Nozizeption

Wahrnehmung einer Reizung oder Stimulation der Schmerzrezeptoren. Schmerz ist dann die subjektive Reaktion des Individuums auf die Nozizeption. Nozizeptoren (Schmerzrezeptoren) reagieren auf verschieden Reize wie Temperatur, chemische Reize, mechanische Reize, manche reagieren nur auf einen Reiz, andere auf mehrere verschiedene Reize. Beim akuten Schmerz kommt es zu einer Aktivierung von Nozizeptoren im Bereich der akuten Gewebeschädigung z.B. durch Verbrennungen, Verätzungen, Entzündungen, Traumen, Nervenschädigungen. Es kommt dann zu einer Veränderung der Nozizeptorfunktion durch die Gewebeschädigung. Die eigentliche Schmerzempfindung eines Individuums ist sehr stark von der Situation und den vorhandenen Emotionen abhängig. Nozizeptoren können sensibilisiert oder desensibilisiert werden. Nozizeptoraktivität oder das Ausmaß der Gewebsschädigung korreliert also nur mässig mit der Schmerzempfindung. Der erste Schmerz nach einem Schmerzreiz wird durch relativ schnelle dünne markscheidenhaltige A-delta Nervenfasern geleitet, der 2. langsamere Schmerz wird durch langsam leitende markscheidenlose C- Fasern geleitet. Die Heilung der Gewebeschädigung führt zu Schmerzlosigkeit und die Nozizeptoren normalisieren sich. Es kann aber auch zu einer Nozizeptorsensitivierung kommen, die chronifizierend wirkt. Hierdurch kann eine Hyperalgesie entstehen, bei der vorher und normalerweise nicht schmerzhafte Reize wie Berührung oder leichterer Druck als schmerzhaft empfunden werden. Durch die Nozizeptoren ausgeschüttete Substanzen wie Substance P, Bradykinin und Prostaglandine spielen dabei eine Rolle. Die frühzeitige Behandlung wirkt dem möglicherweise entgegen. Schmerzmittel greifen in der Peripherie an und erhöhen dort die Schwelle der Nozizeptoren für noxische Reize. Körpereigene Opiate hemmen die synaptische Übertragung von nozizeptiven Afferenzen auf Neurone der schmerzvermittelnden zentralen Bahnen. Was bei akuter Einnahme durch Desensibilisierung der Nozirezeptoren die Chronifizierung von Schmerzen verhindert, kann bei chronischer Einnahme zu einer Anpassung des Körpers bzw. der Nozizeptoren mit vermehrter Schmerzempfindlichkeit führen. Bei chronischen Schmerzen sind Nozizeptoren nicht immer beteiligt, manchmal sind aber die Nozizeptoren bei chronischen Schmerzen in ihrer Funktion durch Gewebeschädigung oder zentrale Rückkoppelung (reversibel oder irreversibel) verändert. Ob Schmerzen bei einer Person chronifizieren hängt von der Lebenszufriedenheit, Arbeitsplatzzufriedenheit, Depressivität, der sozialen Unterstützung, Persönlichkeitsfaktoren, Krankheitsgewinn, der Art der Behandlung und vielen anderen Faktoren ab. Das Ausmaß der empfundenen Beeinträchtigung sagt die Chronifizierung von Schmerzen nach allen Studien erheblich besser voraus, als das Ausmaß der Gewebsschädigung.

 

Quellen / Literatur:

Siehe auch unter Schmerzmedikamente und unter Rückenschmerzen, Fibromyalgie und somatofomen Störungen.

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur