Depression Seite 13
Angehörige
Depression betreffen immer auch die Partnerschaft, die Familie und die
Freunde und Kollegen. Aus Überforderung mangelnder Information und
Schuldgefühlen entstehen unnötige Konflikte und zusätzliche Belastungen für die
Betroffenen.
Der soziale Rückzug der Betroffenen wird hierdurch oft verschlimmert. Nicht
selten kommt es zu Ablehnung durch Freunde und Kollegen, die nicht verstehen
warum sich der Erkrankte verändert hat. Schlechte Leistungen bei der Arbeit und
erhöhte Kränkbarkeit gefährden den Arbeitsplatz. Der soziale Rückzug der
Betroffenen bedingt nicht selten einen Rückzug der ganzen Familie.
Was
Angehörige wissen müssen |
Depression ist eine echte Erkrankung, keine Simulation.
Depression ist keine Willensschwäche. Äußerungen wie "reiß dich zusammen"
bewirken eher, dass der Patient noch tiefer in die Depression sinkt. |
Schwere Depressionen enden unbehandelt oft
im Suizid. |
Die Depression kann die Partnerschaft oder die Familie
erheblich belasten. Oft ist es notwendig, dass auch Angehörige Hilfe
suchen. |
Partnerschafts- oder Familienkonflikte können
auslösend für Depressionen sein, sie können auch Folge der Depression oder
der daraus resultierenden Stressbelastung sein. |
Depressive Menschen wie auch deren Angehörige neigen oft
dazu den Schuldigen zu suchen. Schuldzuweisungen sind selten fruchtbar,
oft sind sie der Anfang vom Ende einer Beziehung. |
Schuldzuweisungen wie Selbstbeschuldigungen sind oft ein
Symptom einer Depression, sie verschlechtern die Prognose erheblich und
reduzieren die notwendigen Kompensations- und Copingmöglichkeiten. |
Bei Partnerschafts- oder Familienkonflikten ist die
Einbeziehung des Partners in die Behandlung oft sinnvoller als getrennte
Behandlung der Partner. |
Wer eine
schwere Depression hat, lässt sich nicht davon "ablenken". Dringend
abzuraten ist von größeren Aktivitäten wie zum Beispiel Reisen oder großen
Festen. Sinnvoll sind, wenn der Antrieb ausreicht, kleinere Unternehmungen
wie ein kurzer Spaziergang. |
Jede auch
noch so kleine Maßnahme, die dem Kranken zeigt, dass er noch funktioniert,
ist wertvoll. |
Jede
Überforderung wird sein Unfähigkeitsgefühl und damit die Depression
verstärken |
Eine Depression ist eine behandelbare Erkrankung. Wie bei
schweren körperlichen Krankheiten sollten Sie so schnell wie möglich
ärztlichen Rat einholen. |
Antidepressiva und psychotherapeutische Führung/Behandlung
sind heute bewährter Standard von Therapie |
Verunsichern Sie Ihren Angehörigen nicht im Bezug auf die
Medikamente. Informieren Sie sich über die Medikamente beim behandelnden
Arzt oder in qualifizierter Fachliteratur, Laieninformationen hierüber
sind oft falsch, voller Vorurteile und gefährden damit die Genesung. |
Besserung von Symptomatik, Wiedererlangung von Arbeits-
und Beziehungsfähigkeit sind Therapieziele |
Behandlung einer Depression braucht Zeit und Geduld und
Kompetenz |
Depressives Nichtleistenkönnen ist echtes Nichtkönnen,
kein Nichtwollen |
Depressive Angehörige sollen nicht überfordert, aber auch
nicht ganz entlastet werden |
Gemeinsame Aktivitäten sind hilfreich |
Hoffnungslosigkeit ist eine Symptom der Depression, dies
bedeutet aber nicht, dass nicht geholfen werden kann. Die meisten
Depressionen sind besser behandelbar als körperliche Erkrankungen. |
Suizidalität muss beachtet werden als Notsignal |
Zusammenarbeit mit behandelndem Arzt ist wichtig und
notwendig |
Die Behandlung einer Depression kann zur Langzeittherapie
werden. |
Wichtige Entscheidungen sollten verschoben werden, sie
bringen meist nicht die erhoffte Erleichterung, Fehlentscheidungen die in
der Depression getroffen werden können schlimme Folgen haben. |
Wenn
Gewalt
in der
Partnerschaft
eine
Ursache
der
Depression
ist,
sollte
dies
bei der
ärztlichen
Behandlung
angesprochen
werden.
Oft ist
dann
Hilfe
für
beide
Partner
notwendig. |
Achten Sie darauf, dass Sie sich
nicht überfordern. - Es ist niemand gedient, wenn Sie auch wegen
langdauernder Überforderung eine Depression entwickeln. |
Oft ist es sinnvoll, dass
Angehörige auch für sich selbst fachmännische Hilfe suchen.
Besondere
Aufmerksamkeit
brauchen
auch
die
Kinder
depressiver
Mütter.
Sie
leiden
nicht
selten
erheblich
mit.
Bei
Suizidalität
kann es
auch
zum
erweiterten
Suizid
mit
Tötung
der
Kinder
kommen.
Schulkinder
zeigen
deutlich
schlechtere
Leistungen
in
allen
Bereichen,
wenn
die
Mütter
depressiv
sind. |
Depressionen gehören in fachärztliche
Behandlung. Nicht nur, dass es dem Nichtfachmann oft schon
schwer fällt die Diagnose zu stellen und sie von anderen auch psychiatrischen,
neurologischen oder internistischen Erkrankungen abzugrenzen, auch die auf das
Individuum abgestimmte Behandlung ist ein Handwerk, das genauso
verantwortungsvoll wie das eines Chirurgen und nicht weniger kompliziert ist.
Fehler haben auch hier manchmal tödliche Konsequenzen, oft verlängern sie ein
schweres Leiden von Patienten und Angehörigen unnötig. Depressiv Erkrankte haben
ein hohes Suizidrisiko. Man schätzt, dass sich 3-4% der Erkrankten im weiteren
Verlauf das Leben nehmen. Bei Personen, die wegen schwerer Depressionen
stationär behandelt werden bzw. wurden, liegt diese Wahrscheinlichkeit sogar bei
ungefähr 15%. Gleichzeitig ist ein großer Teil aller Suizide auf Depressionen
zurückzuführen. Depressionen sind der häufigste Grund für Suizide, besonders
groß ist das Risiko wenn noch eine Alkoholkrankheit dazukommt. Tod durch Suizid
ist häufiger als durch Verkehrsunfall, dies gilt für alle Kulturen. Siehe Z.B.:
(Arch Gen Psychiatry. 1995;52:594-603 Mental Illness and Suicide, A Case-Control
Study in East Taiwan, Andrew T. A. Cheng, MD, PhD, MRCPsych)
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