okuläre Myositis

Es handelt sich um eine idiopathische (ohne bekannte Ursache auftretende) Entzündung der Augenhöhle (meist die Augenmuskeln betreffend), die früher auch als Pseudotumour orbitae bezeichnet wurde. Es handelt sich um die nach der Orbitopathie bei Schilddrüsenleiden und lymphoproliferativen Erkrankungen dritthäufigste Erkrankung der Orbita (Augenhöhle). Die Ursache des Krankheitsbildes ist unbekannt, vermutet werden Autoimmunphänomene. Am häufigsten tritt die Erkrankung bei jungen Erwachsenen auf. Es kommt zu einem akuten hervortreten des Augapfels (Proptosis), Bindehautentzündung und Schwellung(Chemosis) und Einschränkung der Augenbewegungen. Das Krankheitsbild ist meist einseitig. Symptome bewegungsabhängige retrobulbäre Schmerzen (94%) mit Diplopie (85%) die Kernsymptome des Krankheitsbildes dar. Ein weiterer klinischer Hauptbefund ist die konjunktivale Injektion (73%), meistens an der Insertionsstelle des betroffenen Muskels. Die exophthalmische Form mit zusätzlichem Lidödem, Ptose, Chemose und Exophthalmus tritt seltener auf (24%), eine Visusabnahme ist die Ausnahme. Ein beidseitiger Augenmuskelbefall, typischerweise sequentiell, wird in 40% beobachtet. Frauen sind häufiger betroffen (73%), das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 34 Jahren. Der M. rectus medialis ist der am häufigsten betroffene Muskel (70%). Diagnose: Obwohl das Krankheitsbild benigne ist, sind dauerhafte Augenbewegungsstörungen oder Sehverlust möglich, deshalb muss frühzeitig diagnostiziert werden. Die Diagnosesicherung gelingt heute mit der Kernspintomographie auch in leichteren Fällen. Der durch die Entzündung erhöhte Wassergehalt der befallenen Muskeln erklärt die gegenüber der Computertomographie erhöhte Sensitivität der Kernspintomographie. Therapie der Wahl ist die Behandlung mit Kortikosteroiden, hierunter kommt es in 90% innerhalb von Tagen zur Abheilung. Bei zu kurzer Therapiedauer sind Rezidive häufig. Bei Therapieresistenz ist die niedrigdosierte Bestrahlung meist effizient. Differenzialdiagnosen: Endokrine Ophthalmopathie bei Morbus Basedow. Eine Verwechslung ist auch mit Clusterkopfschmerzen, durchgebrochener Sinusitis, orbitaler Zellulitis, orbitalen Abszessen, Vaskulitis, Sarkoidose, Krebserkrankungen, und arteriovenösen Malformationen ist möglich.

 

Quellen / Literatur:

  1. Chetan Shenoy and Sudhakar Sattur A woman with orbital myositis, CMAJ January 16, 2007; 176 (2).
  2. Michael S. Lee, MD; Simmons Lessell, MD Orbital Myositis Posing as Cluster Headache Arch Neurol. 2002;59:635-636.
  3. Berkhoff Nervenarzt 68:792–800 Springer-Verlag 1997
  4. Goldberg et al. Idiopathic Orbital Inflammatory Disease Arch Ophthalmol 2004;122:1092-1092. FULL TEXT
  5. S J. Ahn Yuen, P. A. D. Rubin, Idiopathic Orbital Inflammation Distribution, Clinical Features, and Treatment Outcome Arch Ophthalmol. 2003;121:491-499.
Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur