Akinetischer Mutismus

seltenes Syndrom, bei schwerer bilateraler mesodienzephaler Läsion, beiderseitigen Schädigungen des vorderen Thalamus oder mittelliniennaher Schädigung des Frontalhirns. Schwere Störung des psychomotorischen Antriebs, Wachheit, Wahrnehmungsfähigkeit (zumindest teilweise), meist keine Rumpf- und Extremitätenbewegungen, keine Spontansprache. Die Patienten liegen in regloser Haltung mit geöffneten Augen, verfolgen aber bewegte Objekte mit den Augen. Patienten fixieren häufig mit dem Blick. Der optokinetische Nystagmus kann erhalten bleiben. Beim akinetischen Mutismus besteht eine schwere Störung der Initiierung von spontanen und intentionalen Handlungen. Die Patienten sind dabei wach, haben eine erhaltene visuelle Orientierungsreaktion die grundsätzlichen motorischen Antworten in hochautomatisierten Handlungskontexten (z.B.: Ballfangen, Handgeben) sind normal. Die Informationsaufnahme ist oft normal. Die Fähigkeit auf Umweltreize hin mit einer willentlichen Antwort zu reagieren ist aber abhanden gekommen. Die Generierung innerer Vorstellungen und Entscheidungen über Zielzustände ist gestört. Handlungen können nicht mehr einem Gesamtkonzept untergeordnet werden. Es besteht ein Mangel an Vorstellungen über die möglichen Reaktionen aber keine Interesselosigkeit an der Umgebung. Reflexartige Greifbewegungen sind intakt, Loslassbewegungen, die eine willentliche Antwort voraussetzen sind gestört. In der Rückbildungsphase besteht häufig ein Sprachverständnisproblem, Arbeitsgedächtnisdefizite, eine allgemein verminderte Gedächtnisleistung, eine starke Perseverationstendenz, die Schreiben und Rechnen fast unmöglich macht. Es besteht eine gesteigerte Ablenkbarkeit und häufige Regelverletzungen. Der Begriff akinetischer Mutismus wurde auch schon für Funktionspsychosen mit Fehlen willkürlicher Bewegungen verwendet, bei denen sprachliche Äußerungen fehlen und die auf einer psychisch-intentionalen Hemmung im Rahmen einer Funktionspsychose mit Bewusstseinsstörung und anschließender Amnesie beruhen.

 

Quellen / Literatur:

H.Hildebrandt, ZNP,13 (2), 2002, Seite 99.

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur