Einsamkeit

spiegelt wider, wie ein Mensch seine soziale Situation empfindet – wie isoliert oder innerlich abgetrennt von der Welt er sich fühlt. Säuglinge drohen ohne enge Bindung an andere körperlich und seelisch zu verkümmern; einsame Erwachsene leiden unter Erschöpfung, Magenbeschwerden, Kopfschmerzen und Herzproblemen. Sie entwickeln Depressionen und sind besonders stark suizidgefährdet. Experten unterscheiden deshalb häufig zwischen „vorübergehender“ und „chronischer“ Einsamkeit oder einem „einsamen Wesenszug“. Tatsächlich sehen auch chronisch Einsame die Ursache für ihr Leiden weniger in unbefriedigenden Beziehungen oder anderen äußeren Umständen – als in sich selbst. Einsame unterscheiden sich von Nichteinsamen weder in körperlicher Attraktivität, Gewicht, Größe, noch in Ausbildung oder Studienleistung. Sie haben gleich viele soziale Kontakte, aber ein Drittel weniger Freunde und sind vor allem ängstliche und anklammernde Bindungstypen. Sie denken oftmals schlecht von sich selbst und haben ein niedrigeres Selbstwertgefühl: Chronisch Einsame erwarten, dass andere Menschen sie ähnlich negativ einschätzen wie sie sich selber – was allerdings anfangs oft gar nicht der Fall ist. Weil sie innerlich schon mit Ablehnung rechnen, begegnen sie der Außenwelt mit mehr Misstrauen und haben weniger Interesse, neue Bekanntschaften noch einmal wieder zu sehen. Oft meiden extrem Einsame in Gesprächen persönliche Themen und bleiben auf Distanz – oder aber sie verfallen ins andere Extrem. Vergleicht man etwa Ledige mit Verheirateten, ist das Sterberisiko bei unverheirateten Frauen um 50, bei Männern gar um 250 Prozent erhöht. Besonders depressive Menschen profitieren gesundheitlich und bezüglich ihrer Lebenserwartung von der Paarbeziehung,- selbst dann wenn sie, wie bei depressiven Menschen häufig mit der Beziehung unzufrieden sind.

 

Quellen / Literatur:

Einsamkeit GEO Magazin 10/02

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur