Entscheidungssituationen (strategische)

Aus der Spieltheorie. Sie ist auch eine Teilgebiet der Mathematik, sie soll als mathematisches Modell helfen in Entscheidungsszenarien die Komplexität zu reduzieren, ohne dabei die Präzision des Entscheidungsprozesses aus dem Auge zu verlieren. Lösungskonzepte sind in der Sprache der Mathematik formuliert und damit nicht allgemeinverständlich. Sie stellt Modelle zur Beschreibung und Analyse sozialer Interaktionen zur Verfügung. Die Spieltheorie ist die Lehre rationaler Entscheidungen in Konfliktsituationen. Spieltheorie ist dabei die Wissenschaft vom strategischen Denken. Strategisches Denken ist die Kunst, einen Gegner zu überlisten, der seinerseits dasselbe Ziel verfolgt. Es geht dabei um die Prinzipien interaktiver Entscheidungssituationen und Entscheidungsprozesse die nach Möglichkeit mathematisch dargestellt werden. 1994 wurde der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften an drei Spieltheoretiker verliehen (John F. Nash, John C. Harsanyi und Reinhard Selten). Die Theorie soll von Psychologen in der Beratung von Politik und Wirtschaft genutzt werden. Spieltheorie befasst sich mit Situationen in denen die Entscheidungsfolgen für einen Akteur von den Entscheidungen abhängig sind, die andere Akteure treffen. Deren Entscheidungen sind wiederum abhängig von ihren Vermutungen darüber, welche Entscheidung wohl der Akteur treffen wird. Die experimentelle Spieltheorie versucht in Anlehnung an die ökonomische Psychologie und die Sozialpsychologie zu erkunden, wie Menschen in strategischen Situationen Entscheidungen treffen. Es wird versucht durch kontrollierte Untersuchungen unter unterschiedlichen Bedingungen gezielt potentielle Einflussgrößen isoliert und in unterschiedliche Szenarien zu testen und vergleichen, Ziel ist auch bisher unbekannte Gesetzmäßigkeiten zu entdecken. In strategischen Entscheidungssituationen (wie durch Spiele modelliert) hängt das Ergebnis für den einzelnen von allen involvierten Entscheidungsträgern ab. Sie spielt eine wesentliche Rolle in der Spieltheorie, es geht dabei um Entscheidungssituationen, in denen die Ergebnisse der Handlungen eines Akteurs auch von den Handlungen anderer Akteure abhängen, und in denen die Akteure sich dieser Abhängigkeiten bewusst sind. Es gibt nicht die optimale Strategie, sondern die optimale Entscheidung ist vom Kontext der Situation abhängig. Aufgabe der Spieltheorie ist es, für soziale Konfliktsituationen das individuell rationale Entscheidungsverhalten zu definieren. Die Spieltheorie erlaubt es, das Verhalten von Entscheidungsträgern unter der Annahme zu prognostizieren, dass alle Spieler wissen, dass alle Spieler sich rational und eigennützig, gewinnstrebend und strategisch verhalten. Nicht alle Variablen einer Situation sind bestimmbar, auch Zufall ist ein Faktor im Verlauf von Entscheidungssitutationen. Die Sätze der Spieltheorie beziehen sich auf idealisierte Konstellationen und geben Anweisungen an idealisierte Spieler in solchen Konstellationen. In einem Spiel hängt das Erreichen der Ziele nicht nur vom eigenen Verhalten, sondern auch von den Entscheidungen der Mitspieler ab. In realen Entscheidungssituationen ist allerdings nicht immer davon auszugehen, dass sich alle „Spieler“ sich rational oder berechenbar verhalten. Spielregeln und Informationsstände sind in der Spieltheorie genau festgelegt. Eine Veränderung der einem Spiel zugrunde liegenden Annahmen konstituiert unweigerlich ein anderes Spiel, das andere Lösungskonzepte fordert, real sind die Bedingungen selten so genau bestimmbar. In der Spieltheorie werden Nullsummenspiele und Nichtnullsummenspiele unterschieden. Sie unterscheiden sich dadurch, dass bei Nullsummenspielen der Gewinn des eines dem Verlust des anderen entspricht. Bei Nichtnullsummenspielen hingegen können die Spieler auch gemeinsam gewinnen oder gemeinsam verlieren. Nichtnullsummenspiele kommen den komplexen Situationen im täglichen Leben weitaus näher als Nullsummenspiele. Stellen Sie sich vor, Sie wählen eine Verhaltensalternative simultan mit einem anderen Spieler und wissen demnach nicht, welche Alternative der andere wählt. Würde sich diese Situation von einer unterscheiden, in der Sie nach dem anderen Spieler entscheiden, aber zum Zeitpunkt ihres Zuges auch nicht wissen, welche Alternative gewählt wurde? Aufbauend auf Forschungsarbeiten wird im folgenden die erste Situation ´simultan´ und die zweite ´sequentiell´ genannt. Die klassische Spieltheorie sagt keine unterschiedlichen Verhaltensweisen vorher, die Empirie zeigt jedoch das Gegenteil: Beispielsweise sind Spieler eines Koordinationsspiels, die simultan ziehen, risikoaverser als Spieler, die sequentiell ziehen. Die Hypothese ist, dass dieser ´Zeiteffekt´ auf die Aktivierung unterschiedlicher Konzepte zurückgeht. Man nimmt an, dass die sequentielle Spielstruktur mit einer größeren Wahrscheinlichkeit Konzepte sozialer Interaktionen aktiviert, die wiederum das zwischenmenschliche Vertrauen und die Risikoaversion in interdependenten Situationen verringern. Simultane Spielstrukturen hingegen, aktivieren eher Konzepte von Glücksspielen, was die Riskioaversität ansteigen lässt. In zwei Experimenten spielen Spieler jeweils ein Koordinationsspiel entweder simultan oder sequentiell. Zusätzlich wird die Salienz der interaktiven Aspekte (Experiment 1) oder die Aktivation der Konzepte ´soziale Interaktion´ und ´Glücksspiel´ (Experiment 2) experimentell variiert. Unter Standardinstruktionen zeigt sich der Zeiteffekt, ´simultane Spieler´ sind riskioscheuer als Spieler, die sich sequentiell entscheiden. Werden Konzepte sozialer Interaktionen aktiviert, dann entscheiden sich die Spieler unter simultanen und sequentiellen Bedingungen mit gleicher Wahrscheinlichkeit für die riskantere Alternative, während bei Aktivation der Glücksspielkonzepte die sichere Alternative gewählt wird. (Abele et al Psychologen- Kongress Jena 2000)Mit den meisten Entscheidungen, die uns das Alltagshandeln abverlangt, sind wir vertraut. Wir verfügen über Erfahrungen aus früheren, ähnlichen Entscheidungen, z.B. besitzen wir ein großes Repertoire an routinisierten Lösungen, die die Wahl einer bestimmten Handlung nahelegen. Die Anpassung an die Umwelt verlangt aber auch in wiederkehrenden Entscheidungen die Berücksichtung aktueller Information, da sich Kontexte ändern können und u.U. Handlungsmodifikationen erfordern. In solchen Entscheidungen müssen älteres Wissen (z.B. bisherige Erfolgsraten der Handlung) und aktuelle Informationen (z.B. Evidenz für zukünftigen Erfolg / Misserfolg der Handlung) berücksichtigt und integriert werden. In der experimentellen Entscheidungsforschung wurde erst in jüngster Zeit der Einfluss älteren Wissens untersucht. Die Befunde zeigen, dass auch bewusste, überlegte Entscheidungen in starkem Maße durch älteres Wissen beeinflusst werden. Z.B. geht in Abhängigkeit von der Häufigkeit, mit der eine Handlung in der Vergangenheit ausgeführt wurde, der Einfluss von aktueller Information, die gegen die Wiederholung der Handlung spricht, zurück. Bisherige Forschung erbrachte, dass Personen in riskanten Entscheidungssituationen Wahrscheinlichkeiten nicht linear gewichten, sondern geringe Wahrscheinlichkeiten über-, mittlere und hohe Wahrscheinlichkeiten jedoch untergewichten (z.B. Tverksy & Kahneman, 1992). Dieses Verhalten führt zu einer invers S-förmig gekrümmten Gewichtungsfunktion für Wahrscheinlichkeiten. Trotz zahlreicher empirischer Bestätigungen sind die psychologischen Ursachen dieser Wahrscheinlichkeitsverzerrungen noch unklar. Die Intensität einer Emotion steigt, je unwahrscheinlicher ein Ereignis war. Somit freuen sich Personen über einen unwahrscheinlichen Gewinn mehr als über einen wahrscheinlichen Gewinn. Nach der gleichen Überlegung sind Personen, die nicht gewonnen haben, enttäuschter, wenn die Gewinnwahrscheinlichkeit hoch war. Wahrscheinlichkeit und Nutzen sind daher voneinander abhängige Konstrukte. Theoretische Ableitungen zeigen, dass die Antizipation unwahrscheinlicher Gewinne die Übergewichtung von Wahrscheinlichkeiten, die Antizipation wahrscheinlicher Gewinne die Untergewichtung von Wahrscheinlichkeiten erklären kann. Unternehmerische Eigenschaften – Leistungsmotivstärke: Dieses Merkmal kennzeichnet die Bereitschaft, sich Aufgaben und beruflichen Anforderungen um ihrer selbst willen zu widmen und in ihnen realisierbare Herausforderungen für eigene Fähigkeiten und Kompetenzen zu sehen. Gleichgewicht = eine Strategiekombination, von der keiner der Beteiligten einen Anreiz hat abzuweichen = stabil, dominante Strategie :Eine dominante Strategie liegt vor, wenn die Auszahlungen aus ihr immer mindestens genauso hoch oder höher ausfallen wie bei allen anderen möglichen Strategien, egal für welche Strategie sich der andere Spieler entscheidet. – Internale Kontrollüberzeugung: Dieses Merkmal kennzeichnet ein Verständnis der eigenen Person als Initiator beruflicher Aktivitäten und Veränderungen. Tätigkeiten und Arbeitshandlungen werden eher eigenen Absichten und Entscheidungen als äußeren Einflüssen zugeschrieben. Dies ist bei ärztlichen Behandlungen selbstverständlich, nicht notwendig jedoch auch bei der Entfaltung unternehmerischer Tätigkeiten. – Risikoneigung: Typisch für dieses Merkmal ist eine besondere Art des Umgangs mit risikobehafteten Entscheidungssituationen. Bei ärztlichen Behandlungen müssen Risiken für Patienten möglichst ausgeschaltet werden. Für unternehmerisches Handeln ist die Neigung, kalkulierte Risiken einzugehen, hingegen vorteilhaft. – Ungewissheitstoleranz: Charakteristisch für dieses Merkmal ist eine besondere Art von Affinität für bestimmte Aufgabensituationen. Ungewissheitstolerante Personen bevorzugen neuartige, unstrukturierte Situationen, weil sie kreativ, flexibel und anpassungsfähig sind. Ungewissheitsintolerante Personen hingegen mögen bekannte, strukturierte Situationen, weil sie ordnungssuchend, gewohnheitsbestimmt und regelverliebt sind. Der Arzt braucht Ungewissheitstoleranz sowohl für eine professionelle Ausübung seines Berufs (fachliche Fort- und Weiterbildung) als auch für den Umgang mit Aufgaben, die eine stärker unternehmerische Praxisführung mit sich bringt. – Problemlösungsorientierung: Kennzeichnend für dieses Merkmal ist das Selbstvertrauen, berufliche Probleme als prinzipiell lösbar zu betrachten und den Anforderungen solcher Probleme gewachsen zu sein. Dies mag für die Lösung ärztlicher Diagnose- und Behandlungsprobleme selbstverständlich sein, nicht jedoch auch für die Lösung unternehmerischer Probleme. – Durchsetzungsvermögen: Dieses Persönlichkeitsmerkmal beinhaltet die Neigung, sich anderen Personen gegenüber in sozial akzeptabler Weise behaupten zu wollen.

 

Quellen / Literatur:

John von Neumann, Oskar Morgenstern The Theory of Games and Economic Behavior 1944, SIMON, H. (2000): Das große Handbuch der Strategiekonzepte. Frankfurt am Main 2000. Berninghaus, S. K., K.-M. Ehrhart, und W. Güth (2002), Strategische Spiele – Eine Einführung in die Spieltheorie, Springer, Berlin, Dixit und B. Nalebuff (1991): Thinking Strategically, New York: Economy and Game Theory Page: http://levine.sscnet.ucla.edu/ Geschichte der Spieltheorie:http://www.eos.tuwien.ac.at/OR/Fent/Game/deutsch.html Economics and Game Theory

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur