Chronobiologie

Wissenschaft vom Entstehen und der Bedeutung von Körperrhythmen und allgemein biologischen Rhythmen. Besonders relevant ist dabei der Tag- Nachtrhythmus der durch Helligkeit und Dunkel auf alle Lebewesen einwirkt. Im Nucleus suprachiasmaticus, (heißt so weil er direkt über dem Chiasma optikum also der Sehnervenkreuzung liegt) wird diese innere Uhr nach den Hell-Dunkel-Signalen eingestellt. Zumindest bei Nagetieren gibt es eine innere Uhr, die durch die Fresszeiten reguliert wird und im Nucleus hypothalamicus dorsomedialis lokalisiert sein soll. (Science 2008:320/5879, pp. 1074 -77 DOI: 10.1126/science.1153277) Ohne äußere Zeitgeber beträgt der innere Tagesrhythmus bei den meisten Menschen 25 Stunden. Hormonspiegel und Stoffwechselprozesse unterliegen auch beim Menschen einem Tagesrhythmus. Adrenalin, Körpertemperatur, Blutdruck und Puls fallen in der nächtlichen Erhohlungsphase physiologisch ab. Ein weiteres Beispiel ist das Kortison das bei Gesunden morgens am stärksten ausgeschüttet wird mit dem höchsten Spiegel morgens um 7 Uhr und dem niedrigsten Serumspiegel gegen Mitternacht. Bei der Bestimmung des Kortisonspiegels mit der Fragestellung der eventuellen Überproduktion, spielt daher der Blut- Abnahmezeitpunkt eine wesentliche Rolle. Dieser Tagesrhythmus wird in der Regel auch in der Behandlung mit Kortisonpräparaten beachtet. Ein anderes Beispiel ist der Melatoninspiegel, er steigt bei Dunkelheit an und sinkt morgens wieder ab. Nächtliche Beschäftigung bei Licht kann diesen Prozess stören. Auch das Wachstumshormon wird besonders nachts im Tiefschlaf ausgeschüttet. Die Stabilität der inneren Uhr von Menschen hängt teilweise von der genetischen Veranlagung ab, Wissenschaftler suchen nach s.g. Zeitgeber-Genen. Von der angeborenen inneren Uhr hängt auch ob Menschen eher Langschläfer oder Frühaufsteher sind.

Schichtarbeiter neigen verstärkt zu psychischen Störungen und manchen körperlichen Krankheiten. Schichtarbeit kann durch Störung der Inneren Uhr bei psychischen Störungen oder bei einer Epilepsie den Krankheitsverlauf verschlechtern. Bei manchen episodenweise auftretenden psychischen Störungen kann der Biorhythmus auch eine wichtige Rolle in der Krankheitsentstehung haben. Nachtarbeit vergrößert das Unfallrisiko. Ein Beispiel für eine oft erhebliche Befindlichkeitsstörung auch bei Gesunden ist der besonders beim Flug in Richtung Osten auftretende bis zu einer Woche dauernde Jetlag mit Schlafstörungen und verminderter Leistungsfähigkeit, Konzentrationsstörungen, und Antriebsarmut. Schon die Umstellung auf Sommerzeit kann bei manchen Menschen leichte Jetlag- Symptome hervorrufen. Die Einnahme von Melatonin kann den Jetlag mindern. Ob die Innere Uhr des Menschen wie bei Nagetieren durch den Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme beeinflusst werden kann, ist wissenschaftlich noch nicht geklärt.

 

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur