Schnüffeln

Schnüffeln von organischen Lösungsmitteln ist billig, die Substanzen sind überall verfügbar, es ist bedauerlicherweise eine häufige Form des Drogenmissbrauchs unter Kindern und jungen Erwachsenen weltweit. Euphorie, Farbwahrnehmungveränderungen, Halluzinationen, Träume, Bewusstseinseintrübung und verminderte Schmerzwahrnehmungen sind häufig gesuchte Effekte. Erregungszustände, Reizbarkeit, Verwirrung, Unruhe, Koordinationsschwierigkeiten, Übelkeit, Kopfweh, Abstumpfung, Apathie, Bewusstlosigkeit, Herz- und Atemstillstand bis hin zum Tod kommen beim akuten Gebrauch vor. Psychische Abhängigkeit ist nicht selten. Lösungsmittel lösen nicht nur Farben und Hemmungen, sie lösen auch die Hirnsubstanz langsam aber sicher auf. Auch im Gehirn sind Fette wesentliche Bestandteile. Toluol oder Toluene ist eine der wesentlichen Inhaltstoffe solcher organischen Lösungsmittel und ist in hohem Maße neurotoxisch. Es kommt zu einer auch in der Kernspintomographie gut sichtbaren Demyelinisierung und Gliose in der weißen Substanz des Gehirns und Kleinhirns und einer entsprechenden darauf folgenden cerebralen und cerebellären Atrophie. Die Veränderungen sind multifokal oder diffuse in der weißen Substanz verbreitet. Die weiße Substanz wird im Bild zunehmend schwere von der Rinde unterscheidbar. Veränderungen im Thalamus und in den Basalganglien sind in den T2-gewichteten Kernspinbildern ebenfalls erkennbar. Aufmerksamkeitsstörungen, Gedächtnisstörungen, Reaktionsverlangsamung, epileptische Anfälle, und Verblödung sind mögliche Langzeitfolgen

 

Quellen / Literatur:

American Journal of Neuroradiology 23:1173-1179

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur