Gähnen

Gähnen kommt bei Wechseln des Schlaf/Wachzustands oder bei Hunger oder Lampenfieber und Langeweile auch bei den meisten Säugetieren vor, und ist nur bedingt willentlich steuerbar. Der eigentlich Ablauf ist reflexhaft. Gähnen ist also kein Hinweis auf Müdigkeit, sondern eher auf eine Änderung des Arousals oder des körperlichen Aktivierungszustandes. Gähnen wird, wie auch andere Gesten, häufig imitiert. Manche Forscher vermuten, dass die Neigung das Gähnen zu imitieren eine synchronisierend Funktion in Gruppen hat. Über die physiologischen Grundlagen des Gähnens ist wenig bekannt. Exzessives Gähnen, kann ein Krankheitszeichen sein, es kommt bei Infekten, Vergiftungen und Stoffwechselstörungen vor. Auch bei hirnorganischen Erkrankungen, wie bei Epilepsie Multiple Sklerose, Migräne, Schädigungen des Kleinhirns, der Medulla oblongata und des Hirnstamms ist exzessives Gähnen beschrieben. Gähnen kann als Opiat-Entzugssyndrom auftreten, oder auch als Nebenwirkung der Einnahme von verschiedenen Psychopharmaka. Bekannt ist dies beispielsweise bei Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI), Clomipramin, Desipramin und dual wirkenden Antidepressiva (Venlafaxin, Duloxetin). Meist tritt bei der Einnahme von Antidepressiva ein Gähnen erst nach mehreren Wochen Einnahme auf und verschwindet auch bei weiterer Einnahme nach einigen Wochen wieder. Der Mechanismus, über den Medikamente zu Gähnen führen, ist nicht bekannt, ebenso wenig gibt es sicher wirksame Gegenmittel.

 

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur