitterung und Aufspaltung des subjektiven Gefühls der Persönlichkeit sowie der psychischen Tätigkeiten des Fühlens, Denkens und Wollens. Er unterschied dabei die Gruppe der Primärsymptome (formale Denkstörungen, Ich-Störungen und Störungen der Affektivität), die für die Diagnose obligat vorhanden sein müssen und die sekundären (akzessorischen) Symptome (Wahn, Halluzinationen, katatone Symptome), die zusätzlich bei der Erkrankung auftreten können.Unter Schizophrenie versteht man eine psychische Erkrankung, bei der viele Bereiche der Persönlichkeit gestört sein können und die zeitweise zu einer Zerrissenheit im Denken, Fühlen, Wollen und Handeln führen kann. Trotz dieser vorübergehenden "Spaltung der Seele" bewahren die Betroffenen ihre persönliche Eigenart und Individualität. Man weiß heute, daß der mit der Erkrankung häufig verbundene Leistungsabfall nicht auf einen Abbau der Intelligenz zurückzuführen ist; vielmehr handelt es sich hierbei um eine Blockierung der geistigen Beweglichkeit. Synonyme Begriffe die  oft verwendet werden sind: Psychosen, endogene Psychosen, schizophrene Psychosen oder Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis.

Bleuler: Grundsymptome und akzessorische Symptome

Plussymptomatik (Produktivsymptomatik)

Minussymptomatik

Halluzinationen

affektive Verflachung

formale Denkstörungen

sozialer Rückzug

Apathie

Neglect

Schizophrenien sind gar nicht so selten: etwa einer von hundert Menschen (genauer gesagt 0,8 - 1,5% der Bevölkerung) erkrankt im Laufe seines Lebens an einer schizophrenen Psychose. Die Krankheit kann gleichermaßen bei Männern und Frauen auftreten. Der Beginn liegt meist zwischen der Pubertät und dem 40. Lebensjahr.

Der Verlauf kann bei jeder/m Betroffenen anders sein und ist entgegen althergebrachten Vorurteilen - oft gutartig: Etwa ein Drittel aller Ersterkrankungen heilt folgenlos  aus; das heißt, die Betroffenen sind nach einer sogenannten "schizophrenen Episode" wieder völlig gesund, und es kommt zu keinem weiteren Krankheitsschub.

Bei einem weiteren Drittel kommt es nach Abklingen der ersten akuten Krankheitsepisode nach Monaten oder Jahren zu erneuten Krankheitssymptomen. Manche dieser Betroffenen sind zwischendurch völlig gesund, andere haben zwischen den Krankheitsepisoden leichtere bis mäßige Beschwerden, die aber - abgesehen von den akuten Episoden - ein zufriedenstellendes Leben ermöglichen, ohne daß längerfristig fremde Hilfe in Anspruch genommen werden muß.

Bei einem letzten Drittel der Betroffenen kann der Schweregrad der Erkrankung im Verlauf zunehmen. Unter Umständen sind ein oder mehrere längere Klinikaufenthalte oder die Inanspruchnahme fremder Hilfe (z. B. Hilfe durch psychosoziale Einrichtungen oder Leben in einer betreuten Wohngemeinschaft) erforderlich. Der Großteil aller Schizophrenien zeigt somit einen günstigen Verlauf. Wesentliche Voraussetzung dafür ist aber eine regelmäßige Behandlung, insbesondere auch die zuverlässige Einnahme von Medikamenten.

Bis vor kurzem stand außer Frage, daß die Krankheit Schizophrenie mit der ersten psychotischen Episode beginnt. Neuerdings hat sich jedoch herausgestellt, daß dem Ausbruch der Schizophrenie Entwicklungsanomalien auf neuromotorischer, kognitiver, emotionaler und Verhaltensebene vorausgehen, und zwar schon von Geburt an (verzögerte Sprachentwicklung und leichte kognitive Defizite). Nach dem Abklingen der ersten Episode gehen die Symptome wieder zurück und bilden quasi ein Plateau. Aber jene Komponente, die in Gestalt der oben erwähnten Entwicklungsanomalien in die Krankheit übergeht, bildet vermutlich eine stabile Basis von negativen Symptomen und kognitiven Defiziten.   Methodische Probleme der Verlaufsforschung an der Schizophrenie. Fortschr. Neurol. Psychiat.2000; 68: Nr. 5, S. 193-205. Schizophrene Erkrankungen beginnen nicht erst mit produktiv-psychotischen Symptomen. Verhaltensauffälligkeiten aufgrund von Wahn oder Halluzinationen führen häufig zur Ersthospitalisierung, doch ihnen gehen meist jahrelang diskrete kognitive und affektive Defizienzerscheinungen voraus, die als „vorauslaufender Defekt“ oder als Vorposten- und Prodromalsymptome bezeichnet wurden.n diesem uncharakteristischem Vorstadium bestehen oft über einen längeren Zeitraum hin leichtere psychische Symptome. In der Mannheimer ABC-Schizophrenie-Studie unter Prof. Heinz Häfner ergab sich, daß im Mittel sechs Jahre vor der Ersthospitalisierung unspezifische oder Negativsymptome und mehr als ein Jahr vor Erstaufnahme produktive Symptome vorhanden waren Diagnosesysteme wie DSM-IV oder ICD-10 führen relativ unscharf definierte und unspezifische Auffälligkeiten als mögliche Prodromalsymptome einer Schizophrenie an und haben entsprechend geringe Vorhersagekraft. Eine differenziertere Erfassung erlauben spezielle Instrumente. Sie berücksichtigen die Vielzahl feinerer, größtenteils nur von den Betroffenen selbst wahrnehmbarer Beeinträchtigungen des Denkens, Fühlens und Wollens. Diese Defizienzen in Antrieb und Emotionalität, Störungen von Denk- und Sprechakten, von Wahrnehmung und Selbstwahrnehmung sowie andere Zeichen herabgesetzter Belastbarkeit und erhöhter Beeindruckbarkeit liegen unterhalb des Ausprägungsgrades der Negativsymptomatik. . . Es kann zu sozialem Rückzug kommen, viele Kranke sind scheu und empfindsam, andere neigen zu streitsüchtigem und oppositionellem Verhalten oder werden unnahbar. Charakteristisch sind manchmal auch sog. sinnlose, unverständliche Verhaltensweisen. Die Köln-Bonn-Aachener Früherkennungsstudie von Joachim Klosterkötter und Mitarbeitern konnte anhand von Basissymptomen Personen identifizieren, die später wahrscheinlich an Schizophrenie erkrankten. Insbesondere selbsterlebte kognitive Beeinträchtigungen (z.B. Gedankeninterferenzen) und Irritierbarkeit im zwischenmenschlichen Kontakt waren bedeutend für das Risiko der späteren Psychose. Um die Vorhersagekraft zu verbessern, ist die Psychopathologie mit der Familienanamnese, mit neuropsychologischen, neurophysiologischen und bildgebenden Verfahren zu kombinieren. So kann das Risikoprofil abgeschätzt werden. Neben der familiären Belastung gelten folgende Merkmale als Risikoindikatoren: Auffälligkeiten in Psychopathologie (kognitive Defizienzen, Wahrnehmungsstörungen, interpersonelle Irritierbarkeit etc.), Psychophysiologie (evozierte Potentiale, Augenfolgebewegungen) und Neuropsychologie (Aufmerksamkeitsleistung, Konzeptbildung). FETZ arbeitet an einer Verbesserung der genannten Verfahren zur Früherkennung und an einer wirksamen Frühbehandlung, die psychologisch-psychotherapeutisch arbeitet oder/und medikamentös mit niedrigdosierten, nebenwirkungsarmen Neuroleptika erfolgt. Von J. Klosterkötter et al wurden 160 von psychiatrische Ambulanzen zugewiesene Patienten, die bei der Erstuntersuchung zwischen 1986 und 1991 noch keine schizophrenietypischen Symptome, wohl aber teilweise (110 Fälle) auf Prodromalsymptome verdächtige Störungen geboten hatten, wurden durchschnittlich 9,6 Jahre später mit denselben Instrumenten (BSABS, PSE-9) im Hinblick auf eine zwischenzeitliche Psychoseentwicklung nachuntersucht.Ergebnisse: 79 von 160 Patienten (49,3%) hatten eine schizophrene Störung entwickelt. Das Fehlen von Prodromalsymptomen schloß eine spätere Schizophrenieentwicklung mit einer Wahrscheinlichkeit von 96% aus, während die Ersterkrankung durch das Vorliegen solcher Symptome mit einer Wahrscheinlichkeit bis zu 91% vorhergesagt wurde. Das Resultat dieser ersten prospektiven Prodromstudie mit ausreichend großer Fallzahl und ausreichend lange überschautem Verlauf eröffnet neue Möglichkeiten zur Prävention psychotischer Ersterkrankungen durch kognitive Verhaltenstherapie und "atypische" Antipsychotika.

Nach diesem Vorstadium kommt es zur Ausbildung der eigentlichen schweren schizophrenen Symptomatik, zum Teil auf dem Hintergrund von Erlebnisfaktoren. Ein akuter Beginn der Erkrankung ist vergleichsweise seltener. In einer amerikanischen Studie wurden Verzögerungen von einen durchschnittlichen Zeitraum von einem Jahr bis zur Diagnosestellung festgestellt, in einer deutschen Studie waren es annähernd zwei Jahre, obwohl Konsens darüber besteht, daß ein späterer Therapiebeginn die Prognose verschlechtert. Offenbar werde das Problem oftmals negiert und die ärztliche Diagnose vielfach durch Angst und fehlendes Verständnis hinausgezögert.

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Zu den möglichen Symptomen:

Konzentrationssstörungen

Bei vielen Kranken ist die Konzentration schlechter als im gesunden Zustand. Das kann z.B. heißen, daß es ihnen schwer fällt, ein Buch zu lesen, obwohl sie das früher gerne und ohne große Anstrengung gemacht haben. Manchmal können sie sich auch nicht mehr richtig konzentrieren, wenn sie vor dem Fernseher sitzen oder Freunden zuzuhören.Hierbei spielt oft auch eine vermehrte Ablenkbarkeit eine Rolle. Manchmal kommt es vor, daß die Betroffenen bei einer Tätigkeit durch einen neuen Sinnesreiz (z. B. ein Geräusch wie Krach vor der Wohnung) stark gestört werden. Statt, wie sie das im gesunden Zustand problemlos gekonnt hätten, ihre Tätigkeit fortzuführen und z. B. das störende Geräusch gewissermaßen "auszublenden", werden sie abgelenkt und widmen nun ihre ganze Aufmerksamkeit diesem Geräusch. Vielen Kranken fällt es auch schwer, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, wenn mehrere Dinge gleichzeitig passieren

 

Denkstörungen:

  1. Zerfahrenheit des Denkens: zusammenhangslos, alogisch; bei Bewußtseinsklarheit

  2. Sperrung des Denkens o. Gedankenabreißen (Pat. bricht mitten im Satz ab)

  3. Gemachte Gedanken (Störung der Ich-Aktivität)

  4. Gedankenentzug : Gegenstück zu gemachten Gedanken

  5. Begriffszerfall: logisch unvereinvbare Bedeutungen werden verquickt / kontaminiert

  6. Begriffsverschiebung: Konkretismus: Begriffe werden wörtlich verstanden (Sprichwörter)

 

Wahrnehmungsstörungen und Halluzinationen

Das schizophrene Krankheitsbild geht oft auch mit Wahrnehmungsstörungen einher, die alle Sinne betreffen können. Die Patienten hören, fühlen, sehen, riechen oder schmecken Dinge, die andere nicht wahrnehmen. Man nennt dies auch Sinnestäuschungen oder Halluzinationen. Das Vorkommen von Halluzinationen läßt jedoch noch nicht den sicheren Rückschluß auf die Diagnose Schizophrenie zu, da dieses Symptom auch bei anderen psychischen Erkrankungen vorkommen kann. 

So hören die Betroffenen z. B. Stimmen von tatsächlich nicht anwesenden Personen, die sich über sie unterhalten, ihnen Befehle geben oder ihr Tun mit Bemerkungen kommentieren oder die drohen, schimpfen, rufen oder flüstern. Es kommen auch reine Geräuschhalluzinationen vor, wobei die Patienten Töne und Geräusche hören, wie z. B. ein Klopfen, Donnern, Summen oder Pfeifen. Geruchs- oder Geschmackshalluzinationen können sich z. B. darin äußern, daß die Patienten meinen, sie würden unangenehme Düfte riechen oder alles, was sie essen, würde z. B. nach Seife oder Essig schmecken. Oft gehen diese Halluzinationen mit der Angst einher, vergiftet zu werden.Die Halluzinationen können für Patienten absolut realistisch sein, und sie fühlen sich sogar mißverstanden, wenn Ärztin/Arzt oder Angehörige darauf hinweisen, daß das, was sie erleben, nicht in Wirklichkeit vorhanden ist. Dies ist ganz typisch für die Krankheit, und wenn es den Kranken wieder besser geht, können sie erkennen, daß sich diese Erlebnisse nur "in ihnen selbst" abgespielt haben.

Wahn

Bei an Schizophrenie erkrankten Menschen sind Wahnvorstellungen relativ häufig. Wir sprechen hier auch von sogenannten paranoiden Symptomen. Das Vorkommen Wahn läßt jedoch noch nicht den sicheren Rückschluß auf die Diagnose Schizophrenie zu, da dieses Symptom auch bei anderen psychischen Erkrankungen vorkommen kann.

Ein Wahn ist allgemein eine objektiv falsche Überzeugung, die aus einer krankhaften Ursache heraus entsteht und trotz vernünftiger Gegengründe aufrecht erhalten wird. Beispielsweise haben manche Patienten das Gefühl, bestimmte Vorgänge in ihrer Umgebung hätten speziell etwas mit ihnen zu tun, auch wenn dies objektiv nicht der Fall ist. So können sie z. B. annehmen, daß andere Menschen über sie reden, daß sich Radio- oder Fernsehsendungen oder Zeitungsberichte auf sie beziehen oder daß Gegenstände oder Ereignisse in ihrer Umgebung ihnen bestimmte Zeichen geben. Andere Betroffene fühlen sich verfolgt und beeinflußt durch andere Menschen oder außerirdische Mächte, oder sie befürchten, daß bestimmte Strahlen oder Gifte auf ihren Körper einwirken.Der Wahn kann sich in zahlreichen Formen zeigen und verschiedene Bereiche betreffen. So unterscheidet man z. B. Beziehungswahn, Beeinträchtigungswahn, Verfolgungswahn, Vernichtungswahn, religiösen Wahn, Eifersuchtswahn, Liebeswahn, Größenwahn und Kleinheitswahn. Während der akuten Krankheitsepisode halten die Patienten diese Gedanken oder Erlebnisse für völlig realistisch und können nicht verstehen, daß z. B. die Angehörigen oder der Arzt anderer Meinung sind. Nach Beendigung der akuten Krankheitsepisode können die meisten Betroffenen aber erkennen, daß es sich nur um krankheitsbedingte "Einbildungen" gehandelt hatte.

Depersonalisationserleben liegt vor, wenn Betroffene das Gefühl haben: "Ich bin nicht mehr ich selbst". Hierbei kann es vorkommen, daß die Kranken ihren Körper oder ihre Bewegungen so erleben, als ob sie sich von außen selbst zusehen würden. Außerdem können sie das Gefühl haben, als seien ihr Körper oder Teile ihres Körpers vergrößert oder verkleinert, verformt, schwerer oder leichter geworden.

Derealisationserleben liegt vor, wenn Betroffene ihre Umwelt als nicht mehr vertraut, als fremdartig oder auch als räumlich verändert erleben und das Gefühl haben: "Alles um mich herum ist so unwirklich, so verändert".

Ich - Störungen:

  1.  Entfremdungserleben (auch bei Neurosen und in Adoleszenz)

  2.  Verlust der „Meinhaftigkeit“ wird verbunden mit dem von Aussen gemachten

  3.  Zurückführung der erlebten Entfremdung auf Fernbeeinflussung, Hypnose, Bestrahlung etc.Schizophrene Depersonalisation hat paranoiden Charakter

  4. Störung der Ich-Vitalität (Gewißheit der eig. Lebendigkeit im katatonen Stupor)

  5. Störung der Ich-Aktivität (Fremdbeeinflussung, Verfolgungserleben, gemachte Gedanken)

  6. Störung der Ich-Konsistenz (Ich-Kontinuität)

  7. Störungen der Ich-Demarkation (Ich-Selbständigkeitsstörung): Abgrenzung des Eigenbereichs nicht möglich, Übermächtigkeit, dessen, was außen geschieht, Ich-Auflösung

  8. Störungen der Ich-Identität: Gewißheit des eigenen Selbst betroffen, äußert sich in katatonen Symptomen und Wahnerlebnissen; Überzeugung, z.B. historische Persönlichkeit und eigene Person zu sein
Besonders quälende Symptome der Schizophrenie sind die schizophrenen Ich-Störungen im engeren Sinne. Hierbei meinen die Kranken, daß ihr Denken, ihr Fühlen und ihre Handlungen von außen gesteuert werden und sie dadurch keine Kontrolle mehr über sich selbst haben. Die Kranken neigen dazu, in diesem Zustand dies dadurch zu erklären, daß sie z. B. durch außerirdische Mächte, bestimmte Apparate oder feindliche Strahlen beeinflußt und gelenkt werden. Manche Patienten glauben in einem solchen Fall, daß andere wissen können, was sie selbst denken, und daß "Gedankenübertragung" stattfindet, daß ihnen also z. B. durch andere Menschen, Maschinen oder außerirdische Kräfte Gedanken eingegeben, aufgezwungen oder entzogen werden. Ähnlich wie bei den Wahnvorstellungen können die Betroffenen erst nach Abklingen der akuten Krankheitsepisode erkennen, daß es sich um krankheitsbedingte Störungen des Erlebens, also um "Einbildungen" gehandelt hatte.
Häufig ist auch Angst, ja manchmal sogar Todesangst, der Grund für scheinbar unverständliche Verhaltensweisen oder auch Erregungszustände der Kranken. Wenn man dies weiß und bedenkt, kann man den Kranken sehr viel mehr Verständnis entgegenbringen. Antriebsminderung ist ein häufiges Symptom schizophrener Psychosen und wird auch als Antriebsarmut, Antriebsmangel oder Antriebshemmung umschrieben. Die Kranken sind energie- und schwunglos, können keine Initiative mehr ergreifen und sind passiv. Manche bewegen sich wenig oder verlangsamt. Viele ziehen sich in einem solchen Zustand zurück und vermeiden Kontakt zu anderen.Dies geht häufig mit Verlust an Interesse und einer mangelnden Fähigkeit, Spaß und Freude zu erleben, einher. Manche haben auch Schwierigkeiten, Entschlüsse zu fassen und sich zu entscheiden. Bei einigen Kranken kann es auch zu einer Antriebssteigerung kommen. Sie erleben sich dann zum Teil im positiven Sinn als aktiver, einfallsreicher oder auch als kreativer. Häufig drückt sich die Antriebssteigerung aber störend als vermehrte Unruhe, Anspannung, Reizbarkeit, Erregbarkeit und Aggressivität aus. Einige Betroffene leiden unter einem Bewegungsdrang und lassen keinen Augenblick von irgendwelchen - meist sinnlosen - Bewegungen ab.

Die extremsten Formen der schizophrenen Antriebsstörungen kommen nur selten vor: Auf der einen Seite kann es zum sogenannten "Stupor" kommen, einem Zustand der seelischkörperlichen Blockierung, in dem sich die Betroffenen trotz klaren Bewußtseins kaum oder gar nicht mehr bewegen und auch nicht mehr sprechen können. Auf der anderen Seite kann auch ohne äußeren Anlaß ganz plötzlich ein heftiger Erregungszustand auftreten; früher sprach man in einem solchen Fall von der sogenannten "Tobsucht".

Eher selten treten im Rahmen der Schizophrenie auch Störungen der Sprache auf. Manche Betroffenen drücken sich verschroben aus und wählen ungewohnte, geschraubte oder gespreizte Ausdrücke. Auch kann es vorkommen, daß Patienten eigene Wortneubildungen, sogenannte Neologismen, verwenden. Ihre Sprache kann dann manchmal auf die Zuhörer wie eine Geheimsprache wirken: Die Zuhörer versuchen, den Code zu finden, und die Erkrankten würden gerne den Schlüssel dazu geben, können dies aber nicht.

 

Störungen der Sprache:

  1. Mutismus

  2. starker Rededrang

  3. Neologismen (Wortneuschöpfungen)

  4. Maniriertheit: „gespreizte“, unnatürliche, spitze gezierte Artikulation

Manchmal bleiben nach einer akuten Krankheitsphase Negativsymptome zuück.Typische länger anhaltende Negativsymptome sind z. B. Konzentrationsstörungen, eine vermehrte Ablenkbarkeit, leichtere Störungen beim logischen Denken, Freudlosigkeit, Wortlosigkeit,   Interessensverlust, mangelnder Antrieb oder eine verminderte Spannbreite im Gefühlsleben. Häufig führt das dazu, daß sich die Betroffenen zurückziehen, Kontakte vermeiden und sich z. B. auch Hobbys, die ihnen vor der Erkrankung viel Freude bereitethatten, nicht mehr zuwenden können.
Zuverlässigste Indikatoren für die Entwicklung einer Schizophrenie sind folgende Prodromalsymptome: Gedankeninterferenz, Zwangähnliche Gedankenperseveration, Gedankendrängen - jagen, Blockierung der Gedankengänge, Störung der rezeptiven Sprache, Störung der Unterscheidung von Vorstellungen und Wahrnehmungen von Phantasie- und Errinnerungsvorstellungen, Subjektzentrismus, Derealisation, optische Wahrnehmungsstörungen, akustische Wahrnehmungsstörungen.( Klosterkötter et al. Fortschr Neurologie Psych. 20000,68, Seite 13ff.. )  
Positive Symptome  Negative Symptome
Halluzinationen Alogie
Wahn Affektverflachung
formale Denkstörungen Anhedonie
bizarres Verhalten sozialer Rückzug
katatone Symptome Antriebsarmut
Aufmerksamkeitsstörung

Störungen der Affektivität (des Gefühlslebens Stör. vielgestaltig und wechselhaft)

  1. gehobene Stimmungslage: bis zum manischen Gepräge, jedoch weniger vital, mitreißend als bei affektiven Psychosen, läppische Affektivität (Karikatur des Unernsten; enthemmt, ausgelassen, rücksichtslos und Laut)

  2. depressive Verstimmungen: Ratlosigkeit, Hilflosigkeit, Anlehnungsbedürfnis

  3. Angst: bestimmt häufig das Erleben der Schizophrenen, Angst vor Unbekannten, Unheimlichen

  4. Inadäquate Affektivität (Parathymie): Inkongruenz Stimmungslage und Situation; in späteren Stadien überwiegen affektive Steifigkeit und Modulationsarmut (Athymie): Schutz vor emotionalen Belastungen im mitmenschl. Umgang

  5. Ambivalenz: Erleben von gegensätzlichen Gefühlsregungen, stehen beziehungslos nebeneinander; (gleichzeitig lachen und weinen )

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Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen
(F20-F29) Definition nach dem ICD 10 Kapitel V

ICD-10 Homepage

In diesem Abschnitt finden sich die Schizophrenie als das wichtigste Krankheitsbild dieser Gruppe, die schizotype Störung, die anhaltenden wahnhaften Störungen und eine größere Gruppe akuter vorübergehender psychotischer Störungen. Schizoaffektive Störungen werden trotz ihrer umstrittenen Natur weiterhin hier aufgeführt.
F20 Schizophrenie
Die schizophrenen Störungen sind im allgemeinen durch grundlegende und charakteristische Störungen von Denken und Wahrnehmung sowie inadäquate oder verflachte Affekte gekennzeichnet. Die Bewußtseinsklarheit und intellektuellen Fähigkeiten sind in der Regel nicht beeinträchtigt, obwohl sich im Laufe der Zeit gewisse kognitive Defizite entwickeln können. Die wichtigsten psychopathologischen Phänomene sind Gedankenlautwerden, Gedankeneingebung oder Gedankenentzug, Gedankenausbreitung, Wahnwahrnehmung, Kontrollwahn, Beeinflussungswahn oder das Gefühl des Gemachten, Stimmen, die in der dritten Person den Patienten kommentieren oder über ihn sprechen, Denkstörungen und Negativsymptome.

Der Verlauf der schizophrenen Störungen kann entweder kontinuierlich episodisch mit zunehmenden oder stabilen Defiziten sein, oder es können eine oder mehrere Episoden mit vollständiger oder unvollständiger Remission auftreten.

Die Diagnose Schizophrenie soll bei ausgeprägten depressiven oder manischen Symptomen nicht gestellt werden, es sei denn, schizophrene Symptome wären der affektiven Störung vorausgegangen. Ebensowenig ist eine Schizophrenie bei eindeutiger Gehirnerkrankung, während einer Intoxikation oder während eines Entzugssyndroms zu diagnostizieren. Ähnliche Störungen bei Epilepsie oder anderen Hirnerkrankungen sollen unter F06.2 kodiert werden, die durch psychotrope Substanzen bedingten psychotischen Störungen unter F10-F19, vierte Stelle .5.

Exkl.: Schizophrene Reaktion
Schizophrenie:
- akut (undifferenziert)
- zyklisch
Schizotype Störung
F20.0 Paranoide Schizophrenie
Die paranoide Schizophrenie ist durch beständige, häufig paranoide Wahnvorstellungen gekennzeichnet, meist begleitet von akustischen Halluzinationen und Wahrnehmungsstörungen. Störungen der Stimmung, des Antriebs und der Sprache, katatone Symptome fehlen entweder oder sind wenig auffallend.
Paraphrene Schizophrenie
Exkl.: Paranoia
Paranoider Involutionszustand
F20.1 Hebephrene Schizophrenie                         zurück zum Seitenanfang  
Eine Form der Schizophrenie, bei der die affektiven Veränderungen im Vordergrund stehen, Wahnvorstellungen und Halluzinationen flüchtig und bruchstückhaft auftreten, das Verhalten verantwortungslos und unvorhersehbar ist und Manierismen häufig sind. Die Stimmung ist flach und unangemessen. Das Denken ist desorganisiert, die Sprache zerfahren. Der Kranke neigt dazu, sich sozial zu isolieren. Wegen der schnellen Entwicklung der Minussymptomatik, besonders von Affektverflachung und Antriebsverlust, ist die Prognose zumeist schlecht. Eine Hebephrenie soll in aller Regel nur bei Jugendlichen oder jungen Erwachsenen diagnostiziert werden.  
Desintegrative Schizophrenie
Antrieb und Zielstrebigkeit gehen verloren, Ziel- und Planlosigkeit werden charakteristische Verhaltensweisen. Wahnvorstellungen und Halluzinationen sind bruchstückhaft und flüchtig, das Verhalten ist verantwortungslos und unvorhersehbar und Manierismen (=zweckmäßige Bewegungen werden sonderbar anmutend, unnatürlich-gekünstelt und verschroben ausgeführt) häufig. Die Stimmung ist flach und unpassend, oft begleitet von Kichern oder selbstzufriedenem, selbstversunkenem Lächeln oder von einer hochfahrenden Umgangsweise, von Grimassieren, Manierismen, Faxen, hypochondrischen Klagen und immer wiederholten Außerungen (Reiterationen). Das Denken ist ungeordnet, die Sprache weitschweifig und zerfahren. Der Kranke neigt dazu, sich zu isolieren; sein Verhalten erscheint ziellos und ohne Empfindung. Meist früher Beginn zwischen 15.-25. Lj., wegen schneller Entwicklung der sog. Minussymptomatik (Affektverflachung und Antriebsverlust) eine eher schlechte Prognose. Die Persönlichkeit (vor Erkrankungsbeginn) ist meist schüchtern und einzelgängerisch
F20.2 Katatone Schizophrenie
Die katatone Schizophrenie ist gekennzeichnet von den im Vordergrund stehenden psychomotorischen Störungen, die zwischen Extremen wie Erregung und Stupor sowie Befehlsautomatismus und Negativismus alternieren können. Zwangshaltungen und -stellungen können lange Zeit beibehalten werden. Episodenhafte schwere Erregungszustände können ein Charakteristikum dieses Krankheitsbildes sein. Die katatonen Phänomene können mit einem traumähnlichen (oneiroiden) Zustand mit lebhaften szenischen Halluzinationen verbunden sein.
1. Stupor (eindeutige Verminderung der Reaktionen auf die Umgebung sowie Verminderung spontaner Bewegung und Aktivität) oder Mutismus (Mutismus bedeutet Nichtsprechen - über einen längeren Zeitraum - bei vorhandener Sprachfähigkeit und intakten Sprechorganen).
2. Erregung (anscheinend sinnlose motorische Aktivität, die nicht durch äußere Reize beeinflußt ist.)
3. Haltungsstereotypien (freiwilliges Einnehmen und Beibehalten unsinniger und bizarrer Haltungen).
3. Negativismus (anscheinend unmotivierter Widerstand gegenüber allen Aufforderungen oder Versuchen, bewegt zu werden; oder statt dessen Bewegungen in die entgegengestzte Richtung).
4. Rigidität (Beibehalten einer starren Haltung bei Versuchen, bewegt zu werden).
5. Flexibilitas cerea bzw. wächserne Biegsamkeit (Verharren der Glieder oder des Körpers in Haltungen, die von außen auferlegt sind).
6. Andere Symptome wie Befehlsautomatismen (automatische Befolgung von Anweisungen) und verbale Perseverationen (= sprachliche Außerungen, die häufig immer in der gleichen Form (stereotyp) wiederholt werden und sinnlos erscheinen).
F20.3 Undifferenzierte Schizophrenie
Diese Kategorie soll für psychotische Zustandsbilder verwendet werden, welche die allgemeinen diagnostischen Kriterien der Schizophrenie (F20) erfüllen, ohne einer der Unterformen von F20.0-F20.2 zu entsprechen, oder die Merkmale von mehr als einer aufweisen ohne daß bestimmte diagnostische Charakteristika eindeutig überwiegen.
Atypische Schizophrenie
Exkl.: Akute schizophreniforme psychotische Störung
Chronische undifferenzierte Schizophrenie
Postschizophrene Depression
F20.4 Postschizophrene Depression                           zurück zum Seitenanfang  
Eine unter Umständen länger anhaltende depressive Episode, die im Anschluß an eine schizophrene Krankheit auftritt. Einige "positive" oder "negative" schizophrene Symptome müssen noch vorhanden sein, beherrschen aber das klinische Bild nicht mehr. Diese depressiven Zustände sind mit einem erhöhten Suizidrisiko verbunden.

Wenn der Patient keine schizophrenen Symptome mehr aufweist, sollte eine depressive Episode diagnostiziert werden (F32.-). Wenn floride schizophrene Symptome noch im Vordergrund stehen, sollte die entsprechende schizophrene Unterform (F20.0-F20.3) diagnostiziert werden.

F20.5 Schizophrenes Residuum
Ein chronisches Stadium in der Entwicklung einer schizophrenen Krankheit, bei welchem eine eindeutige Verschlechterung von einem frühen zu einem späteren Stadium vorliegt und das durch langandauernde, jedoch nicht unbedingt irreversible "negative" Symptome charakterisiert ist. Hierzu gehören psychomotorische Verlangsamung, verminderte Aktivität, Affektverflachung, Passivität und Initiativemangel, qualitative und quantitative Sprachverarmung, geringe nonverbale Kommunikation durch Gesichtsausdruck, Blickkontakt, Modulation der Stimme und Körperhaltung, Vernachlässigung der Körperpflege und nachlassende soziale Leistungsfähigkeit.
Chronische undifferenzierte Schizophrenie
Restzustand
Schizophrener Residualzustand
F20.6 Schizophrenia simplex
Eine Störung mit schleichender Progredienz von merkwürdigem Verhalten, mit einer Einschränkung, gesellschaftliche Anforderungen zu erfüllen und mit Verschlechterung der allgemeinen Leistungsfähigkeit. Die charakteristische Negativsymptomatik des schizophrenen Residuums (Affektverflachung und Antriebsminderung) entwickelt sich ohne vorhergehende produktive psychotische Symptome.
F20.8 Sonstige Schizophrenie
Schizophreniform:
- Psychose o.n.A.
- Störung o.n.A.
Zönästhetische (zönästhopathische) Schizophrenie
Exkl.: Kurze schizophreniforme Störungen
F20.9 Schizophrenie, nicht näher bezeichnet                                     zurück zum Seitenanfang  
F21 Schizotype Störung
Eine Störung mit exzentrischem Verhalten und Anomalien des Denkens und der Stimmung, die schizophren wirken, obwohl nie eindeutige und charakteristische schizophrene Symptome aufgetreten sind. Es kommen vor: ein kalter Affekt, Anhedonie und seltsames und exzentrisches Verhalten, Tendenz zu sozialem Rückzug, paranoische oder bizarre Ideen, die aber nicht bis zu eigentlichen Wahnvorstellungen gehen, zwanghaftes Grübeln, Denk- und Wahrnehmungsstörungen, gelegentlich vorübergehende, quasipsychotische Episoden mit intensiven Illusionen, akustischen oder anderen Halluzinationen und wahnähnlichen Ideen, meist ohne äußere Veranlassung. Es läßt sich kein klarer Beginn feststellen; Entwicklung und Verlauf entsprechen gewöhnlich einer Persönlichkeitsstörung.
Latente schizophrene Reaktion
Schizophrenie:
- Borderline
- latent
- präpsychotisch
- prodromal
- pseudoneurotisch
- pseudopsychopathisch
Schizotype Persönlichkeitsstörung
Exkl.: Asperger-Syndrom
Schizoide Persönlichkeitsstörung

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F22 Anhaltende wahnhafte Störungen
Diese Gruppe enthält eine Reihe von Störungen, bei denen ein langandauernder Wahn das einzige oder das am meisten ins Auge fallende klinische Charakteristikum darstellt, und die nicht als organisch, schizophren oder affektiv klassifiziert werden können. Wahnhafte Störungen, die nur wenige Monate angedauert haben, sollten wenigstens vorläufig unter F23.- kodiert werden.
F22.0 Wahnhafte Störung
Eine Störung charakterisiert durch die Entwicklung eines einzelnen Wahns oder mehrerer aufeinander bezogener Wahninhalte, die im allgemeinen lange, manchmal lebenslang, andauern. Der Inhalt des Wahns oder des Wahnsystems ist sehr unterschiedlich. Eindeutige und anhaltende akustische Halluzinationen (Stimmen), schizophrene Symptome wie Kontrollwahn oder Affektverflachung und eine eindeutige Gehirnerkrankung sind nicht mit der Diagnose vereinbar. Gelegentliche oder vorübergehende akustische Halluzinationen schließen besonders bei älteren Patienten die Diagnose jedoch nicht aus, solange diese Symptome nicht typisch schizophren erscheinen und nur einen kleinen Teil des klinischen Bildes ausmachen.
Paranoia
Paranoid:
- Psychose
- Zustand
Sensitiver Beziehungswahn
Späte Paraphrenie
Exkl.: Paranoid:
- Persönlichkeitsstörung
- psychogene Psychose
- Reaktion
- Schizophrenie
F22.8 Sonstige anhaltende wahnhafte Störungen
Hierbei handelt es sich um Störungen, bei denen ein Wahn oder Wahnsysteme von anhaltenden Stimmen oder von schizophrenen Symptomen begleitet werden, die aber nicht die Diagnose Schizophrenie (F20.-) erfüllen.
Paranoides Zustandsbild im Involutionsalter
Querulantenwahn (Paranoia querulans)
Wahnhafte Dysmorphophobie
F22.9 Anhaltende wahnhafte Störung, nicht näher bezeichnet

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F23 Akute vorübergehende psychotische Störungen
Eine heterogene Gruppe von Störungen, die durch den akuten Beginn der psychotischen Symptome, wie Wahnvorstellungen, Halluzinationen und anderen Wahrnehmungsstörungen, und durch eine schwere Störung des normalen Verhaltens charakterisiert sind. Der akute Beginn wird als Crescendo-Entwicklung eines eindeutig abnormen klinischen Bildes innerhalb von 2 Wochen oder weniger definiert. Bei diesen Störungen gibt es keine Hinweise für eine organische Verursachung. Ratlosigkeit und Verwirrtheit kommen häufig vor, die zeitliche, örtliche und personale Desorientiertheit ist jedoch nicht andauernd oder schwer genug, um die Kriterien für ein organisch verursachtes Delir (F05.-) zu erfüllen. Eine vollständige Besserung erfolgt in der Regel innerhalb weniger Monate, oft bereits nach wenigen Wochen oder nur Tagen. Wenn die Störung weiterbesteht, wird eine Änderung der Kodierung notwendig. Die Störung kann im Zusammenhang mit einer akuten Belastung stehen, definiert als belastendes Ereignis ein oder zwei Wochen vor Beginn der Störung.
F23.0 Akute polymorphe psychotische Störung ohne Symptome einer Schizophrenie
Eine akute psychotische Störung, bei der Halluzinationen, Wahnphänomene und Wahrnehmungsstörungen vorhanden, aber sehr unterschiedlich ausgeprägt sind und von Tag zu Tag oder sogar von Stunde zu Stunde zu wechseln. Häufig findet sich auch emotionales Aufgewühltsein mit intensiven vorübergehenden Glücksgefühlen und Ekstase oder Angst und Reizbarkeit. Die Vielgestaltigkeit und Unbeständigkeit sind für das gesamte klinische Bild charakteristisch; die psychotischen Merkmale erfüllen nicht die Kriterien für Schizophrenie (F20.-). Diese Störungen beginnen abrupt, entwickeln sich rasch innerhalb weniger Tage und zeigen häufig eine schnelle und anhaltende Rückbildung der Symptome ohne Rückfall. Wenn die Symptome andauern, sollte die Diagnose in anhaltende wahnhafte Störung (F22.-) geändert werden.
Bouffée délirante ohne Symptome einer Schizophrenie oder nicht näher bezeichnet
Zykloide Psychose ohne Symptome einer Schizophrenie oder nicht näher bezeichnet
F23.1 Akute polymorphe psychotische Störung mit Symptomen einer Schizophrenie
Eine akute psychotische Störung mit vielgestaltigem und unbeständigem klinischem Bild, wie unter F23.0 beschrieben; trotz dieser Unbeständigkeit aber sind in der überwiegenden Zeit auch einige für die Schizophrenie typische Symptome vorhanden. Wenn die schizophrenen Symptome andauern, ist die Diagnose in Schizophrenie (F20.-) zu ändern.
Bouffée délirante mit Symptomen einer Schizophrenie
Zykloide Psychose mit Symptomen einer Schizophrenie
F23.2 Akute schizophreniforme psychotische Störung
Eine akute psychotische Störung, bei der die psychotischen Symptome vergleichsweise stabil sind und die Kriterien für Schizophrenie (F20.-) erfüllen, aber weniger als einen Monat bestanden haben. Die polymorphen, unbeständigen Merkmale, die unter F23.0 beschrieben wurden, fehlen. Wenn die schizophrenen Symptome andauern, ist die Diagnose in Schizophrenie (F20.-) zu ändern.
Akute (undifferenzierte) Schizophrenie
Kurze schizophreniforme:
- Psychose
- Störung
Oneirophrenie
Schizophrene Reaktion
Exkl.: Organische wahnhafte [schizophreniforme] Störung
Schizophreniforme Störung o.n.A.
F23.3 Sonstige akute vorwiegend wahnhafte psychotische Störungen
Es handelt sich um eine akute psychotische Störung, bei der verhältnismäßig stabile Wahnphänomene oder Halluzinationen die hauptsächlichen klinischen Merkmale darstellen, aber nicht die Kriterien für eine Schizophrenie erfüllen (F20.-). Wenn die Wahnphänomene andauern, ist die Diagnose in anhaltende wahnhafte Störung (F22.-) zu ändern.
Paranoide Reaktion
Psychogene paranoide Psychose
F23.8 Sonstige akute vorübergehende psychotische Störungen
Hier sollen alle anderen nicht näher bezeichneten akuten psychotischen Störungen, ohne Anhalt für eine organische Ursache, klassifiziert werden und die nicht die Kriterien für F23.0-F23.3 erfüllen.
F23.9 Akute vorübergehende psychotische Störung, nicht näher bezeichnet
Kurze reaktive Psychose o.n.A.
Reaktive Psychose

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F24 Induzierte wahnhafte Störung
Es handelt sich um eine wahnhafte Störung, die von zwei Personen mit einer engen emotionalen Bindung geteilt wird. Nur eine von beiden leidet unter einer echten psychotischen Störung; die Wahnvorstellungen bei der anderen Person sind induziert und werden bei der Trennung des Paares meist aufgegeben.
Folie à deux
Induziert:
- paranoide Störung
- psychotische Störung

 

F25 Schizoaffektive Störungen
Episodische Störungen, bei denen sowohl affektive als auch schizophrene Symptome auftreten, aber die weder die Kriterien für Schizophrenie noch für eine depressive oder manische Episode erfüllen. Andere Zustandsbilder, bei denen affektive Symptome eine vorher bestehende Schizophrenie überlagern, oder bei denen sie mit anderen anhaltenden Wahnkrankheiten gemeinsam auftreten oder alternieren, sind unter F20-F29 zu kodieren. Parathyme psychotische Symptome bei affektiven Störungen rechtfertigen die Diagnose einer schizoaffektiven Störung nicht.
F25.0 Schizoaffektive Störung, gegenwärtig manisch
Eine Störung, bei der sowohl schizophrene als auch manische Symptome vorliegen und deshalb weder die Diagnose einer Schizophrenie noch einer manischen Episode gerechtfertigt ist. Diese Kategorie ist sowohl für einzelne Episoden als auch für rezidivierende Störungen zu verwenden, bei denen die Mehrzahl der Episoden schizomanisch ist.
Schizoaffektive Psychose, manischer Typ
Schizophreniforme Psychose, manischer Typ
F25.1 Schizoaffektive Störung, gegenwärtig depressiv
Eine Störung, bei der sowohl schizophrene als auch depressive Symptome vorliegen und deshalb weder die Diagnose einer Schizophrenie noch einer depressiven Episode gerechtfertigt ist. Diese Kategorie ist sowohl für einzelne Episoden als auch für rezidivierende Störungen zu verwenden, bei denen die Mehrzahl der Episoden schizodepressiv ist.
Schizoaffektive Psychose, depressiver Typ
Schizophreniforme Psychose, depressiver Typ
F25.2 Gemischte schizoaffektive Störung
Gemischte schizophrene und affektive Psychose
Zyklische Schizophrenie
F25.8 Sonstige schizoaffektive Störungen
F25.9 Schizoaffektive Störung, nicht näher bezeichnet
Schizoaffektive Psychose o.n.A.

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F28 Sonstige nichtorganische psychotische Störungen
Hier sind wahnhafte oder halluzinatorische Störungen zu kodieren, die nicht die Kriterien für Schizophrenie (F20.-), für anhaltende wahnhafte Störungen (F22.-), für akute vorübergehende psychotische Störungen (F23.-), für psychotische Formen der manischen Episode (F30.2) oder für eine schwere depressive Episode (F32.3) erfüllen.
Chronisch halluzinatorische Psychose

 

F29 Nicht näher bezeichnete nichtorganische Psychose
Psychose o.n.A.
Exkl.: Organische oder symptomatische Psychose o.n.A.
Psychische Störung o.n.A.
In manchen Fällen der wird der Begriff der "blanden" oder symptomarmen Psychose verwendet.Fehldiagnosen sind hier verständlicher weise besonders häufig. Man kann darunter zum einen die sog. "Schizophrenia simplex" verstehen - ein Krankheitsbild, das sehr umstritten ist und das möglichst nicht diagnostiziert werden sollte und das wohl auch sehr selten ist. Es ist aber unumstritten, daß viele psychotische Erkrankungen einen schleichenden und oft auch scheinbar symptomarmen Verlauf nehmen. Oft sind sie erst nach vielen Jahren wirklich (und dann auch rückblickend) diagnostizierbar. Dabei kommt es natürlich auch auf die Sichtweise an: gerade bei schizophrenen Psychosen stehen im Langzeitverlauf häufig die weniger "eindrucksvollen" sog. negativen Symptome (z.B. Affektarmut, Apathie, sozialer Rückzug, Aufmerksamkeitsstörungen) im Vordergrund und die deutlicher wahrnehmbaren "positiven" Symptome (wie z.B. Wahn oder Halluzinationen) fehlen. Über diese Formen gibt es inzwischen eine ziemlich umfangreiche Literatur, deren Ergebnisse wegen unterschiedlicher Methodik aber relativ schwer zu vergleichen sind.Praktisch wichtig sind aber heute auch diejenigen Psychoseformen, die frühzeitig behandelt wurden und die deshalb viele Symptome nicht mehr aufweisen, die früher zu einer "floriden" Psychose gehört haben. Allerdings ändert diese Symptomverschiebung nicht unbedingt etwas an derrelativ ungünstigen Langzeitprognose und auch nicht an der Therapienotwendigkeit. Psychosen mit einem schleichenden Beginn im Sinne einer hebephrenen Schizophrenie haben leider sogar ein besonders ungünstige Prognose, wenn nicht alle verfügbaren pharmakologischen, psychotherapeutischen und soziotherapeutischen Mittel eingesetzt werden.

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Das Rückfallrisiko ist ohne medikamentös- neuroleptische Behandlung 5x höher. Daneben sind vorallem die bisherige soziale Anpassung, die Dauer der Symptome bis zum Beginn der Behandlung und die Negativ-Symptome für das Rückfallrisiko von Bedeutung. Eine neuere Studie zum Thema s.u.

Predictors of Relapse Following Response From a First Episode of Schizophrenia or Schizoaffective Disorder, Arch Gen Psychiatry. 1999;56:241-247,Delbert Robinson, MD; Margaret G. Woerner, PhD; Jose Ma. J. Alvir, DrPH; Robert Bilder, PhD; Robert Goldman, PhD; Stephen Geisler, MD; Amy Koreen, MD; Brian Sheitman, MD; Miranda Chakos, MD; David Mayerhoff, MD; Jeffrey A. Lieberman, MD,ABSTRACT    |   FULL TEXT  |    PDF

Zur Erblichkeit (Stand der derzeitigen Forschung): siehe auch Report of the National Institute of Mental Health's Genetics Workgroup National Institute of Mental Health Die Ergebnisse von Zwillingsuntersuchungen die genetisch identische eineiige Zwillinge mit zweieiigen Zwillingen vergleichen zeigen: Bei eineiigen Zwillingen beträgt die Konkordanzrate im Mittel 48% gegenüber nur 16% bei zweieiigen Zwillingen. Würde es sich um einen größeren Geneffekt, mit hoher Penetranz handeln, müßte bei eineiigen Zwillingen die Konkordanz sehr viel höher sein. Die niedrige Konkordanzrate weist darauf hin, daß zusätzlich Umweltfaktoren, die familiär und nicht-familiär sein können, zum Entstehen der Krankheit beitragen. Die Beteiligung nur eines einzelnen wesentlichen Gens mit hoher Penetranz ist unwahrscheinlich. the Genetics and Mental Disorders

(Archives of Psychiatry oder Neurology Artikel leider nur bis April 2000 im Volltext kostenlos, für Abonnenten einer der Zeitschriften des American Medical Association bleiben aber alle weiterhin im Volltext frei abrufbar, für Ärzte lohnt es sich aus meiner Sicht deshalb eine der Zeitschriften zu abonnieren

Heritability Estimates for Psychotic Disorders: The Maudsley Twin Psychosis Series, Alastair G. Cardno, MB, MRCPsych; E. Jane Marshall, MD, MRCPsych; Bina Coid, PhD; Alison M. Macdonald, PhD; Tracy R. Ribchester, BSc; Nadia J. Davies, MB, MRCPsych; Piero Venturi, MD; Lisa A. Jones, BSc; Shon W. Lewis, MD, FRCPsych; Pak C. Sham, MB, MRCPsych; Irving I. Gottesman, PhD; Anne E. Farmer, MD, MRCPsych; Peter McGuffin, MB, PhD, FRCPsych; Adrianne M. Reveley, MB, MRCPsych; Robin M. Murray, MD, FRCPsych, DSc
February 1999   FULL TEXT   

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Zahlreiche Forscher beschäftigen sich in den letzten Jahren mit den antomischen bzw. neuopathologischen Grundlagen der Erkrankung, einige Beispiele solcher Artikel sind unten aufgeführt mit Link für interessierte. In wie weit die diesbezügliche Forschung für die Therapie Relevanz bekommen wird ist noch unklar. Sicher trägt sie zum Verständnis der Erkankung bei.

Regional Gray Matter, White Matter, and Cerebrospinal Fluid Distributions in Schizophrenic Patients, Their Siblings, and Controls Tyrone D. Cannon, PhD; Theo G. M. van Erp, MA; Matti Huttunen, MD, PhD; Jouko Lonnqvist, MD; Oili Salonen, MD, PhD; Leena Valanne, MD; Veli-Pekka Poutanen, MSc; Carl-Gustav Standertskjold-Nordenstam, MD; Raquel E. Gur, MD, PhD; Michelle Yan, PhD,Archives of General Psychiatry / volume:55 (page: 1084),December 1998   FULL TEXT   

Functional Imaging of Memory Retrieval in Deficit vs Nondeficit Schizophrenia Stephan Heckers, MD; Donald Goff, MD; Daniel L. Schacter, PhD; Cary R. Savage, PhD; Alan J. Fischman, MD, PhD; Nathaniel M. Alpert, PhD; Scott L. Rauch, MD,Archives of General Psychiatry / volume:56 (page: 1117)December 1999    FULL TEXT  

Neural Correlates of Eye Tracking Deficits in First-degree Relatives of Schizophrenic Patients: A Positron Emission Tomography Study Gillian A. O'Driscoll, PhD; Chawki Benkelfat, MD; Patrik S. Florencio, BSc; Anne-Lise V. G. Wolff, BSc; Ridha Joober, MD; Samarthji Lal, MD; Alan C. Evans, PhD,Archives of General Psychiatry / volume:56 (page: 1127),December 1999   FULL TEXT 

Decreased Dendritic Spine Density on Prefrontal Cortical Pyramidal Neurons in Schizophrenia Leisa A. Glantz, PhD; David A. Lewis, MD,Archives of General Psychiatry / volume:57 (page: 65),January 2000,   FULL TEXT 

Progressive Cortical Change During Adolescence in Childhood-Onset Schizophrenia: A Longitudinal Magnetic Resonance Imaging Study Judith L. Rapoport, MD; Jay N. Giedd, MD; Jonathan Blumenthal, MA; Susan Hamburger, MA, MS; Neal Jeffries, PhD; Tom Fernandez; Rob Nicolson, MD; Jeff Bedwell; Marge Lenane, MSW; Alex Zijdenbos, PhD; Tomas Paus, MD, PhD; Alan Evans, PhDArchives of General Psychiatry / volume:56 (page: 649),July 1999   FULL TEXT 

Left Planum Temporale Volume Reduction in Schizophrenia Jun Soo Kwon, MD, PhD; Robert W. McCarley, MD; Yoshio Hirayasu, MD, PhD; Jane E. Anderson, PhD; Iris A. Fischer, BA; Ron Kikinis, MD; Ferenc A. Jolesz, MD; Martha E. Shenton, PhD, Archives of General Psychiatry / volume:56 (page: 142)February 1999   FULL TEXT

Cortical Abnormalities in Schizophrenia Identified by Structural Magnetic Resonance Imaging Jill M. Goldstein, PhD; Julie M. Goodman, PhD; Larry J. Seidman, PhD; David N. Kennedy, PhD; Nikos Makris, MD, PhD; Hang Lee, PhD; Jason Tourville; Verne S. Caviness, Jr, MD, DPhil; Stephen V. Faraone, PhD; Ming T. Tsuang, MD, PhD,Archives of General Psychiatry / volume:56 (page: 537)June 1999,  FULL TEXT
abnormalities in the prefrontal cortex

Hippocampal Volume in First-Episode Psychoses and Chronic Schizophrenia: A High-Resolution Magnetic Resonance Imaging Study
Dennis Velakoulis, FRANZCP; Christos Pantelis, MRCPsych; Patrick D. McGorry, FRANZCP, PhD; Paul Dudgeon, BSc; Warrick Brewer, BPsych; Mark Cook, FRACP; Patricia Desmond, FRACR; Nicola Bridle, BSc; Paul Tierney, BSc; Vanessa Murrie, BSc; Bruce Singh, FRANZCP, PhD; David Copolov, FRANZCP, PhD, February 1999, Archives of General Psychiatry / volume:56 (page: 133),  FULL TEXT

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Auch Umweltfaktoren wie Schwangerschaftkomplikationen oder Infekte könnten eine Rolle spielen und werden untersucht.

Obstetric Complications and the Risk of Schizophrenia: A Longitudinal Study of a National Birth Cohort
Christina Dalman, MD; Peter Allebeck, MD, PhD; Johan Cullberg, MD; Charlotta Grunewald, MD, PhD; Max Koster,Archives of General Psychiatry / volume:56 (page: 234)March 1999   FULL TEXT 

Schizophrenia Researchers Striving for Early Detection and Intervention, Joan Stephenson, PhD,JAMA / volume:281 (page: 1877)May 26, 1999 FULL TEXT   

Exposure to Prenatal and Childhood Infections and the Risk of Schizophrenia: Suggestions From a Study of Sibship Characteristics and Influenza Prevalence Tine Westergaard, MD; Preben B. Mortensen, MD, PhD; Carsten B. Pedersen, MSc; Jan Wohlfahrt, MSc; Mads Melbye, MD, DMSc,Archives of General Psychiatry / volume:56 (page: 993),November 1999,   FULL TEXT   

Vorsicht: Patienten mit einer Schizophrenie scheinen für die schädigenden Einflüsse von Alkohol im Gehirn empfindlicher zu sein als Gesunde, in Kernspintomographien zeigen sich dort auffällig häufig, Volumenminderungen (Schrumpfungen) und Ihre Folgen.Contribution of Alcohol Abuse to Cerebellar Volume Deficits in Men With Schizophrenia E.Sullivan,et al. Arch Gen Psychiatry. 2000;57:894-902 
 

genetische Faktoren biochemische Faktoren

psychosoziale Fatktoren

Die erbliche Belastung ist zwar nicht bei jeder/m Patientin/Patienten nachweisbar. Aufgrund großer Familien- und Zwillingsstudien nimmt man aber an, daß bei der Entstehung der Schizophrenien erbliche Faktoren beteiligt sind. Einzelheiten sind allerdings noch unbekannt.Es erkrankt auch nicht jeder Mensch, der die entsprechende Erbanlage hat, an Schizophrenie, er ist nur eher dazu "veranlagt", die Krankheit zu bekommen, und reagiert empfindlicher als andere auf Einflüsse aus der Umwelt. Was letztendlich dazu beiträgt, daß manche dieser veranlagten Personen nicht und andere wiederum schwer erkranken, ist nicht bekannt.Leidet ein Elternteil an Schizophrenie, so beträgt - statistisch gesehen - die Wahrscheinlichkeit, daß ein Kind ebenfalls an Schizophrenie erkrankt, etwa 9 - 16%; sind beide Eltern erkrankt, liegt das Erkrankungsrisiko der Kinder bei 30 - 60%. Demgegenüber steht ein Prozentsatz von 1% in der Allgemeinbevölkerung.

Innerhalb des Nervensystems sind sogenannte Botenstoffe (= Neurotransmitter) dafür verantwortlich, daß Informationen weitergeleitet werden. Diese Botenstoffe übertragen an Schaltstellen bestimmter Hirnregionen elektrische Signale von einer Nervenzelle auf eine andere. Sie lösen an sogenannten Rezeptoren, also einer "Empfangsstelle" der Nervenzelle, eine Weiterleitung der Signale aus. Bei Patienten mit einer Schizophrenie konnten z. B. Veränderungen des Botenstoffes "Dopamin" festgestellt werden. Möglicherweise sind auch die Rezeptoren für das Dopamin in ihrer Zusammensetzung und Anzahl verändert. Man geht davon aus, daß diese Stoffwechselstörungen an vielen Stellen des Gehirns vorkommen und somit die teils sehr verschiedenen Symptome einer schizophrenen Erkrankung verursachen können. Ein Ziel der medikamentösen Behandlung ist es, die Störungen im Dopamin - Übertragungsmechanismus zu beheben. Inzwischen weiß man, daß bei Schizophreniekranken auch Störungen im Bereich anderer Neurotransmitter (z. B. Serotonin oder Glutamat) vorkommen, deren Bedeutung für die Krankheit aber noch nicht ausreichend erforscht ist.

Während die Wichtigkeit psychosozialer Faktoren (z. B. Familie, Umwelt, soziale Kontakte, Arbeit) für die Entstehung der Schizophrenie umstritten ist, ist sicher, daß der Verlauf der Erkrankung durch eine ungünstige psychosoziale Situation negativ beeinflußt werden kann. Familiäre Einflüsse können unter Umständen eine auslösende Wirkung auf die Erkrankung haben. Manchmal ist das Eltern -Kind Verhältnis gestört; z. B. durch ein Übermaß oder einen Mangel an Liebe und Fürsorge. Gelegentlich beobachtet man im Umfeld der Erkrankten auch ein Verhalten, das mehrdeutig und unpräzise ist. Konflikte, häufiger Streit und Kritik können ebenfalls auslösend wirken. Allerdings werden nicht bei allen Patienten mit Schizophrenie diese Beobachtungen gemacht, und auch in "gesunden" Familien gibt es solche Krisensituationen, ohne daß jemand eine Schizophrenie entwickelt.Besondere seelische Belastungen, die negativer aber auch positiver Natur sein können, können ebenfalls eine Rolle bei der Auslösung der Erkrankung spielen. Typische Beispiele sind: Tod eines Angehörigen, Scheidung, Prüfungen, der Beginn eines neuen Lebensabschnittes, aber auch Heirat oder die Geburt eines Kindes. Dabei trägt nicht die Situation an sich zu einem erhöhten Erkrankungsrisiko bei, sondern die seelischen und zwischenmenschlichen Spannungen oder Konflikte, die sich in der Folge ergeben. Für den Verlauf der Erkrankung ist unbestritten wichtig, daß Sie - als Betroffene - möglichst weiterhin in Ihrem gewohnten sozialen Umfeld bleiben können.

Sind Psychopharmaka zur Behandlung der Schizophrenien sinnvoll?

Unter Psychopharmaka versteht man die speziell zur Behandlung psychischer Krankheitserscheinungen eingesetzten Medikamente. Die Entdeckung bestimmter Psychopharmaka, der sogenannten Neuroleptika, Anfang der 50er Jahre unseres Jahrhunderts hat die Behandlung der Schizophrenien gänzlich revolutioniert. Ohne Neuroleptika würde auch heute noch ein größerer Teil der Patienten immer wieder schwer erkranken oder gar dauerhaft in einem Krankenhaus behandelt werden müssen. Neben Neuroleptika können bei der Behandlung der Schizophrenien auch andere Psychopharmaka sinnvoll eingesetzt werden.

Neuroleptika sind eine ganz unterschiedliche Gruppe von Pharmaka mit antipsychotischer Wirksamkeit und unterschiedlichem Nebenwirkungsschwerpunkt. Der Begriff Neuroleptikum ist historisch bedingt, manche Autoren  wollen ihn durch den Begriff Antipsychotikum ersetzen. Dieser weist auf die klinisch bedeutsame therapeutische Wirkung bei Psychosen hin.

Lithium, Carbamazepin, Valproinsäure, Antidepressiva und Benzodiazepine sind andere Medikamente die oft zusätzlich in der Behandlung der Erkrankung eingestzt werden. In der Kombination müssen die sich manchmal adierenden Nebenwirkungen beachtet werden.

Was sind Neuroleptika - und wie wirken sie?

Neuroleptika dienen der Behandlung schizophrener Erkrankungen, und zwar sowohl zur Therapie der akuten Krankheitssymptome als auch zur Verhinderung von Rückfällen. Da sie also gegen die Symptome einer Psychose helfen, werden sie heute auch als Antipsychotika bezeichnet. Die Behandlung mit Neuroleptika sorgt zunächst dafür, daß die akuten Krankheitserscheinungen wieder abklingen, so daß es den Patienten möglichst schnell wieder besser geht und sie rasch in der Lage sind, in das Alltagsleben zurückzufinden (= Akutbehandlung). Darüber hinaus haben die Neuroleptika eine zweite wichtige Aufgabe, und zwar sollen sie nach Abklingen der akuten Krankheitssymptome ein Wiederauftreten der akuten Psychose verhindern (= Rückfallvorbeugung, Rückfallprophylaxe).

Die Wirkung der Neuroleptika besteht darin, daß sie den bei den Schizophrenien gestörten Stoffwechsel einiger Botenstoffe im Gehirn (= Neurotransmitter) positiv beeinflussen. Dies geschieht vor allem dadurch, daß sie mit den "Empfangsstellen" dieser Botenstoffe an den Nervenzellen (= Rezeptoren) eine Bindung eingehen und diese dadurch in ihrer Tätigkeit blockieren. Hierbei spielt vor allem der Botenstoff Dopamin eine Rolle. Durch die Blockierung der Dopaminrezeptoren wird das bestehende Überangebot an Dopamin normalisiert, das als eine Ursache für die schizophrenen Symptome angenommen wird.

Insgesamt geht man im Moment davon aus, daß bei der Erkrankung 14 Serotonin- und 5 Dopamin-rezeptoren sowie adrenerge, cholinerge, histaminerge und glutamaterge Rezeptoren eine Rolle spielen.

Mit bildgebenden Verfahren wie der Positronenemissionstomographie (PET) ist es Forschern bereits gelungen, eine Normalisierung der Neurorezeptorprofile im Gehirn schizophrener Patienten nach einer Therapie mit Antipsychotika darzustellen. Allerdings sind diese Geräte bislang nur in wenigen Zentren verfügbar und viel zu teuer, um damit die ideale Arzneimitteldosis für eine größere Zahl von Patienten zu ermitteln.

Pharmakogenetik ist ein hoffnungsvoller Forschungszweig, der möglicherweise einmal die Behandlung  erleichtern soll. Sie soll die Wechselwirkungen zwischen genetischen Faktoren und Arzneimittelwirkungen transparent machen und damit den Weg zu einer individualisierten Therapie weisen. Obwohl es dafür bereits erste erfolgreiche Ansätze gibt, habe man lediglich durchwachsene Ergebnisse etwa bei dem Versuch erzielt, das Ansprechen auf die Arznei Clozapin vorherzusagen. "Zum jetzigen Zeitpunkt wird es wohl niemand wagen, seine Therapieentscheidung ausschließlich auf biologische Marker zu gründen",

Wie unterscheiden sich die verschiedenen Neuroleptika von einander?

Es gibt inzwischen zahlreiche Neuroleptika, die sich anhand ihrer chemischen Struktur voneinander unterscheiden lassen.Grundsätzlich kann man die Neuroleptika in hoch- und niederpotente unterteilen. Hochpotente Neuroleptika wirken besonders gut gegen akute Symptome der Psychose wie z. B. Denk oder Wahrnehmungsstörungen, Wahnvorstellungen oder Störungen des Ich-Erlebens, und das schon in geringer Dosierung. Niederpotente Neuroleptika sind besonders gut zur Beruhigung und auch zur Schlafstörung geeignet und haben ihre antipsychotische Wirkung erst in höherer Dosierung. Neuroleptika unterschieden sich auch hinsichtlich der Wahrscheinlichkeit, daß bei ihrer Einnahme bestimmte Nebenwirkungen auftreten, wobei in den letzten Jahren besonders gut verträgliche Medikamente entwickelt worden sind. Diese werden meistens den atypischen Neuroleptika zugeordnet weil sie weniger Bewegungsstöungen machen. (bedauerlicherweise sind sie aber auch nicht frei von Nebenwirkungen da sie häufiger Gewichtszunahmen und sexuelle Funktionsstörungen auslösen). Das ideale Neuroleptikum ist noch nicht erfunden, es gibt aber erhebliche Verbesserungen in den letzten Jahren. Schließlich können Neuroleptika auch nach der Art, wie sie eingenommen werden, voneinander unterschieden werden. Nicht jedes Neuroleptikum ist für alle Patienten geeignet.Ihr Nervenarzt versucht, das für Sie beste Medikament auszuwählen. Sollte sich herausstellen, daß es hinsichtlich seiner Wirkung oder auch unerwünschter Wirkungen nicht optimal ist, besteht die Möglichkeit, auf ein anderes Neuroleptikum umzustellen.Die Möglichkeiten der Therapie mit atypischen Neuroleptika haben sich gerade in den letzten Jahren deutlich verbessert. Viele Clozapin-Patienten, insbesondere wenn sie zuvor lange Zeit mit typischen Neuroleptika behandelt wurden und darunter motorische Nebenwirkungen zeigten, beschreiben nach der Umstellung auf das atypische Neuroleptikum eine deutliche subjektive Besserung bzw. Reduktion der o.a. dysphorischen oder anhedonen Wirkung von Neuroleptika. Dies gilt ähnlich für die neueren Neuroleptika wie Ripseridon oder Olanzapin. Die Frage, ob auch die neueren atypischen Neuroleptika bei der Behandlung von Patienten, die auf traditionelle Neuroleptika refraktär sind, ähnliche Vorteile wie Clozapin haben, ist noch nicht ausreichend untersucht. Atypische/neue Neuroleptika unterscheiden sich definitionsgemäß im Vergleich zur traditionellen Neuroleptika durch ihr geringeres Risiko extrapyramidal-motorischer Nebenwirkungen und durch eine bessere Wirksamkeit bei Negativsymptomatik. Die zusammenfassende Bewertung der publizierten Ergebnisse vorhandener klinischer Studien kommt zu dem Ergebnis, dass sowohl die neueren wie auch die älteren atypischen Neuroleptika diesem Definitionsanspruch insgesamt gesehen gerecht werden, selbst wenn man hohe methodische Anforderungen an klinische Prüfkonditionen stellt. Hinsichtlich des Ausmaßes, in dem das atypische Profil erreicht wird, zeigen sich Unterschiede zwischen den verschiedenen Neuroleptika, so dass eine dimensionale Betrachtungsweise z.B. im Sinne von stark ausgeprägtem bzw. weniger stark ausgeprägtem atypischem Profil der Datenlage besser gerecht wird als eine kategoriale Unterscheidung zwischen atypischen und traditionellen Neuroleptika. In einer Studie Risperidon im Vergleich zu Haloperidol bei der Behandlung der Negativsymptomatik konnte der Effekt nicht allein durch die bessere extrapyramidale Verträglichkeit und die in dieser Studie stärkere Wirksamkeit von Risperidon auf Positivsymptomatik erklärt werden können, dass also zusätzlich ein deutlicher „direkter" Effekt auf die Negativsymptomatik anzunehmen ist, der vermutlich auch für die anderen Atypika gilt.   Für Olanzapin liegen insgesamt 7 als Zulassungsstudien konzipierte doppelblinden, randomisierte Parallelgruppenstudien gegen Haldol,  Fluphenazin usw.(in 5 der 7 Studien 6–12-monatige Langzeitweiterbehandlung). OLZ war nicht nur in der Akuttherapie den klassischen NL gleichwertig oder überlegen, sondern verlängerte auch deutlich das rückfallfreie Intervall. Weiterhin Wirksamkeit im Vergleich zu Placebo bei der akuten Manie; z. Zt laufen Langzeitstudien zur Prophylaxe bei bipolaren Störungen. Für Sertindol liegen 3 doppelblinde, randomisierte Parallelgruppenstudien gegen Haldol vor, sie ziegen eine  vergleichbare Akutwirkung mit Überlegenheit von Sertindol   bei Negativsymptomen. Ähnliches gilt für Zotepin und die anderen Atypika.

Der wichtigste Aspekt bei der klinischen Definition des Begriffs „atypisch" ist die Wirksamkeit bei therapieresistenter Schizophrenie bezüglich der Positivsymptomatik, verbunden mit der Fähigkeit, bestehende Negativsymptome zu bessern.

Überhaupt sollten die atypischen Neuroleptika als heterogene Klasse verstanden werden, da auch hinsichtlich der pharmakologischen Charakteristika und des klinischen Nebenwirkungsprofils eine Reihe wichtiger Unterschiede bestehen, die bei der klinischen Anwendung der atypischen Neuroleptika zu berücksichtigen sind. Nachdem inzwischen auch eine Reihe von Ein-Jahres-Studien sowie Anwendungsbeobachtungen vorliegen, können die atypischen Neuroleptika angesichts ihres günstigen klinischen Wirk- und Nebenwirkungsprofils zunehmend als Medikation erster Wahl bei der Behandlung der Schizophrenie angesehen werden. Es besteht die Erwartung, dass durch eine Behandlung mit atypischen Neuroleptika Compliance-Probleme verringert, die Lebensqualität erhöht und der Gesamtverlauf schizophrener Erkrankungen günstiger beeinflusst werden können. Mit den neuen/atypischen Neuroleptika verbinden sich große Hoffnungen hinsichtlich der Therapie schizophrener Erkrankungen: Die  bessere extrapyramidal-motorische Verträglichkeit und  bessere Wirksamkeit auf die Negativsymptomatik soll zu einer günstigeren Beeinflussung des Krankheitsverlaufs und zu einer höheren Lebensqualität der Patienten führen. Insgesamt geben die atypischen Neuroleptika Anlass zur Hoffnung, dass sie aufgrund ihrer besseren Verträglichkeit und zum Teil auch besseren Wirksamkeit auf Negativsymptomatik zu einer besseren Akzeptanz der Neuroleptika durch die Patienten führen. Damit wird auch die Compliance, insbesondere unter Langzeitbedingungen, erhöht und die Langzeitprognose der Erkrankung gebessert. Bei dieser hoffnungsvoller Sicht darf aber nicht vergessen werden, dass nach der weitgehenden Lösung der extrapyramidal-motorischen Problematik, andere unerwünschten Begleitwirkungen – wie insbesondere  Gewichtszunahme – deutlicher in den Vordergrund treten bzw. sogar im stärkeren Ausmaß unter einigen der atypischen Neuroleptika auftreten. (offen wird noch ein paar Jahre z.B. die Frage der Auswirkung dieser NW auf das kardiovaskuläre Risiko bleiben). Auch hier zeigen die atypischen Neuroleptika Unterschiede, wobei neben Amisulprid das in Deutschland noch nicht zugelassene Ziprasidon besonders günstig zu sein scheint. Diese z.T. erhebliche Gewichtszunahme mit ihren u.a. medizinischen Konsequenzen wird wahrscheinlich in Zukunft eine zentrale Stellung in der Nebenwirkungsproblematik von Neuroleptika haben. Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass die derzeitig verfügbaren atypischen Neuroleptika sowohl hinsichtlich ihres pharmakologischen Profils als auch ihres klinischen Wirkprofils und Verträglichkeitsprofils zum Teil sehr unterschiedlich sind.Ähnlich wie bei den traditionellen Neuroleptika haben wir es mit einer unter verschiedenen Aspekten heterogenen Gruppe zu tun, von denen jedes einzelne Medikament sinnvoll für den jeweilig individuellen Patienten ausgewählt werden sollte und nicht komplikationslos gegen ein anderes ausgetauscht werden kann. Risperidon und Amisulprid wirken praktisch nicht sedierend, aber Olanzapin, Zotepin und insbesondere Clozapin zeigen deutlich sedierende Wirkungen.  Sedierende Wirkungen können durchaus Teil eines erwünschten klinischen Wirkprofils sein, insbesondere in der Akutbehandlung erregter psychotischer Patienten, und sind nicht nur unter Nebenwirkungsaspekten zu sehen. Dagegen haben die   anticholinergen Nebenwirkungen von Zotepin, Olanzapin und Clozapin eine erhebliche Bedeutung für die Verträglichkeit, insbesondere bei bestimmten Risikogruppen (Harnverhaltung, Obstipation, Augeninnendrucksteigerung, kardiale Störungen), aber auch unter dem Aspekt subjektiv störender Nebenwirkungen sowie der kognitiven Begleitwirkungen. Die Einteilung in typische und atypische N. ist nur für Clozapin ganz eindeutig. Einen Übergang bildet z.B. auch Fluanxol ( Flupentixol) mit einem partiell atypischen Rezeptorbindungsverhalten und einem teilweise "atypischen" Wirk- und Nebenwirkungsspektrum.  Die Studienlage ist für Clozapin am eindeutigsten. Seine Anwendung unterliegt allerdings Beschränkungen. Es gibt etwa 25 Doppelblinde, randomisierte Parallelgruppenstudien gegen Chlorpromazin, Haldol,   und andere NL; bei denen in etwa der Hälfte der Studien Clozapin überlegen, sonst gleichwertig war. Retrospektive Untersuchungen legen nahe, dass selbst bei 40 –60% bis dato therapierefraktärer Patienten Clozapin noch Besserung bringt, insbesondere auch bei Negativsymptomen. Clozapin ist in Deutschland zur Behandlung der schizophrenen Psychose im Rahmen kontrollierter Anwendungen zugelassen. Erforderlich sind: anamnestische Unwirksamkeit oder Unverträglichkeit von Therapiealternativen, Aufklärung und schriftliches Einverständnis des Patienten bzw. seines Betreuers, anamnestischer Ausschluss hämatopoetischer Störungen, Leukozytenzahl zu Therapiebeginn > 3.500/mm3 sowie die Gewährleistung regelmäßiger Blutbildkontrollen.

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Consensuspapier der World Psychiatric Association Das Consensus-Papier belegt, dass die Neuroleptika der 2. Generation einen nachhaltigen Fortschritt in Hinblick auf eine besser verträgliche Therapie besonders der schizophrenen Psychosen darstellen. Das Risiko der Provokation motorischer Nebenwirkungen ist bei Neuroleptika der 2. Generation eindeutig geringer. Wahrscheinlich sind sie den traditionellen Neuroleptika auch in der Wirksamkeit bezüglich kognitiver Störungen (Einschränkungen von Aufmerksamkeit und Abstraktionsvermögen) und der so genannter Negativ-Symptome (Antriebsarmut, Interesselosigkeit, u.a.m.) der Schizophrenien überlegen. Erste Analysen weisen darauf hin, dass auch Depressivität im Rahmen der Schizophrenie günstiger beeinflusst werden und infolgedessen die mit rund 10 Prozent erschreckend hohe Suizidrate schizophren Kranker gesenkt wird. Hier besteht erheblicher weiterer Forschungsbedarf.

Die Tagesbehandlungskosten sind für Neuroleptika der 2. Generation deutlich höher als diejenigen für traditionelle Neuroleptika. Die WPA beobachtet mit Sorge, dass u.a. aus diesen Kostengründen der Einsatz der Neuroleptika der 2. Generation international von Land zu Land erheblich variiert.

Die Substanzen und Markennahmen der neuen Antipsychotika   

  1. Amisulprid (Solian®)
  2. Clozapin (Leponex®, Elcrit®, Clozapin-neuraxpharm®)
  3. Olanzapin (Zyprexa®)
  4. Quetiapin (Seroquel®)
  5. Risperidon (Risperdal®)
  6. Sertindol (Serdolect®) (Zulassung ruht wegen EKG Veränderungen mit Komplikationen)
  7. Ziprasidon (Zeldox®)
  8. Zotepin (Nipolept®)

Der entscheidende Vorteil der neuen Antipsychotika liegt in der besseren Zufriedenheit mit der Behandlung, und weniger subjektiven Nebenwirkungen, während die objektive Wirksamkeit in Bezug auf die psychotischen Symptome sich nicht wesentlich unterscheidet. Dies bestätigt auch eine 6- monatige kanadische Studie mit umfangreichen Patientenbefragungen. Wesentliche Auswirkungen auf die Compliace sind unzweifelhaft. Comparative evaluation of conventional and novel antipsychotic drugs with reference to their subjective tolerability, side-effect profile and impact on quality of life Voruganti L, Cortese L, Oyewumi L, Cernovsky Z, Zirul S, Awad A, Schizophr Res 2000 Jun 16;43(2-3):135-145,

Die WPA weist auf eine Reihe pharmakoökonomischer Analysen hin, die ergeben haben, dass die höheren Tagesbehandlungskosten durch Einsparungen an anderen Stellen zumindest kompensiert werden. Solche Einsparungen ergeben sich besonders aus seltenerer und kürzerer Krankenhausbehandlung. Sie erstrecken sich möglicherweise aber auch auf die indirekten Krankheitskosten, indem schizophren Kranke eine höhere Aussicht erreichen, sich in den Arbeitsprozess zu reintegrieren. Die WPA räumt ein, dass es weiterer, methodisch anspruchsvollerer pharmakoökonomischer Analysen bedarf.

Grundsätzlich gelten für die Dauer einer neuroleptischen Therapie die folgenden Faustregeln: Um einen Rückfall zu verhindern, ist eine Behandlung mit Neuroleptika bei einer erstmaligen Erkrankung für wenigsten ein Jahr weiterzuführen. Bei einem erneuten Auftreten einer akuten Krankheitsepisode sollte eine Rückfallprophylaxe für etwa fünf Jahre durchgeführt werden. Bei chronischem Krankheitsverlauf mit bleibenden Symptomen der Erkrankung oder schweren und häufigen Rückfällen ist unter Umständen auch eine lebenslange Vorbeugungsbehandlung mit Neuroleptika erforderlich. Durch die Rückfallprophylaxe gelingt es das Risko für eine erneute Erkankung von 80% auf etwa 20% zu senken.         Es wird vermutet, daß die Wahrscheinlichkeit des Ansprechens auf eine Medikation abnimmt und die Prognose für den Patienten ungünstiger wird, wenn eine akute schizophrene Psychose längere Zeit unbehandelt bleibt.

Grundsätzlich kann bei jedem Medikament die gewünschte Wirkung auch mit unerwünschten Wirkungen (= Nebenwirkungen) einhergehen. Dies gilt auch für die Neuroleptika. Hierbei kann die Verträglichkeit eines Neuroleptikums von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich sein. Bei hochpotenten Neuroleptika können beispielsweise Bewegungsstörungen auftreten, die wir Ärzte extrapyramidalmotorische Störungen nennen. Beispiele hierfür sind Schluckstörungen oder Blickkrämpfe (= Früdyskinesie), Bewegungsarmut und Muskelzittern (= Parkinsonsyndrom), innere und äußere Unruhe (= Akathisie) und nach längerer Einnahme unwillkürliche Bewegungen vor allem der Mund- und Gesichtsmuskeln (= Spätyskinesie). Ob man solche Nebenwirkungen entwickelt oder nicht, kann nicht sicher vorhergesagt werden. Treten solche Störungen auf, können Gegenmittel gegeben werden; manchmal reicht aber auch eine Dosiserniedrigung auf. Schließlich kann in einem solchen Fall auch auf ein anderes Neuroleptikum gewechselt werden.

Weitere mögliche unerwünschte Wirkungen sind je nach Medikament und Patient/in z. B. Müdigkeit, Schwindel oder Blutdruckabfall. Sollten Sie unter der Medikamentenbehandlung bestimmte unangenehme Erscheinungen bemerken, teilen Sie mir dies sofort mit, damit ich prüfen kann, ob es sich um unerwünschte Begleiterscheinungen der Medikation handelt oder ob eine andere Ursache für Ihre Beschwerden vorliegt. Sollten Sie das von mir empfohlene Neuroleptikum wider Erwarten nicht gut vertragen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, daß wir für Sie ein besser verträgliches Medikament finden werden. Gerade in den letzten Jahren wurden neue besonders gut verträgliche Neuroleptika entwickelt. Im Einzelfall ist zu besprechen, welche Krankheitssymptome und welche unerwünschten Wirkungen von Ihnen akzeptiert werden können.

Ohne Zweifel spielt auch eine psychotherapeutische und sozialtherapeutische Betreuung für die Prognose eine erhebliche Rolle. Betroffene berichten, daß gerade ein intaktes soziales Umfeld (Familie, Freunde) Wärme, Sicherheit und damit ein unverzichtbares Rückgrat darstellen. Deshalb sollte man die Erkrankten nicht zum unmittelbaren Wechsel des vertrauten Umfeldes überreden.       Untersuchungen haben gezeigt, daß es psychotherapeutisch günstig ist, wenn der Behandler bei jedem Patienten eine gute Prognose annimmt.

A Randomized Controlled Trial of Cognitive-Behavioral Therapy for Persistent Symptoms in Schizophrenia Resistant to Medication, Tom Sensky, PhD, FRCPsych; Douglas Turkington, FRCPsych; David Kingdon, MD, MRCPsych; Janine L. Scott, MD, FRCPsych; Jonathan Scott, MRCPsych; Ronald Siddle, BSc, RMN, RGN; Madeline O'Carroll, MSc, RMN; Thomas R. E. Barnes, MD,Archives of General Psychiatry / volume:57No2,Februar   FULL TEXT 

Schuldzuweisungen für den Ausbruch der Erkrankung sind in der Regel schädlich, sie nehmen den Kranken oft den dringend benötigten Rückhalt in der Familie. In allen Krankheitsphasen der Schizophrenie sollte der Gesamtbehandlungsplan   mit medikamentöser Therapie, Psycho- und Soziotherapie bei unterschiedlicher Schwerpunktsetzung berücksichtigt werden:     in der Akutphase liegt der Schwerpunkt auf den Medikamenten, in der Stabilisierungsphase und zur Rezidivprophylaxe oder Symptomsuppression gewinnt die Psycho- und Soziotherapie zunehmend an Bedeutung.

Bedenken Sie bitte, daß eine psychotherapeutische Behandlung  immer mit Ihrem Facharzt abgesprochen sein sollte. Wie eine medikamentöse Behandlung, kann auch eine psychotherapeutische Behandlung erhebliche Nebenwirkungen haben. Dies gilt besonders für diese Erkrankung. Eine Psychotherapie sollte hier nur bei einem Behandler stattfinden der in der Behandlung speziell dieser Erkankung erfahren ist.

Bücher

Bäuml J.: Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis: Ein Ratgeber für Patienten und Angehörige. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg 1994

Faust V.: Schizophrenie: Erkennen und Verstehen in Fragen und Antworten. Arcis Verlag, München 1996.

 Finzen A.: Schizophrenie: Die Krankheit verstehen. Psychiatrie-Verlag, Bonn 1994.

Wesentlich einschränkend für die Prognose sind oft gleichzeitig vorhandene Suchterkrankungen die immer mitbehandelt werden müssen. Sucht erschwert die Behandlung, kann auch Ursache der Erkrankung sein. Selbstverständlich müssen auch begleitende Depressionen medikamentös behandlelt werden. Bevölkerungsstudien fanden bei jungen Männern von der Pubertät bis ins 3. Lebensjahrzehnt erheblich höhere Raten von   Verhaltensstörungen, Selbstvernachlässigung, soziale Unaufmerksamkeit, verminderte Freizeitaktiviät, Kommunikationsdefizite, Interessenlosigkeit, Mangelnde Hygiene   Substanzmißbrauch, antisozialer Persönlichkeit und aggressivem Verhalten im Vergleich zu Frauen. Alles Faktoren die sich negativ auf die Prognose bei dieser   auswirken, aber auch unabhängig von der Erkankung  geschlechtsspezifisch bei Männern häufiger sind. Hier ist oft ein wichtiges Betätigungsfeld der Psycho- und Soziotherapie.

Mit entscheidend für jede Therapie ist eine Aufklärung und Einigung auf die notwendige Behandlung mit dem Patienten. Nur in erheblichen Gefährdungssituationen kann auch eine stationäre Behandlung gegen den Willen des Betroffenen notwendig werden. Kognitiv-behaviorale Psychotherapie für schizophren Erkrankte wird seit wenigen Jahren eingesetzt. Bisherige Erfahrungen stützen die Annahme, daß sich damit die Prognose der sozialen Wiederanpassung verbessern läßt. Im Gesamtkonzept spielt dabei der schrittweise Aufbau von Krankheitseinsicht eine zentrale Vermittlerrolle. So sind z. B. durch gelenkte Selbstbeobachtung spezielle Stressoren zu identifizieren, individuelle Anzeichen für sensorische oder emotionale Überlastung lassen sich herausarbeiten, sprachlich angepasste Erklärungen dessen für die Betroffenen können eingeübt sowie Strategien zur Vermeidung oder zum sozialverträglichen Beenden stressvoller Situationen erlernt werden. Jugendliche Erkrankte müssen Aktivitäten einschränken und Zielsetzungen aufgeben. Sie benötigen ein Krankheitskozept, das mit konkreten Handlungsanweisungen verbunden werden kann: Was kann ich, was hilft mir, was sollte ich meiden. 

 

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Kriterien: K. Schneider 1931

Symptome ersten Ranges

Symptome zweiten Ranges

Gedankenlautwerden

Sinnestäuschungen

dialog., kommentierende Stimmen

Ratlosigkeit

leibl. Beeinflussungserlebnisse

Verstimmung

Gedankenentzug

erlebte Gefühlsverarmung

Gedankenausbreitung

 Wahneinfall (-ideen)

Wahnwahrnehmung

- Bedeutungs-,

-Beziehungswahn

 

das von außen gemachte auf dem Gebiet des Fühlens, Strebens, Wollens

 

Symptome ersten Ranges sind akzessorische Symptome, nicht bei allen Schizophrenien nachweisbar, können auch bei org. Psychosen vorkommen, daher diagnost. Wert begrenzt.

Symptome zweiten Ranges sind unspezifisch, müssen mit anderen Störungen bewertet werden.

 

 

Am gesichertsten ist einen Einfluß auf den Verlauf der Erkrankung im Konzept der Expressed Emotions dargestellt worden, zahlreiche kontrollierte Studien konten hieraus auch einen positiven therapeutischen Effekt, wie einen guten Vorhersagewert bezüglich des Verlaufs  nachweisen. (Held Fortschr Neurologie Psych. 20000,68, Seite 46ff.. )

High- Expressed- Emotions Low-Expressed- Emotions
Auswirkung: Rückfallfördernd Auswirkung: Rückfallverhütend
Viel und generalisierte Kritik Wenig spezifische und zielgenaue Kritik
Pessimistische Sicht über die Krankheitsauswirkungen Optimistische Sicht über die Krankheitsauswirkungen
Ansicht "Verhalten ist vom Patienten steuerbar" Ansicht "Verhalten ist zum Teil krankheitsbedingt, und nur zum Teil vom Patienten steuerbar"
Kampf der Angehörigen um die Kontrolle des Verhaltens Setzen von Grenzen
Aggressive Selbstbehauptung des Patienten wegen des negativen emotionalen Hintergrundes Flexible Selbstbehauptung des Patienten
Befehle Vorschläge
Beziehungsstil rigide, konfliktbetont, polarisierend Beziehungsstil deeskalierend
Rehabilitaitve Angebote werden kaum genutzt Rehabilitative Angebote werden genutzt

 

Das Nebenwirkungprofil der Neuroleptika als Auswahlkriterium

 

Ein Probelm der Vergleichbarkeit der atypischen Neuroleptika ist, dass Haloperidol, das als Vergleichsmedikament in den meisten der neueren Studien eingesetzt wurde, in einigen Untersuchungen in einer aus heutiger Sicht vergleichsweise hohen Dosis (z. B. 20 mg/Tag) verabreicht wurde, die allerdings bei Planung der Studien durchaus klinischer Praxis entsprach, Haloperidiol gehört darüberhinaus zu den klassischen Neuroleptika mit dem höhsten Risko extrapyramidaler NW  . Damit wird möglicherweise das Nebenwirkungsrisiko konventioneller Neuroleptika im Vergleich zu den Atypika überschätzt.  ( Nach :Neue bzw. atypische Neuroleptika bei schizophrener Negativsymptomatik, Nervenarzt 2000 - 71:345–353 H.J. Möller)

Nebenwirkung am unwahrscheinlichsten unter am wahrscheinlichsten unter
Sedierung (Müdigkeit) Risperidon 

Konventionelle  hochpotente Neuroleptika

Konventionelle niederpotente Neuroleptika

Clozapin

Gewichtszunahme Risperidon  Clozapin, Olanzapin
Extrapyramidal motorische Störungen (Bewegungstörungen wie Parkinsonoid, und Dyskinesien) Risperidon 

Olanzapin

Konventionelle mittel- und  hochpotente Neuroleptika
Konzentrationsstörungen Risperidon,Olanzapin,   Clozapin, Konventionelle  hochpotente Neuroleptika Konventionelle niederpotente Neuroleptika
Anticholinerge Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit, Verstopfung, Probleme bei Prostatavergrößerung oder erhöhtem Augendruck Risperidon , Konventionelle hochpotente Neuroleptika Clozapin

Konventionelle niederpotente Neuroleptika

sexuelle Nebenwirkungen Clozapin Konventionelle Neuroleptika, sicher aber auch Risperidon und vermutlich unter Risperidon am häufigsten (in den Guidelines nicht genannt)
Nebenwirkungen auf das Herzkreislaufsystem Risperidon,

Olanzapin,  Konventionelle mittel- und   hochpotente Neuroleptika

Konventionelle niederpotente Neuroleptika
Spätdyskinesien Risperidon , Olanzapin, Konventionelle Neuroleptika
Auftreten eines malignen neurleptischen Syndromes Risperidon  Konventionelle Neuroleptika, Siehe aber auch Olanzapine-Induced Neuroleptic Malignant Syndrome
Diabetes mellitus oder Anlage dazu Olanzapin, Sertindol, (in den Guidelines nicht genannt)

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Modifiziert aus: Expert Consensus Guideline Series Treatment of Schizophrenia 1999 McEvoy JP, Scheifler PL, Frances A. The Expert Consensus Guideline Series: Treatment of Schizophrenia 1999. J Clin Psychiatry 1999;60 (Suppl 11).
Zur Behandlung einer ersten psychotischen Episode mit produktiven Symptomen   Neue atypische Neuroleptika
Zur Behandlung einer ersten psychotischen Episode mit produktiven Symptomen  und Negativsymptomen Neue atypische Neuroleptika
Zur Behandlung einer psychotischen Episode die trotz medikamentöser Behandlung und guter Kooperation mit einem konventionellen Neuroleptikum auftrat.  Wechsel zu einem neuen atypischen Neuroleptikum
Für einen Patienten der nicht compliant bezüglich der Medikamenteneinahme ist und wenig Krankheitseinsicht hat. Wechsel zu einem langwirksamen- Depot Antipsychotikum, (z.B., haloperidol decanoate, fluanxol depot)
Aus: Expert Consensus Guideline Series Treatment of Schizophrenia 1999 McEvoy JP, Scheifler PL, Frances A. The Expert Consensus Guideline Series: Treatment of Schizophrenia 1999. J Clin Psychiatry 1999;60 (Suppl 11). Diese Tabelle macht das Dilemma unserer Nöte durch die Gesundheitsreform deutlich. Gerade für die Bedürftigsten droht hier eine 2-Klassenmedizin.

 

 

 

Substanz wo sie pharmakologisch  wirken nach  Andrea Sterr, Heinz Grunze Stellenwert atypischer Neuroleptika, NeuroTransmitter 6/2000
Amisulprid (Solian®) Selektive Blockade Adenylatzyklase unabhängiger D2-Rezeptoren mit mesolimbischer Präferenz. In niederer Dosierung (50–100 mg) Wirkung gegen Negativsymptomatik durch präsynaptische Blockade an Dopaminrezeptoren, in höherer Dosierung antipsychotischer Effekt.
Clozapin (Leponex®, Elcrit®, Clozapin-neuraxpharm®) Die 5-HT2a/c- und D4-Rezeptorbesetzung wird, neben einer indirekten glutamatergen Wirkung, als ausschlaggebend für die antipsychotische Wirksamkeit und die positive Beeinflussung von Negativsymptomen angesehen.
Olanzapin (Zyprexa®) Blockade von mACh-, 5-HT2-, D1-5-Rezeptoren; außerdem von Alpha 1/2- und H1-Rezeptoren.
Quetiapin (Seroquel®) Bindet vorwiegend an 5-HT2a-, 5-HT7-, D2-, und Alpha 1-Rezeptoren: Keine Affinität zu D4- und mACh-Rezeptoren.
Risperidon (Risperdal®) In erster Linie Besetzung von 5-HT2a(c)-, 5-HT7-, D2-, Alpha 1-, Alpha 2-Rezeptoren.
  Sertindol (Serdolect®) Phenylindolderivat. Bindet vorwiegend an 5-HT2a/c-, 5-HT7-, D2-, und Alpha 1-Rezeptoren.
Ziprasidon (Zeldox®) vorwiegend kombinierter 5-HT2a- und D2-Antagonismus und Alpha 1-adrenolytisch, -antimuskarinerg.
Zotepin (Nipolept®) Bindet vorwiegend an 5-HT2a/c-, 5-HT6/7-, H1- und Alpha 1-Rezeptoren. Außerdem Noradrenalin-Rückaufnahmehemmer, was gewisse antidepressive Eigenschaften vermuten lässt.
   

 

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Nebenwirkungen von atypischen Antipsychotika sowie von Haloperidol (modifiziert nach Aktuelle Bewertung neuer/atypischer Neuroleptika Nervenarzt 2000 - 71:329–344 Springer-Verlag 2000 H.-J. Möller))
  Clozapin Risperdal Sertindol Zotepin Zyprexa Solian Quetiapin Ziprasidon Haloperidol
Neurologische Nebenwirkungen                  
Extrapyramidale Symptome 0 0 - + 1 0 - (+) 1 0-(+) 0 - + 0 - + 0 - (+) + - +++
Epilept. Anfälle +++ ++ 0 0 0 0 0 0 0 - +
Malignes neurol. Syndrom (MNS) (+) ? (+) ? + (neuerdings berichtet) ? ? ? +
Andere                  
Orthostatische Hypotension +- +++ 0 - + + + + 0 + 0 - (+) + - ++
Sedation +++ ++ (+) + 0 (+) + + + - ++
QT-Verlängerung 0 - + + 0 - + 0 ++ 0 0 - + 0 0 - +
Transaminasen Anstieg 0 - ++ + -++ 0 - + 0 -++ 0 0 0 - + 0 0 - ++
Anticholinerge Nebenwirkungen +++ + - ++ 0 + 0 0 0 - + 0 - + + - ++
Agranulozytose +++ 0 0 0 0 0 0 0 0
Prolaktin-Anstieg ( u. damit auch sexuelle Störungen) 0 0 - + 0 - + +++ 0 - ++ ++²
Gewichtszunahme +++ ++ + +++ + (+) + 0 +
Verstopfte Nase 0 - + 0 0 - + 0 - + ++ 0 0 0 0 - +
0 = nicht vorhanden oder kein signifikanter Unterschied zu Plazebo (+) = vereinzelt, selten + = leicht ++ = mäßig +++ = ausgeprägt ? = keine ausreichenden Daten vorhanden 1 = dosisabhängiges Auftreten von EPS über 6 mg/Tag für Risperidon 2 = dosisabhängiger Anstieg

 

 

Gewichtsveränderung unter Neuroleptikatherapie nach 10 Wochen Behandlung ( nach Aktuelle Bewertung neuer/atypischer Neuroleptika Nervenarzt 2000 - 71:329–344 Springer-Verlag 2000 H.-J. Möller))
Substanz/Therapie Mittlere Gewichtsveränderung nach 10 Wochen (kg) Standardabweichung 
Plazebo –0,74 0,44
Ziprasidon 0,04 0,27
Fluphenazin 0,43 0,55
Haloperidol  1,08 0,37
Nichtpharmakologisch  behandelte Kontrollgruppe 1,33 0,25
Therapie mit mehreren Substanzen 1,82 0,50
Risperidon  2,10 0,21
Chlorpromazin 2,58 0,85
Thioridazin/Mesoridazin  3,19 0,92
Olanzapin  4,15 0,17
Clozapin 4,45 0,73

 

Der Nervenarzt 5•2000 342

Die Einteilung der Psychopharmaka erfolgt in folgende Hauptgruppen:

1. Tranquilizer können abhängig machen
2. Hypnotika können abhängig machen
3. Antidepressiva können nicht abhängig machen
4. Phasenprophylaktika (Lithium, Carbamazepin)können nicht abhängig machen
5. Neuroleptika können nicht abhängig machen

 

 Beispiele gängiger Neuroleptika Generelle Dosierungsempfehlungen sind  nicht möglich. Die Dosierung ist immer auch individuell. Vieles bezüglich der Dosierung wandelt sich. Überwiegend wurden die Dosisempfehlungen in den letzten jahren nach unten korrigiert. Die Ausrichtung ist in der akuten Phase der Erkankung einfacher als die Bestimmung der noch wirksamen Minimaldosis zur Prophylaxe. Je besser die Betreuung und die Kooperation um so niedriger kann sie sein. Eine zu früh vorgenommene Dosisreduktion kann zu einem Rückfall führen, zu lange zu hoch dosiert begünstigt Nebenwirkungen und damit über sinkende Motivation zu Kooperation ebenfalls zum Rückfall. Dies gilt für alte wie neue Antipsychotika.

Substanz

Markennamen (z.B.) übliche Dosis in mg

niedrigpotente Neuroleptika in niedriger bis mittlerer Dosierung geringe antipsychotische Wirkung bei deutlicher bis ausgeprägter Sedierung

Chlorprothixen

– Truxal

15 – 300

Levomepromazin

– Levomepromazin-neurax
–– Neurocil

10 – 200   besonders stark blutdrucksenkend

Melperon

– Eunerpan

10 – 150      niedrige Dosen in der Geriatrie

Pipamperon

– Dipiperon

20 – 360         niedrige Dosen in der Geriatrie

Promethazin

– Atosil
– Promethazin neuraxpharm

10 – 300         niedrige Dosen in der Geriatrie

Prothipendyl

– Dominal-forte

40 – 160          überwiegend schlafanstoßend

Thioridazin oder 1

– Melleril
– Thioridazin-neurax

25 – 250

Triflupromazin

– Psyquil

25 – 150

mittelpotente Neuroleptika gute antipsychotische Wirkung mit mäßiger Sedierung

Amisulprid

– Solian

50 – 500 selten bis 1200

Olanzapine

– Zyprexa

5 – 20 selten auch höher

Perazin

– Taxilan

-Perazin neuraxpharm

25 – 300

Zotepin

– Nipolept

55 – 300 selten bis 450

Zuclopenthixol

– Ciatyl-Z

20 – 80

Quetiapin Seroquel 300- 600 selten bis 800

hochpotente Neuroleptika    in niedriger bis mittlerer Dosierung gute antipsychotische Wirkung ohne Sedierung.

Benperidol

– Benperidol-neurax
– Glianimon

1 – 8

Bromperidol

– Impromen

1 – 8

Clopenthixol

– Ciatyl

10 – 150

Clozapin- nur zugelassen wenn ander Neuroleptika nicht in Frage kommen und unter Auflage einer regelmäßigen Blutbildkontrolle

– Leponex

-Elcit

-Clozapin neuraxpharm

12,5 – 200 selten bis 800 mg,

niedrige Dosen in der Geriatrie auch beim Parkinsontremor und Nebenwirkungen der Parkinsonmedikamente (Psychosen).

Flupentixol

– Fluanxol

0,5 – 10

Fluphenazin

– Dapotum
– Fluphenazin neuraxpharm

2,5 – 15

Haloperidol oder 1

– HaldoI-Janssen
– Haloperidol-GRY
– Haloperidol-ratiopharm
– Haloperidol-Stada
– Sigaperidol

1 – 15

Perphenazin

– Decentan
– Perphenazin-neurax

1 – 16

Pimozid

– Orap (forte)

1 – 8

Risperidon

– Risperdal

0,5 – 10     niedrige Dosen in der Geriatrie

Wichtiger Hinweis: Medizin und Wissenschaft unterliegen ständigen Entwicklungen. Der Autor  verwendet größtmögliche Sorgfalt, damit alle Angaben dem aktuellen Wissensstand entsprechen. Eine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben im Text und besonders in den empfohlenen Links  ist jedoch ausdrücklich ausgeschlossen.
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Bitte bedenken Sie immer einen Arztbesuch oder die Stellung einer richtigen Diagnose kann das Internet nicht ersetzen. Entsprechend sind bisher auch keine "Arztbesuche" via Internet möglich. Hiergegen sprechen nicht nur ganz erhebliche juristische Bedenken, für eine ärztliche Behandlung ist immer noch ein persönlicher Kontakt entscheidend. Für die Diagnosenstellung benötigt ihr Arzt alle seine fünf Sinne. Apparative Befunde wie Röntgenbilder oder Laborwerte lassen sich inzwischen per Internet gut übermitteln, zur   Stellung einer Diagnose bleiben sie weiterhin nur Hilfsmittel, die ausschließlich in einem Gesamtzusammenhang eine Bedeutung haben. Die meisten Diagnosen werden im ärztlichen Untersuchungsgespräch (Anamnese) gestellt. Auch jede Behandlung muß auf das Individuum abgestimmt werden. 
Medikamente sollte man in der Regel nicht im Internet bestellen. Neben oft unzureichender Qualität, fehlt vorallem die Indikationsstellung und die korrekte Aufklärung, von Haftungsfragen bei gravierenden Nebenwirkungen abgesehen. 
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Karl C. Mayer 

Links

 

Jugendliche Schizophrenie und Lebensqualität: nach einer Studie die auf dem DGPPN Kongress 2000 Aachen, 20. - 23.9.2000-von   B. Röpcke, Ch. Eggers(Essen, D) vorgestellt wurde
Thema: Objektive psychosoziale Lebensbedingungen und subjektive Lebenszufriedenheit jugendlicher Schizophrenien 15 Jahre nach Erkrankungsbeginn. Methode: Katamnestische Untersuchung von 44 Patienten, die in den Jahren 1979 bis 1988 in der  Essener Klinik mit der Diagnose "Schizophrene Psychose" konsekutiv aufgenommen und stationär behandelt worden sind. Ergebnisse: 1. 35/44 (79,5 %) sind von öffentlicher oder familiärer Förderung abhängig, 29/44 (65,9 %) leben ohne feste Partnerschaft, 38/44 (86,3 %) sind kinderlos, 29/44 (65,9 %) werden medikamentös behandelt. Die sozialen Lebensbedingungen sind signifikant schlechter als in gesunder Kontrollgruppe. 2. Subjektive Lebenszufriedenheit weist in 5 von 8 Bereichen keine signifikanten Unterschiede zwischen Patienten und gesunden Kontrollen auf. Patienten sind unzufriedener mit sozialen Kontakten und psychischer Gesundheit, Kontrollen sind unzufriedener mit Finanzen. Diskussion: Die Unterschiede in der subjektiven Zufriedenheit sind geringer, als es die objektiven Unterschiede erwarten lassen. Vor allem in den Bereichen Gesundheit, Finanzen und Freizeit bestehen zwischen Patienten und Kontrollgruppe objektiv gravierende Unterschiede, die subjektiv nicht als Zufriedenheitswerte ausgedrückt werden. Es ist zu vermuten, daß die Patienten ein eigenes Bezugssystem heranziehen und sich nicht unbedingt mit der gesunden Altersgruppe vergleichen. Außerdem entstand bei der Befragung der Eindruck, daß einige der schwer beeinträchtigten Patienten aus einer gewissen Indifferenz heraus eine überraschend hohe
Zufriedenheit formulierten.  

 

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Feedback: Karl C. Mayer
Gästebuch Bergheimerstraße 56a
E-Mail 69115 Heidelberg

 

Literatur für Betroffene und Angehörige:
Arieti, Silvano, Schizophrenie: Ursachen, Verlauf, Therapie, Hilfe für Betroffene, Piper, 5. Aufl. 1997, München, Zürich, Taschenbuch, ISBN 3-492-20713-8, 17,90 DM