Amusie

Auch Tontaubheit, Dysmelodie oder Dysmusie genannt. Amusie ist die Unfähigkeit, Melodien aufzufassen (= sensorische Amusie), zu singen oder zu spielen (= motorische Amusie) oder Noten zu verstehen (= musikalische Alexie, »Notenblindheit«).

Angeborene Amusie

Analog zu Lese- Rechtschreibstörungen gibt es auch eine angeborene Form der Amusie, sie soll bei etwa 5% der Bevölkerung auftreten. Betroffene können schlecht Tonhöhen unterscheiden, oft besteht eine Beeinträchtigung in der Fähigkeit, Musik zu erinnern und zu erkennen. Betroffene können meist nicht singen und nicht im Takt klatschen oder tanzen.

Während üblicherweise auch Kleinkinder Dissonanzen erkennen und darauf reagieren, erkennen Betroffene diese nicht. Umgekehrt reagieren sie auch nicht auf angenehme Musik und erkennen auch häufig gehörte Melodien oft nicht wieder. Es handelt sich also um eine spezielle angeborene Lernstörung. Die Störung ist in der Regel auf den Bereich der Musik begrenzt.

Die betroffenen unmusikalischen Menschen erkennen Sprache einschließlich Sprachmelodien, Umgebungsgeräusche und menschliche Stimmen genau so gut wie andere Menschen. Einer der ersten beschrieben Betroffenen sprach 3 Sprachen fließend.

Erworbene Amusie

Schädigungen des rechten oberen Temporallappens und der rechten Inselregion des Gehirns führen bei erworbenen Fällen zur musischen Wahrnehmungsstörung, links temporale Schädigungen führen zur Störung der Assoziation zur musikalischen Wahrnehmung und damit auch zu Störungen der affektiven Bewertung und des affektiven Erlebens von Musik.

Quellen / Literatur:

M. Foxton, J. L. Dean, R. Gee, I. Peretz, and T. D. Griffiths Characterization of deficits in pitch perception underlying ‚tone deafness‘Brain, April 1, 2004; 127(4): 801 – 810.

Peretz I, Blood AJ, Penhune V, Zatorre R. Cortical deafness to dissonance. Brain 2001; 124: 928–40 J.

Ayotte, I. Peretz, and K. Hyde Congenital amusia: A group study of adults afflicted with a music-specific disorder Brain, February 1, 2002; 125(2): 238 – 251.

Ayotte J, Peretz I, Rousseau I, Bard C, Bojanowski M. Patterns of music agnosia associated with middle cerebral artery infarcts. Brain 2000; 123: 1926–38.

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur