Transsexualismus

Der Wunsch, als Angehöriger des anderen Geschlechtes zu leben und anerkannt zu werden. Dieser geht meist mit Unbehagen oder dem Gefühl der Nichtzugehörigkeit zum eigenen anatomischen Geschlecht einher. Es besteht der Wunsch nach chirurgischer und hormoneller Behandlung, um den eigenen Körper dem bevorzugten Geschlecht soweit wie möglich anzugleichen. Damit eine Person als ,,transsexuell“ bezeichnet werden kann, muss bei ihm das Bewusstsein vorliegen, dem anderen Geschlecht anzugehören, obwohl sein körperliches Erscheinungsbild keine Veranlassung dazu bietet. Der daraus resultierende Leidensdruck, der zu Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen und anderen Funktionen führen kann, ist ein primäres Kriterium der Diagnose. Transsexualität hat es schon immer und in allen Kulturen gegeben. Erst in diesem Jahrhundert wurde Transsexualität als solche erkannt und definiert, wodurch später psychologische Behandlungsarten und sogar operative Möglichkeiten zur Umsetzung der transsexuellen Wünsche entwickelt werden konnten. Manche Autoren unterscheiden die frühzeitig beginnende, stabile Verlaufsform als ,,primäre Transsexualität“ von der sich erst in späteren Lebensjahren entwickelnden Symptomatik, der ,,sekundären Transsexualität“. Wie die Erfahrung gezeigt hat, kann man Transsexualität nicht mittels Psychotherapie ,,heilen“. Der Behandlungsablauf besteht in einer Diagnose, Psychotherapie, Alltagstest, Hormonsubstitution, Operation und Nachsorge. Nebenher muss der Patient Anträge stellen für die Kostenübernahme der Krankenkasse und die juristische Anerkennung des geänderten Namens und der Geschlechtszugehörigkeit. Zu unterscheiden von Transvestitismus unter Beibehaltung beider Geschlechtsrollen: Tragen gegengeschlechtlicher Kleidung, um die zeitweilige Erfahrung der Zugehörigkeit zum anderen Geschlecht zu erleben. Der Wunsch nach dauerhafter Geschlechtsumwandlung oder chirurgischer Korrektur besteht nicht; der Kleiderwechsel ist nicht von sexueller Erregung begleitet. Abgegrenzt werden muss (nach ICD und DSM IV) Transsexualismus von ähnlichen Geschlechtsidentitätsstörungen bzw. Verhaltensweisen: Fetischistischer Transvestitismus Darunter versteht man die Tendenz zur Bevorzugung von Bekleidung, Aufmachung und Verhaltensweisen, die für das andere Geschlecht typisch sind. Dabei wird hauptsächlich sexuelle Erregung angestrebt, nicht aber der Wunsch, selbst dem Gegengeschlecht anzugehören. Das paraphile Hauptinteresse beim Transvestitischen Fetischismus besteht im Tragen der Kleidung des anderen Geschlechts. In der Regel besitzt ein Mann mit dieser Störung eine Kollektion weiblicher Kleidung, die er zeitweise zum Tragen der Kleidung des anderen Geschlechts benutzt. Wenn er die Kleidung des anderen Geschlechts trägt, masturbiert er meist und stellt sich dabei vor, sowohl das männliche Subjekt als auch das weibliche Objekt seiner sexuellen Phantasie zu sein. Diese Störung ist nur bei heterosexuellen Männern beschrieben worden. Transvestitischer Fetischismus kann nicht diagnostiziert werden, wenn das Tragen der Kleidung des anderen Geschlechts ausschließlich im Verlauf einer Geschlechtsidentitätsstörung auftritt. Transvestitische Phänomene reichen von gelegentlichem, heimlichen Tragen weiblicher Kleidungsstücke bis zur extensiven Teilnahme an einer transvestitischen Subkultur. Einige Männer tragen einzelne Stücke weiblicher Kleidung unter ihrer Männerkleidung. Andere Männer mit Transvestitischem Fetischismus kleiden sich auch ganz als Frauen und tragen Make-up. Das Ausmaß, in dem die mit Frauenkleidung angezogene Person erfolgreich als Frau wirkt, hängt ab von Manierismen, Körperbau und dem Geschick beim Tragen der Kleidung des anderen Geschlechts. Wenn er nicht die Kleidung des anderen Geschlechts trägt, ist der Mann mit Transvestitischem Fetischismus meist unauffällig männlich. Obgleich seine grundsätzliche Orientierung heterosexuell ist, hat er eher wenige Sexualpartner und kann auch gelegentliche homosexuelle Kontakte gehabt haben. Ein zugehöriges Merkmal kann das Vorhandensein von Sexuellem Masochismus sein. Die Störung beginnt typischerweise mit dem Tragen der Kleidung des anderen Geschlechts in der Kindheit oder der frühen Adoleszenz. In vielen Fällen wird das Tragen der Kleidung des anderen Geschlechts bis zum Erwachsenenalter nicht öffentlich vorgenommen. Während die Kleidung für den Transvestiten ein fetischistisch belegtes Objekt darstellt, ist sie für den Transsexuellen lediglich Ausdruck seiner Identität. Effeminiertes homosexuelles Verhalten Das verweiblichte Verhalten mancher homosexueller Männer ist im äußeren dem von Transsexuellen ähnlich, es liegt ihm jedoch eine andere Motivation zugrunde. Es dient auf spielerische Weise der Kommunikation mit einem Gegenüber. Von einer Geschlechtsidentitätsstörung kann hierbei nicht gesprochen werden. Intersexualität Die chromosomale oder hormonelle Beeinträchtigung der sexuellen Differenzierung kann eine Geschlechtsidentitätsstörung hervorrufen, z.B. beim Klinefelter-Syndrom oder Hermaphroditismus. Dabei ist umstritten, ob die Diagnose Intersexualität unbedingt Transsexualität ausschließt, wie im DSM-IV definiert. Clement und Senf halten dies nicht für zwingend, insbesondere dann, wenn eine im Kindesalter durchgeführte Genitaloperation aufgrund von Unbehagen im Erwachsenenalter rückgängig gemacht werden soll. Sie empfehlen, eine Chromosomenanalyse bei transsexuellen Patienten zur Routine zu machen. Transsexualität als Symptom einer Psychose In seltenen Fällen können Psychosen und Transsexualität gleichzeitig auftreten. Der Patient verkennt dann zwar seine geschlechtliche Identität, meistens ist aber eine wirkliche Geschlechtsdysphorie auszuschließen.

 

Quellen / Literatur:

siehe unter Paraphilie

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur