Beziehungswahn

Im Vordergrund steht hier die wahnhafte Eigenbeziehung, in der Menschen und Dinge der Umwelt in abnormem Bedeutungsbewusstsein auf den Kranken selbst bezogen werden. Bedeutungs- oder zusammenhangslosen Bemerkungen und Handlungen anderer, aber auch große Ereignisse, wird mit wahnhafter Gewissheit eine persönliche Bedeutung im Sinne eines Bezugs zum Betroffenen gegeben. Der Betroffene steht quasi im Zentrum der Welt, die ganze Welt interessiert sich für ihn, alle Geheimdienste haben Zeit nur ihn zu überwachen. Die Kranken sind der festen Überzeugung, dass Ereignisse in ihrer Umwelt, die sich in Wirklichkeit nicht auf sie beziehen, für sie eine bestimmte Bedeutung haben. Das Gespräch anderer Menschen bezieht der an einem Beziehungswahn Leidende auf sich, (z.B. er hört das Wort „voll“ und ist der Überzeugung andere halten ihn für betrunken. Ein Zeitungsbericht über das Theaterstück in dem der Betroffene war ist nur geschrieben worden um ihm etwas zu sagen. Dass im Kaufhaus eine bestimmte Musik gespielt wird, soll ihm eine wichtige Botschaft übermitteln. Im Radio wird nur noch über ihn gesprochen. Der Kranke fühlt sich im Mittelpunkt der gezielten Aufmerksamkeit seiner Umwelt, selbst aus völlig unbedeutenden Ereignissen entnimmt er mit unerschütterlicher Gewissheit Signale, die ihn in ganz besonderer Weise angehen. Der Beziehungswahn kann isoliert vorkommen oder auch als Unter- und Hintergrund für andere Wahnformen, besonders für den Verfolgungswahn, Größenwahn, dann nur die jeweilige Wahnform markieren. Der Liebeswahn ist eine besondere Form des Beziehungswahnes mit der wahnhaften Überzeugung, von einer bestimmten Person geliebt zu werden

 

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur