Patientenzufriedenheit

Patientenzufriedenheit wird im Rahmen von Qualitätsmanagement und Internetportalen zunehmend- meist mittels Fragebogen- gemessen. Patientenzufriedenheit ist dabei unzweifelhaft eine wichtige Variable in der Behandlung. Patientenzufriedenheit beeinflusst die Mitarbeit bei der Behandlung. Ein wesentlicher Punkt ist die ausreichende nachvollziehbare Aufklärung des Patienten über seine Erkrankung. Informierte Patienten arbeiten bei einer Behandlung besser mit und sind auch zufriedener mit der Behandlung. (Am. J. Public Health 66:847-853, 1976)

Nicht alle Einflüsse auf die Patientenzufriedenheit resultieren allerdings aus der Behandlungssituation, was auch bei entsprechenden Befragungen berücksichtigt werden sollte. Ohne die Berücksichtigung entsprechender bekannter Variablen, unterliegt die Messung der Patientenzufriedenheit einem erheblichen Bias. Manche Patientengruppen antworten besonders nach soziale Erwünschtheit ( nach den vermuteten Erwartungen der Ärzte und Pfleger), ältere Patienten sind in der Regel zufriedener mit den abgefragten Aspekten, Patienten mit höherem Bildungsabschluss sind kritischer. Als Deckeneffekt bezeichnet man die Tendenz mancher Befragter überwiegend positive Antworten abzugeben. Die Notwendigkeit einer Diät führt fast immer zur Unzufriedenheit der Patienten mit der Verpflegung im Krankenhaus. Neubauten optimieren Abläufe und Prozesse, wecken jedoch oft auch höhere Erwartungen bei Patienten. (Dtsch med Wochenschr 2009; 134: 1151-1156 DOI: 10.1055/s-0029-1222582) Nach einer Studie an Herzinfarktpatienten hängt die Patientenzufriedenheit mit der Behandlung wesentlich von Patientenvariablen wie soziale Unterstützung und einer Neigung zum Optimismus ab. Depressive Patienten sind in wesentlich höherem Maße unzufrieden mit ihrer medizinischen Behandlung. Dabei geht das Ausmaß der Depressivität parallel zur Unzufriedenheit mit der Behandlung. Psychosomatic Medicine 69:115–123 (2007) Je schlechter die körperliche Gesundheit des Patienten, umso schlechter schätzt er die Sauberkeit der Praxis oder des Krankenhauses ein, um so schlechter auch seine Bewertung der Erklärungen des Arztes oder des allgemeinen Standards seiner Behandler. Family Practice 2004 21(5):519-527; Je gesünder der Patient, umso zufriedener ist er mit der Behandlung, sagt eine andere Studie. (Die Überbringer schlechter Nachrichten mögen auch die Patienten nicht). American Journal of Medical Quality, Vol. 16, No. 5, 166-173 (2001). Patienten, die Minderheiten angehören oder Migranten äußern sich in der Befragung zu ihrer Behandlungszufriedenheit in der Regel deutlich negativer als andere Patienten. BMJ 2009;339:b3450 [Abstract] [PDF]

Neben vielen anderen Fragezeichen, ergeben sich auch aus dem Bias durch die körperliche und seelische Gesundheit des Patienten erhebliche Probleme in der Interpretation von Aussagen in Bewertungsportalen.

 

Quellen / Literatur:

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Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur