Psilocybinhaltige Pilze (magic mushrooms)

Der Psilocybingehalt ist zum einen abhängig von der Pilzart, variiert aber auch innerhalb der gleichen Art stark. Ein Rückschluß von der konsumierten Pilzmenge auf das aufgenommene Psilocybin ist nicht immer direkt möglich. Als Faustregel kann gelten daß 10 mg halluzinogene Stoffe (v.a. Psilocybin ) in etwa 2g getrockneten Stropharia cubensis, in 1 g getrockneten bzw. 10g frischen Psilocybe semilanceata oder 0,5g getrockneten bzw. 5g frischen Psilocybe cyanescens oder P. azurescens enthalten sind. Der bekannteste europäische psilocybinhaltige Pilz ist Psilocybe semilanceata (Spitzkegeliger Kahlkopf), der in Europa zwar überwiegend eine atlantische Verbreitung aufweist, bei uns aber auch vor allem auf gedüngten Wiesen vorkommt. Außerdem enthalten Panaeolus-Arten (Düngerlinge), Pholiotina-Arten (Glockenschüpplinge), Panaeolina foenisecii (Heudüngerlinge), Gymnopilus-Arten (Flämmlinge), Stropharia (Träuschlinge), Pluteus (Dachpilze),Conocybe (Samthäubchen), Hypholoma (Schwefelköpfe), Inocybe (Rißpilze) – Psilocybin. Bei Verwechslungen kann ein ganz erhebliches (u.U. tödliches ) Vergiftungsrisiko bestehen. Die LD50 bei Mäusen liegt bei 280 mg/kg.

4 mg leichtere Rauschzustände
5-10 mg Halluzinationen bei geschlossenen Augen, antriebssteigernd und damit auf Parties tanzfördernd
ab 10 mg Halluzinationen bei offenen Augen
ab 20 mg örtlich und zeitlich verzerrte Wahrnehmung, Gleichgewichts- und Orientierungsstörungen (Tanzen nicht mehr möglich)
60-100 mg Höchstdosis, nur bei speziellen psychotherapeutischen Sitzungen angewandt
20.000 mg vermutete letale Dosis beim Menschen

Symptome Etwa 20-30 Minuten nach einer Pilzmahlzeit (mit ca. 10-20 mg Psilocybin) kann das vorübergehende Gefühl ähnlich einem leichten Alkoholrausch eintreten. Ein inneres Wärmegefühl kann sich einstellen und eine aphrodisische (liebesluststeigernde) Wirkung soll häufig sein (Zauberpilze wurden im vorspanischen Mexiko auch bei besonderen Liebesritualen eingesetzt). Die eigentlichen Halluzinationen stellen sich meistens erst eine Stunde nach dem Pilzkonsum ein, erreichen nach zwei Stunden ihren Höhepunkt und dauern bis zu fünf Stunden an. Durch die Reizüberflutung erreicht das Gehirn einen unglaublichen Wachzustand, so daß Einschlafen im Gegensatz zum Cannabis-Konsum fast nicht möglich ist. Obwohl die Halluzinationen und psychedelischen (die Psyche öffnenden) Erlebnisse unter Psilocybineinfluß ähnlich denen nach LSD-Konsum sind, gibt es einige markante Unterschiede. Bei den Pilzen ist die Wirkungszeit mit maximal fünf Stunden deutlich kürzer (LSD-Trips dauern bis zu 10 Stunden und länger an), und der Psilocybinrausch klingt meistens schnell und weich aus, zum Drogenkater kommt es nur selten. Auch die Gefahr eines bad-trips (Panikzustände/Horrortrip) ist bei halluzinogenen Pilzen im Vergleich zum LSD deutlich geringer.Allerdings kommt es schnell zu einer Toleranzentwicklung. Nach ein- bis zweimaligem Konsum innerhalb von 1-2 Tagen wird die gleiche Wirkung anschließend erst bei sehr viel höheren Dosen erreicht. Die Toleranz ist nach einer Woche Abstinenz jedoch wieder aufgehoben. Die körperlichen Anzeichen (Symptome) für eine Vergiftung mit der Psilocybe sind vielfältig und bei vielen Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt. Es kann zu Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, Benommenheit und Gleichgewichtsstörungen kommen, auch Muskelschwäche, „Ameisenlaufen“ und ein taubes Gefühl auf der Haut können auftreten. Übelkeit und Erbrechen sind Anzeichen, die in der Frühphase (bis 30 Minuten nach Verzehr) auftreten können. Manchmal kommt es zu einem schnelleren, manchmal zu einem langsameren Puls, der Blutdruck kann erhöht oder erniedrigt sein. Die Pupillen erweitern sich. Auch unkontrollierter Abgang von Harn oder Stuhl (Inkontinenz) sowie unkontrollierte Bewegungen wurden beschrieben.Für die psychischen Wirkungen ist die strukturelle Ähnlichkeit des Psilocybins mit dem Serotonin von Bedeutung. Serotonin spielt eine wichtige Rolle in der Informationsübermittlung vom Thalamus („Tor zum Bewußtsein“) zur Großhirnrinde. Die fast unendlich große Flut von optischen, akustischen und anderen Sinneseindrücken muß, um vernünftig interpretiert werden zu können, stark gefiltert werden. Normalerweise wird durch eine Rückkopplungsschleife eine Überflutung durch äußere Sinnesreize verhindert. Durch die Imitation des körpereigenen Botenstoffes Serotonin durch die Halluzinogene Psilocybin und LSD kommt es zu einer Entkopplung dieser schützenden Rückkopplungsschleife und somit zu einer Reizüberflutung. Sinnesinformationen werden nicht mehr mit dem Gedächtnis verglichen und damit sinnvoll interpretiert. Das Ergebnis ist eine völlig veränderte Ich- und Umwelterfahrung. Es kommt zu optischen (visuellen), gefühlten (taktilen) und gehörten (auditorischen) Halluzinationen bei noch vorhandener aber verzerrter Realitätswahrnehmung. Je nach Grundeinstellung kann es zu Glücksgefühl, Lachanfällen („good trip“) oder zu Angst, Unruhe, Gewalttätigkeit, Delirium und Panikanfällen mit akuter Suizidgefährdung kommen. Werden halluzinogene Pilze nicht vorsätzlich, sondern unbeabsichtigt wegen einer Verwechslung mit anderen Pilzen gegessen, so sind anstelle freudiger Erlebnisse anschließende Horrorvorstellungen, bedingt durch die Angst, sich ernstlich vergiftet zu haben, eher die Regel.

 

Quellen / Literatur:

Nach „Zauberpilze bei uns“ von J. Eul und T. Harrach

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur