Karl C. Mayer, Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Facharzt für Psychotherapeutische Medizin, Psychoanalyse

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Glossar Psychiatrie / Psychosomatik / Psychotherapie / Neurologie / Neuropsychologie
 

Gedächtnisstörungen

Synonym: Hypomnesien und Amnesien, Störungen der Erinnerungsfähigkeit: Herabsetzung oder Aufhebung der Fähigkeit, länger als ca. 10 min zurückliegende Eindrücke, Kenntnisse usw. im Gedächtnis zu behalten (daher auch wiederzugeben). Amnesien sind inhaltliche oder zeitlich begrenzte Gedächtnislücken. Arten von Amnesie sind: Man unterscheidet hinsichtlich eines bestimmten Zeitraumes:- anterograd: Erinnerungsverlust für Ereignisse, die nach dem Beginn der ursächlichen Erkrankung oder des ursächlichen Einflugfaktors auftreten.- retrograd: Erinnerungsverlust für Ereignisse, die vor dem Beginn der ursächlichen Erkrankung oder des ursächlichen Einflussfaktors auftraten. Vom Ausmaß her totale und lakunäre Amnesien. Als Sonderform der A. gilt die hypnotische A. als spontane oder suggerierte Unfähigkeit, Inhalte der Hypnose oder die Herkunft bestimmter Suggestionen aus der Hypnose zu erinnern - Organisches amnestisches Syndrom, Ein Syndrom mit deutlichen Beeinträchtigungen des Kurz- und Langzeitgedächtnisses, bei erhaltenem Immediatgedächtnis. Es finden sich eine eingeschränkte Fähigkeit, neues Material zu erlernen und zeitliche Desorientierung. Konfabulation kann ein deutliches Merkmal sein, aber Wahrnehmung und andere kognitive Funktionen, einschließlich Intelligenz, sind gewöhnlich intakt. Die Prognose ist abhängig vom Verlauf der zugrunde liegenden Läsion. Korsakow-Psychose oder -Syndrom, Schlaf fördert in besonderer Weise die Konsolidierung von Inhalten im Langzeitgedächtnis. Die psychologischen und neurophysiologischen Mechanismen dieses Prozesses sind weitgehend unbekannt. Weit verbreitet ist die Annahme, dass Gedächtnisbildung im Schlaf hauptsächlich im REM-Schlaf (REM - ´rapid eye movement´) stattfindet. Neuere Daten zeigen, dass diese Hypothese zugunsten einer differenzierteren Sichtweise verworfen werden muss, nach der der Konsolidierungsprozess im Schlaf einerseits von der Art der Gedächtnisleistung (deklarativ versus prozedural) und andererseits von der Schlafphase und damit assozierten neurohumoralen Veränderungen abhängt. In Untersuchungen wurde der Abruf von zuvor gelerntem Material nach Phasen frühen und späten Schlafs verglichen. Der frühe Schlaf wird durch Tiefschlaf (SWS), der späte durch REM-Schlaf dominiert. Im Vergleich zu Kontrollbedingungen, in denen der Proband zwischen Akquisition und Abruftestung wach gehalten wurde, war sowohl nach frühem als auch nach spätem Schlaf die Gedächtnisleistung generell verbessert. Die Konsolidierung deklarativer Gedächtnisinhalte profitierte aber besonders deutlich vom SWS-reichen frühen Schlaf. Prozedurales Gedächtnis wurde dagegen stärker durch den späten Schlaf gefördert, in dem REM-Schlaf dominiert. Allerdings wird für die deklarative Gedächtnisbildung der REM-Schlaf-reiche späte Schlaf dann relevant, wenn stark emotionales Stimulusmaterial verwendet wird. Umgekehrt scheint die verstärkte Konsolidierung prozeduraler Inhalte im späten Schlaf zumindest für bestimmte Leistungen die Präsenz SWS-reichen frühen Schlafs vorauszusetzen. Psychopharmakologische Studien unter Verwendung von Corticosteroidrezeptoragonisten und -antagonisten zeigten, dass eine notwendige Voraussetzung für die deklarative Gedächtniskonsolidierung im SWS-reichen frühen Schlaf die zu dieser Zeit bestehende Unterdrückung der körpereigenen Cortisolfreisetzung ist. (Erklärung für die Defizite bei Depressionen?) Weitere Studien unter Verwendung von Ketamin ergaben keine Hinweise dafür, dass der Konsolidierungsprozess im frühen Schlaf NMDA-Rezeptor vermittelte Langzeitpotenzierungsprozesse involviert. Gedächtnisstörungen sind eine häufiges subjektives seltener auch objektives Symptom auch bei depressiven Störungen und Schmerzstörungen. Deren Bewertung bei gutachtlichen Untersuchungen ist schwierig, da sie auch zu den häufigsten aggravierten und manchmal sogar simulierten Symptomen zählen. In einer anderen Untersuchung wurde untersucht wie häufig von Fibromyalgie- (FM) Patienten Gedächtnisstörungen simuliert werden. Es wurden Tests angewendet, die selbst von schwer hirngeschädigten Patienten mit eindeutigen Gedächtnisdefiziten gut gelöst werden können. Dabei wurden die Ergebnisse von Fibromyalgiepatienten mit denen von Rheumapatienten verglichen, die Ergebnisse von Fibromyalgiepatienten, die eine Berentung angestrebten oder bereits berentet waren, wurden mit denen von Fibromyalgiepatienten verglichen, die vor hatten weiter zu arbeiten. Erstaunliche 44% der Rentenanwärter zeigten in diesen Tests deutliche Simulationshinweise. Eine Tatsache, die übliche Tests zur Erfassung neuropsychologischer Defizite oder Beschwerdebogen bei der gutachtlichen Untersuchung von Fibromyalgiepatienten praktisch nutzlos macht. Auch die Autoren der besagten Studie folgern zurecht, dass ähnliche Ergebnisse bei ähnlich motiviertem Klientel bei anderen Krankheitsbildern zu erwarten sind. siehe auch unter dissoziative, transiente globale und epileptische Amnesie

Failure rates on CARB and WMT (%).

Group (n) CARB WMT CARB/WMT

RA (16) 0 0 0
FM No Disability (50) 0 4 4
FM Disability 24 30 35
FM Disability (30) 20 23 30
FM seeking award (16) 31 44 44
Aus ROGER O. GERVAIS et al, Effort Testing in Patients with Fibromyalgia and Disability Incentives J Rheumatol 2001;28:1892-9

 

Quellen / Literatur:

Übersicht über Gedächtnisstörungen: M. D. Kopelman Disorders of memory, Brain, October 1, 2002; 125(10): 2152 - 2190. [Abstract] [Full Text] [PDF] Armin Schnider, Nathalie Valenza, Stephanie Morand, and Christoph M. Michel  Early Cortical Distinction between Memories that Pertain to Ongoing Reality and Memories that Don't  Cereb Cortex 2002 12: 54-61.Abstract] [Full Text]  Jason M. Chein and Julie A. Fiez Dissociation of Verbal Working Memory System Components Using a Delayed Serial Recall Task Cereb Cortex 2001 11: 1003-1014.Abstract] [Full Text]

 

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Insbesondere dem ICD 10, dem DSM IV, AMDP- Manual, Leitlinien der Fachgesellschaften, Lehrbuch VT von J.Mragraf, Lehrbuch der analytischen Therapie von Thomä und Kächele, Lexika wie dem Pschyrembel, verschiedene Neurologie- und Psychiatrielehrbücher, Literatur aus dem Web, außerdem einer Vielzahl von Fachartikeln aktueller Zeitschriften der letzten 10 Jahre.Möglicherweise sind nicht alle (insbesondere kleinere) Zitate kenntlich gemacht. Durch Verwendung verschiedener Quellen konnte eine Mischung aus den unterschiedlichen Zitate nicht immer vermieden werden. Soweit möglich wird dies angezeigt. Falls sich jemand falsch oder in zu großem Umfang zitiert findet- bitte eine E-Mail schicken. Bitte beachten Sie: Diese Webseite ersetzt keine medizinische Diagnosestellung oder Behandlung. Es wird hier versucht einen Überblick über den derzeitigen Stand der medizinischen Forschung auch für interessierte Laien  zu geben, dies ist nicht immer aktuell möglich. 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