Trance

Übergangsstadium vom Wachzustand zum Schlaf mit erhöhter Suggestibilität, wie er auch in Hypnose erzeugt werden kann. Das Bewusstsein ist dabei nicht erweitert, allenfalls verändert zum Wachzustand, sondern in der Regel zentriert oder fokussiert. Ähnliche Zustände treten bei manchen psychischen Störungen oder emotionalen Zuständen wie Wut, Depression, Panik, Zwängen, dissoziativen Zuständen, im Rahmen von Süchten, etc. auf. Hypnotische Heilrituale haben in der Medizin seit Jahrtausenden gespielt. Selbsthypnotisch induzierte Trance kann möglicherweise eine sinnvolle Methode zur Entspannung sein. Schamanen verschiedener Kulturen nutzen Trance zum Kontakt mit Verstorbenen, Übersinnlichem, anderen Welten etc. um von dort ihre Heilkräfte zu erhalten. Darstellungen von Tranceerlebnissen in Höhlenmalereien Europas wie Afrikas sind möglicherweise der Anfang der darstellenden Kunst. Jedenfalls sind Wissenschaftler nach Vergleich von Zeichnungen der afrikanischen San-Buschleute mit europäischen Höhlenmahlereien dieser Auffassung. Trance wird häufig überschätzt, die Erfahrungen in Trance sind nicht tauglich, Realität in der Gegenwart oder Vergangenheit zu beurteilen. Erinnerungen in Trance sind weniger zuverlässig als Erinnerungen im Wachzustand. Suggestionen eines Therapeuten in Trance können, wenn sie den Wünschen des Patienten aus dem Vorgespräch entsprechen, den Willen des Patienten stärken.

Trance- und Besessenheitszustände

Bei diesen Störungen tritt ein zeitweiliger Verlust der persönlichen Identität und der vollständigen Wahrnehmung der Umgebung auf. Hier sind nur Trancezustände zu klassifizieren, die unfreiwillig oder ungewollt sind, und die außerhalb von religiösen oder kulturell akzeptierten Situationen auftreten. Die meisten Menschen kennen leichte alltägliche Trancezustände: das Erlebnis etwa, von Musik davongetragen zu werden, während die Welt um einen herum versinkt, oder stundenlange Tagträume, wenn man verliebt ist und sich in herbeigesehnte Szenen hineinphantasiert, wenn Filme und Bücher einen regelrecht aufsaugen, oder wenn man reglos aus dem Zugfenster starrt, das Gehirn gedankenleer, wie ausgelöscht. Selbst Halluzinationen und Visionen sind in ,,veränderten Bewusstseinszuständen“ keine Seltenheit. In der Einschlafphase etwa passieren bisweilen merkwürdige Dinge: Da meinen wir zum Beispiel irgendwo hinunterzufallen, worauf unser Körper mit Zucken reagiert, als wolle er den vermeintlichen Sturz auffangen. Schamanen haben solche natürlichen Phänomene zu einer Kunst entfaltet. Mühelos stoßen sie mit Hilfe bestimmter Techniken in einen Trancezustand vor. Die Unterscheidung zwischen psychischer Krankheit und Trance ist bei solchen Zeremonien oft schwierig zu treffen. Heutzutage ist in der westlichen Welt die Hypnose eine medizinisch-psychotherapeutisch anerkannte Heiltechnik, die mit Hilfe von Trance arbeitet. Schamanen einiger Kulturen waren überzeugt, dass es eine instinktive Intelligenz gibt, die die Kraft besitzt, den physischen Körper zu kontrollieren, zu erhalten, wiederherzustellen und zu erneuern. Sie reguliert den Herzschlag und die Körpertemperatur, überwacht Verdauungsfunktionen, Hormonproduktion und die Ausscheidung der Abfallprodukte. Zudem steuert es das körpereigene Kommunikations- und Selbstwiederherstellungssystem. Medikamente, Heilmittel, Behandlungen, Therapien und Chirurgie unterstützen die Heilung nur, die im Grunde von der spirituell-geistigen Intelligenz des menschlichen Körpers bewirkt wird.

 

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur