Wahrnehmung
Wahrnehmung
ist Vorgang und Ergebnis der Reizverarbeitung. Wahrnehmung ist ein aktiver
Prozess, der durch die Verschaltungsprinzipien des Gehirns wesentlich
mitbestimmt wird. Unter Wahrnehmung versteht man das gegenwärtige Erfassen der
eigentlichen Sinneseindrücke, z.B. was wir im Augenblick sehen, der Klang einer
Stimme. Wahrnehmung geschieht auch ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Als Apperzeption bezeichnet man die Wahrnehmung von Elementen von Objekten auf die beispielsweise in Reaktionszeitexperimenten reagiert werden kann, noch bevor das ganze Objekt bewusst wahrgenommen wird. In diesem Zusammenhang bezeichnet man als Perzeption (syn. für Wahrnehmung)die bewusste Wahrnehmung. Menschliche Wahrnehmung ist nicht nur selektiv, sondern auch ergänzend -
das Ergebnis meiner Wahrnehmung ist ein Produkt aus den Reizen, die aus der
Umgebung kommen und deren Interpretation durch den Wahrnehmenden unter Nutzung
der Gedächtnisinhalte und vorgegebener Wahrnehmungsmuster. Wahrprägung ist
die Bewertung des gerade Wahrgenommenen aufgrund unserer Erfahrungen. Wir
benutzen dabei ein Erfahrungssystem, das auf unseren früheren Wahrnehmungen
beruht, und ein Erfassungssystem für die augenblicklichen Reize. Während das
Erfahrungssystem nur im Wachzustand aktiv ist (im Schlaf nehmen wir keine
bewusste Bewertung vor), arbeitet das Erfassungssystem ständig. Dies ist auch der
Grund, warum man durch ein lautes Geräusch aufwacht oder trotz Lageänderungen im
Schlaf nicht aus dem Bett fällt. Das Ergebnis der Wahrnehmung ist ein Abbild
objektiv- realer Umwelt und der eigenen Personeninnenwelt. Beim Sehvorgang
fällt ein visueller Reiz auf die Netzhaut, dauert es etwa eine Viertelsekunde,
bis er als bewusste Wahrnehmung erscheint. Vor diesem Moment an wird jeder
einzelne Bestandteil dieses Bildes – etwa Farbe, Form, Lage im Raum und Bewegung
– einzeln von verschiedenen, spezialisierten Regionen im Gehirn verarbeitet.
Diese einzelnen Eindrücke müssen dann „erst zu einem Muster vereinigt werden,
das wiederum mit Arealen verschaltet wird, die es mit Bedeutung verbinden, nur
das Ergebnis wird bewusst wahrgenommen. Wahrnehmung ist der
aktuelle und anschauliche Teil des Erkenntnisprozesses und der Erkenntnis und
schließt darin Vorstellungen, Vergegenwärtigtes und Nachbilder mit ein. Prozesse
und Ergebnisse sowie Modelle und Theorien sind Gegenstände der
Wahrnehmungspsychologie. Im Laufe der Leben-/Lerngeschichte
werden Wahrnehmungskategorien ausgebildet, in die ein Großteil des Inputs
abgebildet wird, diese sind größtenteils multimodal - somit muss ein
wahrnehmender Organismus z.B. wissen, wann ein Geräusch zu einem Bild gehört und
wann nicht. Dies ist nicht im Reiz, sondern in der Erfahrung mit ähnlichen
Reizen in der Vergangenheit enthalten. Neben den bekannten fünf Sinnen wie
Sehen, Hören,
Riechen,
Schmecken und Tasten sind die
Sinne Schmerzwahrnehmung, Kälte- und
Wärmeempfinden, der Gleichgewichtsinn (meist nicht bewusst erlebt), die
Wahrnehmung der Stellung des Kopfes und Körpers im Raum, die Wahrnehmung der
Eigenbewegung durch Muskelspindeln und spezielle Wahrnehmungsorgane in den
Gelenken bedeutsam. Man müsste also sinnvoller von 10 Sinnen sprechen.
Wahrnehmung beginnt mit einem Umgebungsreiz, den man im physiologischen Versuch
Signal nennt. Welche Umgebungs- Reize und inneren Reize wir wahrnehmen können
hängt zunächst von unseren Sinnesorganen ab. Verschiedene Tierarten können ganz
andere Reize wahrnehmen, die menschlichen Sinnesorganen verschlossen sind.
Vögeln dient die Wahrnehmung des Magnetfeldes als zusätzliche
Orientierungsmöglichkeit, manche Schlangen haben Rezeptoren für Wärme, mit denen
sie auch bei absoluter Dunkelheit ihre Beute „sehen“ können. Andere Tiere können
elektrische Felder oder besonders hochfrequente Schwingungen wahrnehmen. Es ist
davon auszugehen, dass diese Tiere alleine durch ihre andersgearteten
Sinnesorgane auch eine ganz andere Wahrnehmung unserer Welt haben. Auch bei
Menschen gibt es Unterschiede in der Wahrnehmung, da Wahrnehmung individuell
ist, lässt sich die Wahrnehmungswelt auch anderer Menschen nur begrenzt
erschließen. Der Umgebungsreiz wird an den Rezeptoren unserer
Sinnesorgane in einen neurophysiologischen Impuls umgewandelt, bis dieser im
Gehirn als eigentliche Reizinformation wahrgenommen wird, sind weitere
komplizierte Wege und Vorgänge erforderlich. Wahrnehmung bildet die Grundlage
unserer Handlungen und Entscheidungen, sie ist Voraussetzung für unsere
Bewegungen. Wahrnehmungen brauche wir um unsere Umwelt aber auch um uns selbst
wahrzunehmen. Wir brauchen für die Wahrnehmung, wie für das Gedächtnis eine
Ordnung. Begriffe, Formen, Zusammenhänge der Nützlichkeit eines wahrgenommenen
Reizes etc. stellen solche Ordnungen dar. So können wir Gerüche für die wir
einen Namen haben uns schneller merken, sie aber auch eher erkennen. Wenn uns
Teilinformationen fehlen, werden diese vom Gehirn oft ergänzt, als ob sie
vorhanden wären. Ein Beispiel ist, dass wir den blinden Fleck man aus einer
Tonspur beispielsweise bestimmte Buchstaben heraus, hören die meisten Menschen
diese mit, obwohl sie nicht vorhanden sind. Allerdings kann wenn zusätzliche
Informationen vorhanden sind (z.B. Lippenbewegungen im Film die nicht zur
Tonspur passen auch der ausgelassene Buchstabe verändert werden, so dass er eher
zur Lippenbewegung passt). Welche Informationen ein Reiz vermittelt hängt auch
davon ab ob er statisch ist, oder sich bewegt. Bewegung wird dabei immer auch in
Relation zur Eigenbewegung des Wahrnehmenden wahrgenommen. Wahrnehmung geschieht
immer in einem Kontext. Der Kontext verändert dabei die Bedeutung der
Wahrnehmung erheblich, dies gilt für alle Sinnesmodalitäten, für einfache wie
für komplexe Wahrnehmungen. Der Kontext verändert damit auch was wir wahrnehmen.
Wir ordnen dabei die Reizangebote unserer Umwelt nach unseren inneren
Bedürfnissen (wie Hunger, Durst, sexuellem Verlangen..), wie auch nach den
sozialen oder kulturellen Bedeutungen eines Reizes. Ob wir einen Reiz überhaupt
wahrnehmen hängt von unserer aktuellen Motivation ab. Die Prioritäten sind dabei
in jeder Situation unterschiedlich, damit unterscheidet sich auch bei
identischer äußerer Situation je nach Motivationslage die Priorität dessen, was
wir wahrnehmen. Wahrnehmung ist also immer auch ein aktiver und subjektiver
Prozess, der im Reiz der Umgebung und den Sinnesorganen nur bedingt seinen
Anfang findet. Der Komplexe Fertigkeiten im Beruf wie in der Freizeit, setzen
komplexe Wahrnehmungsfähigkeiten voraus. Wahrnehmungsfähigkeiten und –präferenzen
sind zumindest teilweise erlernt, teilweise sind sie auch bei uns Menschen
instinktiv oder angeboren. Wir adaptieren unsere Sinnesorgane an Wahrnehmung,
was zu einer Wahrnehmungsverzerrung durch die Adaptation führt. Ein einfaches
Beispiel ist der Weber´sche-drei-Schalen-Versuch: In Schalen befindet
sich Wasser unterschiedlicher Temperatur. Eine Hand in eine Schale mit heißem,
die andere Hand in eine Schale mit sehr kaltem Wasser gehalten. Nach 2 Minuten
werden beide Hände in die andere Schale mit zimmerwarmem Wasser gehalten. Die
Temperatur des zimmerwarmen Wassers wird nun von jeder der beiden Hände anders
empfunden. Je nach Anpassungsniveau erscheint das zimmerwarme Wasser entweder
kalt oder warm. Signal: Unter einem Signal versteht man
in der Wahrnehmungsforschung einen Reiz, der einem Probanden dargeboten wird
(meist wird nur eine Sinnesmodalität angesprochen: Duftstoff, Geschmackstoff,
Ton, Lichtreiz, Farbe, Schmerzreiz,...), unter Rauschen versteht man die anderen
Reize der Umgebung, da bei Experimenten der Reiz in der Regel sehr schwach ist,
kann die Versuchsperson bei wenig intensiven Reizen Signal und Rauschen leicht
verwechseln, es kommt dann zum falschen Alarm. Die Schwelle für die
Signalentdeckung ist dabei je nach Situation variabel. Sie wird auch durch
Beobachter beeinflusst. Die Unterschiedsschwelle bezeichnet den gerade
merklichen Reizunterschied, den eine Versuchsperson wahrnehmen kann. In vielen
Bereichen gilt dabei für unsere Sinne das Webersche Gesetz. Delta S/S=K. K ist
dabei eine als Weberscher- Quotient bezeichnete Konstante. Delta S ist der
kleinste spürbare Unterschied. Er ist über ein breites Spektrum an
Reizintensitäten konstant. Nachgewiesen hat dies Weber mit Gewichten,
proportional zum Gewicht steigt der eben spürbare Unterschied zwischen Gewichten
an. Wenn wir ein kleines Gewicht in den Händen halten, spüren wir auch kleine
Unterschiede, ...Das Antwortkriterium definiert in psychologischen
Experimenten die Stärke oder Größe des Signals das erforderlich ist, damit der
Proband ein Singal als wahrnehmbar bezeichnet. Es ist erheblich abhängig von der
Persönlichkeit des Probanden (z.B.: vorsichtig/genau wagemutig/impulsiv). Es
ist auch abhängig von der Situation und den aus der Wahrnehmung möglichen
positiven oder negativen Konsequenzen. In Angstsituationen nehmen wir äußere wie
innere Reize wesentlich schneller wahr und intensiver wahr, unsere
Wahrnehmungsschwelle sinkt, das heißt viel kleinere Reize werden wahrgenommen,
dies allerdings mit der Folge, dass wir auch viel häufiger Teile des Rauschen
als Signal wahrnehmen. Dies kann auch beim Gesunden bis zu illusionären
Verkennungen gehen (z.B. Reiter über den Bodensee, Goethes Erlkönig). Unser
Antwortkriterium ist auch durch andere manipulierbar und hängt erheblich von der
Erwartung an die Situation ab. Alle Sinnessysteme besitzen die Fähigkeit
bei Teilwahrnehmungen nach dem Gedächtnis Ergänzungen vorzunehmen am einfachsten
wird diese Fähigkeit beim visuellen System nachgewiesen, unvollständige
Objektgrenzen, die häufig in visuellen Szenen auftreten, werden zu vollständigen
Szenen oder Objekten ergänzt. Wahrnehmungskonstanz bedeutet, dass
Merkmale von Objekten, die wir wahrnehmen konstant bleiben obwohl sich die
Wahrnehmungsbedingungen ändern. Unabhängig davon, aus welchem Blickwinkel und
bei welcher Beleuchtung wir eine Kiste ansehen, sie behält eine rechteckige Form
für unsere Wahrnehmung und auch ihre braune Farbe. Wir nehmen also die reale
Gestalt, nicht die meist trapezförmige Abbildung auf der Netzhaut war. Im Falle
von Formen bezeichnet man das Formkonstanz, im Falle von Farbe als Farbkonstanz,
wenn es um die Helligkeit der Farben eines Objektes geht als
Helligkeitskonstanz. Letztere gehen auf das Verhältnisprinzip zurück. Auf diese
Weise können wir Objekte als gleichbleibend wahrnehmen. Wahrnehmen,
(obwohl zunächst ein Prozess, der sich nur im Jetzt abspielt), ist ohne
Gedächtnis nur eingeschränkt möglich. Das Gedächtnis ist in diesem Zusammenhang
die aktive Ordnungsstruktur des Wissen und der Wahrnehmung zugleich. Wir sehen
wonach wir suchen können, zumindest sehen wir bekanntes wesentlich schneller und
besser, wir können es erkennen. Bereits bekanntes strukturiert daher unsere
Wahrnehmung vor (Priming). Neue Wahrnehmungen verändern die bereits im
Gedächtnis vorhandenen Schemata und Informationen. Dadurch verändern und
erweitern neue Wahrnehmungen auch unsere Fähigkeit wahrzunehmen, gleichzeitig
schränken unsere vorgefertigten Gedächtnisinhalte auch das Spektrum dessen ein,
was wir wahrnehmen.
Für jede Wahrnehmung sind bereits vorgefertigte Schemen zur
Informationsverarbeitung erforderlich, die sich mit der Wahrnehmung aber auch
laufend ändern. Die Möglichkeiten der Veränderung sind dabei für
unterschiedliche Wahrnehmungssystem unterschiedlich. Vieles bleibt lebenslang
flexibel und veränderbar. Wenn wir uns auf etwas konzentrieren und unsere
Aufmerksamkeit darauf richten, werden zum einen die Wahrnehmungsprozesse, die
sich mit diesem speziellen Objekt befassen verstärkt, andere werden aktiv in den
Hintergrund gedrängt. Findet dieser Aufmerksamkeitsprozess für ein Objekt
häufiger statt, stellt sich unser Gehirn darauf ein, sowohl die Hemmung der
störenden Umgebungsreize, als auch die Aufmerksamkeit für den spezifischen Reiz
werden zunehmend erleichtert und automatisiert, sie sind deshalb auch mit
größerer Sicherheit und Geschwindigkeit möglich (. Es ist davon auszugehen, dass
diesem Prozess neu gebildete Synapsen zu Grunde)
liegen. Wahrnehmung führt an dieser Stelle also zu lernen und einer Veränderung
in der Hirnsubstanz. Wahrnehmung ist auch bei allen Handlungsprozessen
begleitend eine unbedingte Voraussetzung. Für jede geführte Bewegung ist die
Rückmeldung der Bewegungsrezeptoren in den Muskelspindeln, Gelenkrezeptoren, dem
Sehen wie dem Gleichgewichtsorgan Bedingung. Schon der Ausfall eines dieser
Systeme beeinträchtigt die Zielgenauigkeit der Bewegung. Auch bei einfachen
Erkenntnisvorgängen werden meistens mehrere Wahrnehmungssysteme gleichzeitig
benutzt. Manche Wahrnehmungsprozesse können in kritischen Entwicklungsperioden
irreversibel gestört werden. Viele dieser Wahrnehmungsprozesse werden früh in
erheblichem Maße vorgeprägt und sind später nicht mehr elementar zu ändern. Wenn
beispielsweise bei Säuglingen eine zeitlang nach einer Operation ein Auge
verschlossen wird, besteht ein hohes Risiko, dass dieses Auge schwachsichtig
wird. Wenn Kinder länger unbehandelt schielen, bilden sich in der Sehrinde
weniger von beiden Augen versorgte Neurone, die Kommunikation zwischen den
Wahrnehmungen der beiden Augen in der Hirnrinde ist dann oft auf Dauer gestört.
Beidäugiges Sehen wird zwischen dem 2 und 4.-8. Lebensjahr ausgebildet, später
ist dies nur noch in geringerem Ausmaß möglich . Der Wahrnehmungsprozess
geschieht überwiegend unbewusst und ist bisher nur teilweise erforscht.
Wahrnehmung ist dennoch immer ein aktiver Prozess. Vermutlich sind an jeder
einzelnen Wahrnehmung eine Vielzahl von Mechanismen beteiligt, die bisher nur
teilweise aufgeklärt sind. Verschiedene Forschungsrichtungen sehen historisch
wie aktuell unterschiedliche Mechanismen im Vordergrund. Ein Großteil der
Untersuchungen konzentriert sich dabei bisher auf die Wahrnehmungen durch ein
Sinnessystem, vermutlich wirken aber bei unserer Wahrnehmung in den meisten
Fällen Informationen aus mehreren Sinnen zusammen. Wahrnehmung wird im Gehirn
nach Mustern organisiert, aus Teilen werden größere Einheiten
(Wahrnehmungsorganisation) Grundsätzlich unterschieden wird bei den
verschiedenen Wahrnehmungstheorien zwischen Top- down- und Bottom- up-
Verarbeitung. Bei der Top-down- Verarbeitung geht die Informationsaufnahme vom
Vorwissen, und damit von höheren Zentren im Gehirn aus. Es bestehen also in
diesem Fall kognitive Einflüsse auf die Wahrnehmung. Einfacher zu untersuchen
ist die Bottom- up- Verarbeitung, dabei bildet zunächst der Sinnesreiz die
Grundlage, erst in der späteren Verarbeitung werden die höheren Zentren mit ins
Spiel gebracht. Wahrnehmungspsychologie: Die W. ist ein
Teilbereich der Allgemeinen Psychologie. Hier werden die Ergebnisse der
Reizverarbeitung im Organismus erforscht. Thematischer Schwerpunkt der W. sind
Wahrnehmungstäuschungen (neuerdings nicht nur beim Sehen und Hören: auch beim
Figur,- Farb,- Bewegungs,- Zeitwahrnehmen
Wir nehmen nur wahr, was unser Gehirn für
realistisch hält, scheinbar unrealistisches sortieren wir ohne es zu wissen aus
.Emotionen spielen dabei eine genauso wichtige Rolle wie gelernte Fakten. Jede
aktuelle Erfahrung wird mit ähnlichen Reizen in der Vergangenheit in unserm Hirn
in Bezug gesetzt. Besonders unter dem Einfluss starker Emotionen neigen generell
auch gesunde Menschen zu Sinnestäuschungen, die altbewährten Methoden der
Informationsverarbeitung in
unserem
Gehirn können dann versagen. Da unsere Wahrnehmung gewohnt ist mehr zu sehen als
tatsächlich vorhanden ist, sehen die meisten Menschen beispielsweise die beiden
roten Linien unterschiedlich lang, die obere wird üblicherweise als länger
wahrgenommen. Ohne dass diese vorhanden wären sehen wir in der Abbildung unten 2
große Dreiecke ein großes blaues und ein großes weißes Dreieck. Real sind 3
kleine Dreiecke vorhanden. Voreingenommenheit ist auch beim besten Willen nicht
zu vermeiden, sie macht die Sortierung unserer Wahrnehmung einfacher. Wir
sollten nur wissen, dass eine solche Voreingenommenheit immer vorhanden ist. Sie
bei komplexeren Wahrnehmungen immer größer als bei den einfachen bebilderten
Beispielen hier. Unterschiede in Zeugenaussagen vor Gericht, oder die
unterschiedliche Wahrnehmung im Rahmen einer Ehescheidung sind typische
Beispiele.
Falsche
Zeugenaussagen
von
Augenzeugen
gelten
als der
Hauptgrund
für
falsche
Verurteilungen
vor
Gericht.
Samuel
R. Gross
(2004) Wir tun also gut daran, unseren Sinnen nicht unkritisch zu trauen.
"Unsere vermeintlich zuverlässigen Wahrnehmungen sind lediglich Hypothesen über
die Welt, die unser Gehirn unbewußt-rational konstruiert, und falsche Hypothesen
führen zu Wahrnehmungstäuschungen. Der uns angeborene "Gestaltungsdruck" lässt
uns in Zufallsereignisse Gesetzmäßigkeiten hineininterpretieren, die wir dann
selektiv wahrnehmen und uns gut merken. Haben wir einmal eine bestimmte
Überzeugung gewonnen, neigen wir dazu, selbst an fiktiven Zusammenhängen
unbeirrbar festzuhalten - auch dann, wenn diese Zusammenhänge experimentell
widerlegt worden sind. Diese "Credomanie" (Glaubsüchtigkeit) erweist sich als
eine tierische Erblast und ist eine unerschöpfliche Quelle menschlicher
Fehlvorstellungen."
Wahrnehmungstäuschungen bei GWUP
Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP).
Ob man an paranormale Phänomene glaubt oder nicht hängt eventuell auch von der
Hirnchemie ab. Der Neruotransmitter Dopamin wird nach einer in der Zeitschrift
New Scientist veröffentlichten Studie für die Anfälligkeit an Paranormales zu
glauben verantwortlich gemacht.
New
Scientist Print Edition siehe auch
Dr.
Martina Belz-Merk Beratung für Menschen mit ungewöhnlichen Erfahrungen
Ambulanz des Psychologischen Instituts an der Universität Freiburg
The Skeptic's Dictionary -
Deutsche Abteilung Vorstellungskraft
entspricht aus der Sicht eines Neurologen
am ehesten der sensorischen Antizipation. Ein mentales Bild entsteht dabei in
Vorbereitung auf was wir sehen, fühlen, riechen, schmecken oder hören, solange
das wirkliche Wahrnehmungsobjekt noch nicht oder nicht präsent ist.
Gedächtnisinhalte werden benutzt um den Wahrnehmungsapparat des Gehirn in einen
Zustand einer hohen Erwartung zu versetzen. Eine Erwartung die so lebendig ist,
dass man sie als eine Surrogaterfahrung bezeichnen könnte. Der Cortex besitzt
eine hierarchische Organisation Rückprojektionen ( heavy back-projections)
zwischen jedem Verarbeitungsschritt können in beide Richtungen geschehen. Die
selben neuronalen Schaltkreise können für bottom-up druch die Wahrnehmung oder
für top-down durch Vorstellungen benutzt werden. Es gibt große
Unterschiede in der individuellen Lebendigkeit und Stabilität von
Vorstellungskraft, bzw. sensorischer Antizipation. Bei der Müller-Lyer‘sche
Täuschung (typisches Beispiel einer optischen Täuschung) entsteht bei kürzer
erscheinenden Strecke entsteht der Eindruck einer vorspringenden, in
unmittelbarer Nähe des Betrachters befindlichen Kante, bei der anderen Figur
scheint die Ecke dagegen in weiterer Entfernung zu liegen. Die subjektive näherliegende Kante erscheint kürzer (Prinzip der Größenkonstanz). Eine andere
Erklärung ist, dass die Elemente an den Enden jeweils in die subjektive
Einschätzung der Streckenlängen mit einbezogen werden, so verlängern die nach
außen gerichteten Pfeilspitzen die zwischen ihnen liegende Strecke. Bei der
längeren Strecke sind zur Abtastung mehr Augenbewegungen nötig.


Wahrnehmungsstörungen und Halluzinationen
Wahrnehmungsstörungen und Halluzinationen Besonders
das schizophrene Krankheitsbild geht oft auch
mit Wahrnehmungsstörungen einher, die alle Sinne betreffen können. Die Patienten
hören, fühlen, sehen, riechen oder schmecken Dinge, die andere nicht wahrnehmen.
Man nennt dies auch Sinnestäuschungen oder Halluzinationen. So hören die
Betroffenen z. B. Stimmen von tatsächlich nicht anwesenden Personen, die sich
über sie unterhalten, ihnen Befehle geben oder ihr Tun mit Bemerkungen
kommentieren oder die drohen, schimpfen, rufen oder flüstern. Es kommen auch
reine Geräuschhalluzinationen vor, wobei die Patienten Töne und Geräusche hören,
wie z. B. ein Klopfen, Donnern, Summen oder Pfeifen. Geruchs- oder
Geschmackshalluzinationen können sich z. B. darin äußern, daß die Patienten
meinen, sie würden unangenehme Düfte riechen oder alles, was sie essen, würde z.
B. nach Seife oder Essig schmecken. Oft gehen diese Halluzinationen mit der
Angst einher, vergiftet zu werden. Die Halluzinationen können für Patienten
absolut realistisch sein, und sie fühlen sich sogar mißverstanden, wenn
Ärztin/Arzt oder Angehörige darauf hinweisen, daß das, was sie erleben, nicht in
Wirklichkeit vorhanden ist. Dies ist ganz typisch für die Krankheit, und wenn es
den Kranken wieder besser geht, können sie erkennen, daß sich diese Erlebnisse
nur "in ihnen selbst" abgespielt haben. Bei akustischen Halluzinationen werden
die selben zusammenarbeitenden Hirngebiete aktiviert wie bei der normalen
Sprachproduktion und Verarbeitung von gehörter Sprache oder auch stummen
Selbstgesprächen. Eine Spekulation ist, dass den Halluzinationen eine
verminderte Wahrnehmung dafür zu Grunde liegt, dass ein inneres Selbstgespräch
geführt wurde. Halluzinationen könnten also Folge einer abnorm verminderten
Funktion der Überwachung für selbst erzeugte innere Vorgänge (self- monitoring)
sein. Andere gehen sogar von einem epileptischen Herd in der Hörrinde aus, der
willentlich nicht kontrolliert werden kann. Der nicht der Kontrolle
unterliegende Vorgang erzeugt so oder so den Eindruck einer äußeren Realität an
Stelle der real vorhandenen inneren Realität. Möglicherweise spielen ähnliche
Phänomene bei Träumen eine Rolle. Jedenfalls scheinen Verbindungen zwischen
verschiedenen Hirnregionen während der Halluzinationen hier in ihrer Funktion
beeinträchtigt zu sein. Siehe auch: Shergill SS, Arch. Gen Psychiatry; 57;2000;
1033 ff
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