Parese

Parese = Teil- Lähmung, Plegie = komplette Lähmung. Hemiparese: Halbseitenlähmung. Monoparese: Lähmung nur eines Gliedmaßes oder eines Glied-maßenabschnittes. Paraparese: Lähmung beider Arme oder Beine. Tetraparese: Lähmung beider Arme und Beine. Entsprechend Hemiplegie: Halbseitenlähmung (Arm und Bein). Monoplegie: Lähmung nur eines Gliedmaßes oder eines Gliedmaßenabschnittes. Paraplegie: Lähmung beider Arme oder Beine. Tetraplegie: Lähmung aller vier Gliedmaßen. Die Beobachtung des Verteilungsmusters bei Lähmungsbildern kann zur Lokaldiagnose beitragen. So spricht eine Halbseitenlähmung von Gesicht, Arm und Bein (Hemiparese oder, wenn sie total ist, Hemiplegie) für eine zentrale Läsion z.B. bei einem Schlaganfall oder Hirntumor, eine Lähmung beider Beine (Paraparese bzw. Paraplegie) oder aller vier Extremitäten (Tetraparese bzw. Tetraplegie) eher für eine Rückenmarks- oder periphere Schädigung. Proximale Lähmungstypen finden sich besonders bei Myopathien, distal betonte sind bei zentralen Prozessen oder Polyneuropathien vermehrt anzutreffen. Leichtere zentrale Paresen lassen sich häufig durch Halteversuche sichtbar machen. Periphere Lähmung: schlaffe atrophische Lähmung mit abgeschwächten oder erloschenen Eigenreflexen, (die Reflexe fallen meist schon vor eine Lähmung bemerkt wird aus). Die Störung der Feinmotorik der Lähmung parallel. Der Muskeltonus ist herabgesetzt. Die Muskelfasern werden schnell atrophisch. Keine pathologischen Reflexe, im EMG Denervierungszeichen. Die Verteilung der Lähmung entspricht dem Versorgungsgebiet eines peripheren Nerven oder einer Nervenwurzel, oder eines Nervenplexus (Plexus =Geflecht). Sind nur Lähmungen ohne sensible Ausfälle vorhanden geht dies meist auf eine Schädigung der Vorderwurzel oder der Vorderhornzellen des Rückenmarkes zurück. Bei zentralen Lähmungen ist die Feinmotorik (besonders wenn der Schaden im Großhirn liegt, weniger bei Hirnstammschädigung) stark beeinträchtigt, es resultieren Massenbewegungen, es tritt keine Atrophie der Muskeln auf, der Muskeltonus ist spastisch erhöht (dabei erhält die Tonuserhöhung den betroffenen Gliedmaßen ihre Stütz- und Haltefunktion), die Muskeleigenreflexe in den betroffenen Muskeln sind gesteigert, es treten Kloni und pathologische Reflexe auf. Tonuserhöhung und Reflexsteigerungen entwickeln sich erst in den ersten Wochen der Schädigung. Die elektrische Erregbarkeit der Muskel über die zugehörigen Nerven bleibt intakt. Das EMG unauffällig. Die Spastik bewirkt auch das typische als Zirkumduktion bezeichnete Gangbild. Durch Erhöhung des Extensorentonus entsteht eine Spitzfußstellung, das Bein wird gleichsam zu lang. Der Kranke führt das Bein in einem nach auswärts gerichteten Bogen nach vorne. Im Unterschied dazu wird bei einer peripheren Lähmung der Fußheber (Peronäuslähmung) die Lähmung durch Anheben des Fußes ausgeglichen. Die Prüfung der Muskulatur ist nur ein Teil der neurologischen Untersuchung. Isolierte Muskelprüfungen ohne Gesamtuntersuchung können zu gravierenden diagnostischen und therapeutischen Irrtümern führen. Die Inspektion der Muskeln liefert Informationen über eventuelle Atrophien, Hypertrophien oder abnorme Bewegungen. Am entspannt sitzenden Patienten betrachtet man Umfang und Konturen der Muskeln und sucht nach Faszikulationen. Eine Atrophie macht sich durch einen verminderten Muskelumfang bemerkbar, jedoch wird dies bei großen oder tiefliegenden Muskeln erst in fortgeschrittenen Stadien augenfällig. Eine beidseitige Atrophie kann im Seitenvergleich unbemerkt bleiben. Bei alten Menschen ist ein gewisser Muskelschwund normal. Hypertrophie entsteht, wenn ein Muskel ersatzweise für einen anderen Mehrarbeit leistet. Bei der Pseudohypertrophie wird Muskelgewebe durch übermäßige Mengen von Bindegewebe oder gespeichertem Material ersetzt. Bei der Muskelpalpation sucht man nach Atrophien, Faszikulationen, einer abnormen Konsistenz oder Überempfindlichkeit. Die Kraftprüfung ist zum Nachweis und zur Lokalisation einer Schwäche sowie zu ihrer Quantifizierung für spätere Vergleichszwecke wichtig. Der Patient führt den Arm- und Beinhalte-Versuch aus, der Untersucher achtet auf Tremor oder andere unwillkürliche Bewegungen sowie auf Lähmungserscheinungen – eine paretische Extremität sinkt schneller ab als eine mit intakter Innervation. Die Kraft einzelner Muskelgruppen prüft man gegen Widerstand. Bei der Beurteilung ist zu berücksichtigen, dass Schmerzen im betroffenen Muskel oder Gelenk aktive Kontraktionen herabsetzen oder unmöglich machen können. Hysterische Lähmungen oder Simulationen können recht schwierig festzustellen sein. Gewöhnlich findet man jedoch eine charakteristische Reaktion, bei der der Widerstand gegen Bewegung ganz normal ist, der Untersuchte dann aber plötzlich nachgibt. Das Fehlen einer Atrophie und das Vorhandensein normaler Reflexe können ebenfalls bei der Diagnose helfen.

Unterscheidung

Periphere „schlaffe“ Lähmung

Zentrale „spastische“ Lähmung

Lokalisation

2. mot. Neuron

1. mot. Neuron

Muskeltonus

hypoton

hyperton (kann anfangs auch schlaff sein)

Muskelatrophie

ja

nein

grobe Muskelkraft

vermindert

vermindert

Feinmotorik

beeinträchtigt

fehlt, nur Massenbewegungen möglich

Eigenreflexe

herabgesetzt oder erloschen

können anfangs normal sein, später gesteigert

pathol. Reflexe

keine

vorhanden

Fremdreflexe

fehlen, nur wenn Erfolgsmuskel gelähmt

abgeschwächt

 

Quellen / Literatur:

siehe auch unter Kraftgrad

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur