Ballismus

(von Herumhüpfen, Tanzen). Wie bei der Chorea handelt es sich auch hierbei um schnelle Kontraktionen wechselnder Muskelgruppen, jedoch proximal betont, so dass grobe Schleuderbewegungen resultieren, bei denen die Patienten den Halt verlieren und hinfallen können. Möglicherweise handelt es sich um eine Extremform der Chorea. Die Patienten berichten meist über eine plötzlichen oder subakuten Beginn der Symptome auf einer Körperhälfte. Die Bewegungen sind immer unwillkürlich, unregelmäßig, von großer Amplitude und folgen meist keinem eigentlichen Muster. Meist sind Arm und Bein gleichzeitig betroffen, das Gesicht ist nur in der Hälfte der Fälle betroffen. Bei Willkürbewegungen nimmt die Symptomatik zu, bei Entspannung ab im Schlaf hört sie auf. Patienten nehmen deshalb oft irrtümlich an, dass ein (kurzes) Nachlassen während entspannenden Behandlungen wie Kraniosakraltherapie oder Akupunktur zu einer Heilung beitrage. Die ballistische Hyperkinese kommt fast stets als Hemiballismus (nur eine Körperhälfte betreffend) vor, selten auch als Monoballismus (nur eine Gliedmaße betreffend). Vor allem Schädigungen des Nucleus subthalamicus und dessen Verbindungen zum Pallidum durch Schlaganfälle (aber auch andere Ursachen) sind verantwortlich. Auch ein-/oder beidseitige Schädigungen des Putamen und/oder N. caudatus können ursächlich sein. Die Ursache der Basalganglienschädigung kann aber vielfältig sein Berichtet wird über Tumore, Gefäßmissbildungen, Tuberöse Sklerose, systemischen Lupus erythematosus (meist mit Antiphospholipidsyndrom), andere Vaskulitiden, nach Schädeltrauma, Influenza A Infektion, neurochirurgischen Eingriffen am Kopf, Hypokalzämie, Schilddrüsenunterfunktion. Bei der AIDS- Behandlung ist ein Fall durch Hypoglykämie bei Pentamidinbehandlung berichtet, der nach Absetzen reversibel war. Eine Auslösung durch Antiepileptika oder Neuroleptika ist 1ebenfalls möglich. Ein Auftreten im Rahmen von Miller Fisher und Guillain-Barré Syndromen wird berichtet. Toxische Ursachen wie z.B. Quecksilber, Mangan, Zyanid, CO, Methanol sind möglich. Auch allgemein beim Diabetes mellitus mit Hyperglykämie wird ein vermehrtes Vorkommen berichtet. Hyperviskosität wird dabei als Ursache diskutiert. Infekte können ebenfalls ursächlich sein (meist im Rahmen einer Meningitis). Ein Auftreten unter der Pille oder in der Schwangerschaft ist ebenfalls berichtet. Es wird teilweise diskutiert, ob Ballismus nicht eine Sonderform der Chorea ist. Dies gründet auch auf der Beobachtung, dass bei Besserung des Ballismus oft eine Chorea übrig bleibt. Die Patienten sind in der Regel schwer beeinträchtigt, sie verletzen sich oft im Rahmen ihrer Bewegungsstörung, es resultiert eine massive Erschöpfung, Lungenentzündungen sind bei den Patienten häufig, auch ein Herzversagen kann die Folge sein. Die Bewegungsstörung ist durch Behandlung oft zu bessern, dadurch treten dann auch weniger Komplikationen auf. Wenn die Grunderkrankung behandelbar ist, sollte diese zuerst behandelt werden. Es gibt keine speziell dafür zugelassene Medikamente, so dass Behandlungen „off label.“ als Heilversuch stattfinden müssen. Clonazepam und bestimmte Neuroleptika sollen wirksam sein. In sehr schweren Fällen kommen operative Eingriffe (z.B. Thalamotomie) in Betracht,

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Quellen / Literatur:

B.-C. Lee, S.-H. Hwang, and G. Y. Chang, Hemiballismus-hemichorea in older diabetic women: A clinical syndrome with MRI correlation Neurology, February 1, 1999; 52(3): 646 – 646. [Abstract] [Full Text] M Odaka, N Yuki, and K Hirata Bilateral ballism in a patient with overlapping Fisher’s and Guillain-Barre syndromes J. Neurol. Neurosurg. Psychiatry, August 1, 1999; 67(2): 206 – 208. [Abstract] [Full Text] J. L Janavs and M. J Aminoff Dystonia and chorea in acquired systemic disorders J. Neurol. Neurosurg. Psychiatry, October 1, 1998; 65(4): 436 – 445. [Full Text] K. Chu, D.-W. Kang, D.-E. Kim, S.-H. Park, and J.-K. Roh Diffusion-Weighted and Gradient Echo Magnetic Resonance Findings of Hemichorea-Hemiballismus Associated With Diabetic Hyperglycemia: A Hyperviscosity Syndrome? Arch Neurol, March 1, 2002; 59(3): 448 – 452. [Abstract] [Full Text] [PDF] J. L Janavs and M. J Aminoff Dystonia and chorea in acquired systemic disorders J. Neurol. Neurosurg. Psychiatry, October 1, 1998; 65(4): 436 – 445. [Full Text] Pascal Grosse, Antiepileptikainduzierte Störungen des motorischen Systems Akt Neurol 2002; 29: 8-11

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur