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Schizophrenien sind gar nicht so selten: etwa einer von hundert Menschen (genauer gesagt 0,8 - 1,5% der Bevölkerung) erkrankt im Laufe seines Lebens an einer schizophrenen Psychose. Die Krankheit kann gleichermaßen bei Männern und Frauen auftreten. Der Beginn liegt meist zwischen der Pubertät und dem 40. Lebensjahr. Die Erkrankung beginnt also typischerweise bei jungen Menschen. Wenn die Erkrankung später beginnt liegt überzufällig häufig eine andere schwere Erkrankung als Ursache zu Grunde, nach dem 50 sollen die Symptome einer Schizophrenie gehäuft der erste Hinweis auf eine Demenz sein. Br J Psychiatry 2003 183: 213-219.[Abstract] [Full Text]. Männer erkranken meist deutlich früher. Bei den Frauen gibt es eine zweite Häufung mit Krankheitsbeginn zwischen 45 und 59 Jahren. Die Lebenszeitinzidenz ist für beide Geschlechter ähnlich. Zeitereignisse wie Kriege und Arbeitslosigkeit sind auf die Erkrankungshäufigkeit ohne Einfluss.
Der Verlauf kann bei jeder/m Betroffenen anders sein und ist entgegen althergebrachten Vorurteilen - oft gutartig: Etwa ein Drittel aller Ersterkrankungen heilt folgenlos aus; das heißt, die Betroffenen sind nach einer sogenannten "schizophrenen Episode" wieder völlig gesund, und es kommt zu keinem weiteren Krankheitsschub. Bei einem weiteren Drittel kommt es nach Abklingen der ersten akuten Krankheitsepisode nach Monaten oder Jahren zu erneuten Krankheitssymptomen. Manche dieser Betroffenen sind zwischendurch völlig gesund, andere haben zwischen den Krankheitsepisoden leichtere bis mäßige Beschwerden, die aber - abgesehen von den akuten Episoden - ein zufriedenstellendes Leben ermöglichen, ohne dass längerfristig fremde Hilfe in Anspruch genommen werden muss. Bei einem letzten Drittel der Betroffenen kann der Schweregrad der Erkrankung im Verlauf zunehmen. Unter Umständen sind ein oder mehrere längere Klinikaufenthalte oder die Inanspruchnahme fremder Hilfe (z. B. Hilfe durch psychosoziale Einrichtungen oder Leben in einer betreuten Wohngemeinschaft) erforderlich. Der Großteil aller Schizophrenien zeigt somit einen günstigen Verlauf. Wesentliche Voraussetzung dafür ist aber eine regelmäßige Behandlung, insbesondere auch die zuverlässige Einnahme von Medikamenten. Bis vor kurzem stand außer Frage, dass die Krankheit Schizophrenie mit der
ersten psychotischen Episode beginnt. Neuerdings hat sich jedoch herausgestellt,
dass dem
Ausbruch
der
Schizophrenie
Entwicklungsanomalien
auf
neuromotorischer,
kognitiver,
emotionaler
und
Verhaltensebene
vorausgehen,
und zwar
schon von
Geburt an
(verzögerte
Sprachentwicklung
und
leichte
kognitive
Defizite).
Nach dem
Abklingen
der ersten
Episode
gehen die
Symptome
wieder
zurück und
bilden
quasi ein
Plateau.
Aber jene
Komponente,
die in
Gestalt
der oben
erwähnten
Entwicklungsanomalien
in die
Krankheit
übergeht,
bildet
vermutlich
eine
stabile
Basis von
negativen
Symptomen
und
kognitiven
Defiziten.
Ein
Erklärungsmodell
ist die
Vulnerabilitäts
– Stress –
Hypothese.
Ausgehend
von einer
individuellen
Verletzlichkeitsschwelle
wird davon
ausgegangen,
dass
Belastungen,
welcher
Art auch Die Verhütung von Schizophrenien ist ein aktuell spannendes Forschungsthema von enormer Relevanz. Meist fallen die Symptome in der Familie und am Arbeitsplatz auf, häufig wird den Betroffenen auch schon früh zur Aufnahme einer Behandlung geraten. Allerdings bedingt die Krankheit an sich, dass sich die Betroffenen zu Beginn meist nicht als krank erleben. Üblicherweise dauert es ein Jahr und länger bis Menschen mit einer schizophrenen Psychose nach Beginn der Erkrankung in eine Behandlung kommen. Die Beziehungen in der Familie und am Arbeitsplatz leiden, nicht selten geht die Familie in die Brüche und der Arbeitsplatz geht verloren, Freundschaften zerbrechen, manchmal droht sogar die Obdachlosigkeit. In dem Zeitraum vor Aufnahme einer Behandlung tritt oft bereits eine erhebliche Chronifizierung ein, nicht selten bilden sich bereits Symptome aus, die mit medikamentöser Behandlung nicht mehr völlig rückgängig zu machen sind. Viele Wissenschaftler gehen heute davon aus, dass die Erkrankung wenn sie nicht rechtzeitig behandelt wird, das Gehirn so verändert, dass es immer weitere Symptome produziert. Ein Teil dieser Veränderungen findet breites in der so genannten Prodromalphase statt, in der die Kriterien für eine eindeutige Diagnosestellung noch nicht erfüllt sind. Die Prodromalphase - wenn die Erkrankung noch nicht ganz eindeutig zu diagnostizieren ist
Besonders
im
Jugendalter
kann es
sehr
schwierig
sein, eine
beginnende
Psychose
von
anderen
harmloseren
psychischen
Auffälligkeiten
abzugrenzen.
Besonders
bei einem
noch
leichten
aber
anhaltendem
Verlust
der
sozialen
Leistungsfähigkeit
ohne
vorliegende
florid-psychotische
Symptome
ist es
bisher
schwierig
das
abzugrenzen,
ab wann
von einem
Psychoserisiko
bzw. einer
Psychose
ausgegangen
werden
muss. Oft
stellen
sich nicht
erklärbare
Einbußen
der
sozialen
und
beruflichen
Leistungsfähigkeit
ein, die
Betroffenen
bewältigen
die bisher
gut
bewältigten
Anforderungen
des Beruf
oder der
Ausbildung
nur noch
mit
größter
Mühe oder
Scheitern
an
Aufgaben,
die ihnen
früher
selbstverständlich
waren. Sie
ziehen
sich von
Freunden
und
Bekannten
zurück,
empfinden
sich
selbst und
ihre
Umgebung
als
verändert,
haben
Schwierigkeiten
sich beim
Fernsehen
oder
Lesen zu
konzentrieren.
Beziehen
vieles auf
sich,
hören und
sehen
seltsame
Dinge, die
anderen
unwahrscheinlich
oder fremd
vorkommen. Frühsymptome der Schizophrenie sind oft Störungen im Denken wie
Interferenzen, Perseveration, Drängen und Blockierung von Gedanken. Auch
Störungen des Sprachverständnisses, eine unzureichende Fähigkeit zwischen
Vorstellung und Wahrnehmung zu unterscheiden, die Neigung vieles auf sich zu
beziehen, Derealisationen, visuelle und akustische Wahrnehmungsstörungen. Diese
Symptome können auch lange vor die Diagnose gestellt werden kann auftreten. Man
nennt sie dann Prodromalsymptome. Viele dieser Menschen sind introvertiert,
suchen wenig Geselligkeit und Dominanz, sie werden oft als scheu, selbstgenügsam
und kontaktunwillig von anderen erlebt. Viele dieser letztgenannten
Symptome können aber auch bei anderen psychischen Störungen und auch bei
Menschen mit im Verlauf unauffälliger Biographie auftreten. Bei den meisten Patienten treten in oder kurz nach der Pubertät erste
unspezifische Symptome auf. Durchschnittlich gehen diese Prodromalsymptome für
einen Zeitraum von 5 Jahren der Erkrankung voraus. Die meisten Defizite im
Bereich der sozialen Funktionen entstehen bereits in der Prodromalphase.
Die Betroffenen nehmen häufig selbst Beeinträchtigungen des Denkens, Fühlens und
Wollens wahr, sind oft vermindert belastbar und vermehrt durch die Umwelt
beeindruckbar. Manche werden scheu und kränkbarer, andere werden streitsüchtig
und unnahbar. Der Umgebung fallen manchmal auch scheinbar sinnlose,
unverständliche Verhaltensweisen auf. Nicht selten gehen kurzfristige
psychotische Symptome mit Halluzinationen und Wahnvorstellungen der eigentlichen
Erkrankung voraus. Selbst erlebten kognitiven Defizite
spielen dabei eine wesentliche Rolle insbesondere Denk- und
Konzentrationsstörungen, Gedankeninterferenzen, Perseverieren von Gedanken,
Gedankendrängen, gestörte Diskrimination von Vorstellung und Wahrnehmung,
Störungen der rezeptiven Sprache, Derealisationserleben, optische und akustische
Wahrnehmungsstörungen. Die Patienten werden misstrauisch, haben
ungewöhnliche Wahrnehmungen und beziehen vieles ungerechtfertigt auf sich.
Menschen mit solchen Symptomen entwickeln in bis zu 50% der Fälle innerhalb von
1-2 Jahren die vollen Symptome der Erkrankung. "Die
Dauer der unbehandelten Psychose erwies sich in mehreren Studien als Prädiktor
eines ungünstigen weiteren Verlaufs der Krankheit. Diese Korrelation erfordert
eine Verkürzung der Leidensstrecken. Ob die Verkürzung der unbehandelten
Erkrankung durch Frühintervention nicht nur die erste psychotische Episode
mildern oder verkürzen sondern auch den weiteren Verlauf günstig beeinflussen
kann, wird inzwischen in kontrollierten Studien untersucht." (Hambrecht et al),
R.Erkwoh,, S.Herpertz, H.Saß
Persönlichkeitsauffälligkeiten und schizophrene PsychoseNervenarzt
2003 - 74:740–747
Joachim Klosterkötter; Martin
Hellmich; Eckhard M. Steinmeyer; Frauke Schultze-Lutter,
Diagnosing Schizophrenia in the Initial Prodromal Phase
Arch Gen Psychiatry.
2001;58:158-164.
ABSTRACT |
FULL TEXT |
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Andor E.
Simona, et
al., Swiss
Early
Psychosis
Project (SWEPP)
Psychotische
Frühphasen:
Wann
intervenieren?
Schweiz
Med Forum
2005;5:597–604 Die Behandlung in der Prodromalphase verhindert den Ausbruch der Erkrankung In einer neuen Studie zeigte sich bereits eine niedrigdosierte Behandlung mit
einem Antipsychotikum (1,3mg Risperidon pro Tag) sehr erfolgreich in der
Verhütung einer psychotischen Erkrankung. Im einer Kontrollgruppe, in der
Symptome nur nach Bedarf behandelt wurden, erkrankten 10 von 28 Patienten an
einer Schizophrenie. In der Behandlungsgruppe erkrankten nur 3 von 31 Patienten
an einer Schizophrenie. Der Schutz der medikamentösen Behandlung hielt sogar
noch 6 Monate nach deren Beendigung an. Die Patienten erhielten zusätzlich eine
Verhaltenstherapie, wobei für den vorbeugenden Effekt der Psychotherapie die
Mitarbeit bei der Medikamenten- Einnahme wesentlich war. Der Effekt der
Verhaltenstherapie und der Medikamente kann in der Studie aber nicht sicher
auseinander gehalten werden. Insgesamt mussten nach dieser Studie 4 Patienten 6
Monate behandelt werden um eine Erkrankung zu verhindern. Diese Zahl belegt
einen relativ großen Effekt. Zum Vergleich: In der Behandlung eines mäßigen
Bluthochdrucks muss man 13 Patienten behandeln um einen Schlaganfall zu
verhindern. Die geringe Patientenzahl in der Studie lässt keine sichere
Aussage darüber zu, ob das dargestellte Behandlungsverfahren mit Sicherheit
geeignet ist, schizophrene Erkrankungen zu verhindern. Allerdings haben 2
ähnliche Untersuchungen mit dem selben Medikament bereits solche Ergebnisse
gezeigt. Mit anderen Antipsychotika sind ähnliche Untersuchungen im Gange.
"Eine australische Pilotstudie konnte die Übergangswahrscheinlichkeit in eine
schizophrene Psychose durch eine Kombination von Psycho-, Sozio- und
Pharmakotherapie (atypisches Neuroleptikum in niedriger Dosis) binnen zwölf
Monaten von 40 Prozent auf zehn Prozent reduzieren, sofern die beteiligten
Patienten alle therapeutischen Schritte konsequent anwendeten." (Zitat aus
Hambrecht et al) Fazit Insbesondere seit besser verträgliche Medikamente in der Behandlung der Schizophrenie zur Verfügung stehen ist deren vorbeugender Einsatz eine realistische Möglichkeit geworden gravierende Krankheitsentwicklungen zu verhindern. Auch psychotherapeutische Verfahren bekommen durch Weiterentwicklung einen gewissen Stellenwert in der Vorbeugung wie Behandlung. Bisher ist allerdings Psychotherapie alleine nicht geeignet diese schwere Erkrankung dauerhaft zu beeinflussen. Vorurteile gegen psychiatrische Erkrankungen und psychisch Kranke sind weiterhin das hauptsächliche Hindernis in der Früherkennung und verhindern oft eine rechtzeitige Behandlung. Durch konsequente Aufklärung konnte in Norwegen die Zeit von Ausbruch der Erkrankung bis zur Aufnahme einer Behandlung von 2 Jahren auf 6 Monate gesenkt werden. Auch ein solcher Zeitgewinn verhindert unnötige Chronifizierung mit Folgen.
Die Köln-Bonn-Aachener Früherkennungsstudie von Joachim Klosterkötter und Mitarbeitern konnte anhand von Basissymptomen Personen identifizieren, die später wahrscheinlich an Schizophrenie erkrankten. Insbesondere selbsterlebte kognitive Beeinträchtigungen (z.B. Gedankeninterferenzen) und Irritierbarkeit im zwischenmenschlichen Kontakt waren bedeutend für das Risiko der späteren Psychose. Um die Vorhersagekraft zu verbessern, ist die Psychopathologie mit der Familienanamnese, mit neuropsychologischen, neurophysiologischen und bildgebenden Verfahren zu kombinieren. So kann das Risikoprofil abgeschätzt werden. Neben der familiären Belastung gelten folgende Merkmale als Risikoindikatoren: Auffälligkeiten in Psychopathologie (kognitive Defizienzen, Wahrnehmungsstörungen, interpersonelle Irritierbarkeit etc.), Psychophysiologie (evozierte Potentiale, Augenfolgebewegungen) und Neuropsychologie (Aufmerksamkeitsleistung, Konzeptbildung). FETZ arbeitet an einer Verbesserung der genannten Verfahren zur Früherkennung und an einer wirksamen Frühbehandlung, die psychologisch-psychotherapeutisch arbeitet oder/und medikamentös mit niedrigdosierten, nebenwirkungsarmen Neuroleptika erfolgt. Es gibt bisher aber keinen neuropsychologischen Test, der eine Schizophrenie sicher vorhersagt. Von J. Klosterkötter et al wurden 160 von psychiatrische Ambulanzen zugewiesene Patienten, die bei der Erstuntersuchung zwischen 1986 und 1991 noch keine schizophrenietypischen Symptome, wohl aber teilweise (110 Fälle) auf Prodromalsymptome verdächtige Störungen geboten hatten, wurden durchschnittlich 9,6 Jahre später mit denselben Instrumenten (BSABS, PSE-9) im Hinblick auf eine zwischenzeitliche Psychoseentwicklung nachuntersucht. Ergebnisse: 79 von 160 Patienten (49,3%) hatten eine schizophrene Störung entwickelt. Das Fehlen von Prodromalsymptomen schloss eine spätere Schizophrenieentwicklung mit einer Wahrscheinlichkeit von 96% aus, während die Ersterkrankung durch das Vorliegen solcher Symptome mit einer Wahrscheinlichkeit bis zu 91% vorhergesagt wurde.
Das Zentrum zur
Früherkennung und Frühintervention bei Psychosen Köln bietet eine online
Checkliste zur Früherkennung an. Weitere
Früherkennungszentren
Berlin, Bonn,
München
Bochum,
eppic Australien,
Schneiderchildrenshospital- USA. bieten ebenfalls Erklärungen der
Symptome und der Krankheit an.
Risikokriterium „kognitiv-perzeptive Basissymptome“ (COPER)
Das Resultat dieser ersten prospektiven Prodromstudie mit ausreichend großer Fallzahl und ausreichend lange überschautem Verlauf eröffnet neue Möglichkeiten zur Prävention psychotischer Ersterkrankungen durch kognitive Verhaltenstherapie und "atypische" Antipsychotika. Zu Beginn der Krankheit stehen Kontaktstörungen und Abbau oder Abbruch der Beziehungen zur Umwelt im Vordergrund. Auch schon beim Schulkind und in der Pubertät können absonderliche Handlungen, Maniriertheit, Verschrobenheit und soziale Einordnungsschwierigkeiten beobachtet werden, die bisweilen als vermeintlich oppositionelle Tendenzen verkannt werden. Neben Störungen des Antriebs können dranghafte und zwanghafte Impulse, rituelle, stereotype und bizarre Handlungsabläufe beobachtet werden. Denkstörungen zeigen sich vor allem in einem deutlichen Konzentrationsverlust. Gegenstandsbezogene oder diffuse Ängste, die lange anhalten, lassen das Kind gequält oder erregt erscheinen. Vereinzelt kann es auch schon in diesem Lebensalter zu Halluzinationen und Wahnstimmungen kommen, wobei das Problem besteht, dass das Kind sich noch kaum adäquat dazu äußern kann. Zumindest für einen Teil der im Kindes- und Jugendalter Erkrankenden spielen schon zuvor bestehende kognitive Störungen eine wichtige Rolle. Basale Beeinträchtigungen, die als solche nicht erkannt werden, tragen aufgrund chronischer Überforderung im Leistungsbereich von Schule und sozialem Umfeld eventuell dazu bei, dass das gesamte psychische System dekompensiert. Emotionale Störungen in Form von depressiven Stimmungsschwankungen sind häufig mit dem Beginn und auch mit dem Verlauf schizophrener Erkrankungen verbunden, worauf schon Kraeppelin und Bleuler hingewiesen haben. In katamnestischen Untersuchungen ließen sich gravierende depressive Prodromi bisweilen schon länger vor Ausbruch einer Schizophrenie nachweisen. Bei der Diagnosestellung einer jugendlichen Schizophrenie muss eine Reihe von anderen psychogen ausgelösten Erkrankungen differentialdiagnostisch beachtet werden. Häufig kann erst der langfristige Verlauf die Diagnose einer Schizophrenie endgültig belegen. Etwa die krisenhaft sich zuspitzenden Reifungsschwierigkeiten der Persönlichkeit mit erheblichen sozialen Ausstrahlungen. Ein übersteigerter Autoritätsprotest kann in schweren impulsiven, sinnlos scheinenden Gewalthandlungen zum Ausdruck kommen.
Psychoedukative Trainings- oder Therapieprogramme für Patienten mit schizophrenen Erkrankungen verfolgen das Ziel, die Betroffenen über Merkmale und Verlauf schizophrener Störungen und die gegenwärtigen Behandlungsmöglichkeiten aufzuklären, um ihnen dadurch einen bewussteren und selbstverantwortlicheren Umgang mit ihrer Erkrankung zu ermöglichen. Im Allgemeinen wird erwartet, dass durch das bessere Verständnis für die Erscheinungsformen und Begleitumstände der Schizophrenie und die Wirkungsweisen und möglichen Nebenwirkungen moderner Medikamente eine bessere Behandlungscompliance und dadurch eine effektivere Rezidivprophylaxe erreicht werden kann. Als weiterreichende Konsequenzen werden auf der Ebene des Behandlungssystems eine Verringerung der Behandlungskosten und auf der Individualebene eine Erhöhung der Lebensqualität erwartet. Patienten, die an der Psychoedukation teilgenommen haben, sind eher in der Lage, die Erkrankung als Teil ihrer Person zu akzeptieren, weil sie gelernt haben die Schizophrenie als eine chronische Erkrankung zu begreifen, die sich nicht grundsätzlich von anderen chronischen Erkrankungen unterscheidet. Patienten lernen, bestimmte Krankheitssymptome besser wahrzunehmen und als Frühwarnsignale einer drohenden Psychose zu identifizieren. Die rechtzeitige Wahrnehmung und richtige Interpretation von Frühwarnsignalen ermöglicht es nach Einschätzung der Befragten den Patienten geeignete Maßnahmen zu ergreifen, durch die sich eine drohende psychotische Episode entweder verhindern oder zumindest abmildern lässt. Eine Reduzierung der Notwendigkeit von Krankenhausaufenthalten als Folge der Psychoedukation ist wahrscheinlich.
Von Kindern selbst berichtete ungewöhnliche Erfahrungen und Vorstellungen und Schizophreniforme Störungen im Erwachsenenalter. Forschung mit dem Ziel einer Früherkennung der Schizophrenie zeigt neue Ergebnisse. Ungewöhnliche Erfahrungen und Vorstellungen sind gerade bei Pubertierenden oft schwer zu entdecken. Wahn und Halluzinationen werden geheim gehalten- den Eltern wird ohnehin weniger zugetraut, dass sie die Welt des Jugendlichen verstehen, der Anpassungsdruck der Gleichaltrigen ist in diesem Alter groß. Symptome von Krankheiten werden deshalb häufig nicht erkennbar, bzw. versteckt. In einer neuseeländischen Untersuchung die jetzt in der aktuellen Ausgabe von Archives of Psychiatry veröffentlicht wurde, wurden 761 Kinder im alter von 11 Jahren nach wahnhaften Überzeugungen und nach halluzinatorischen Erlebnissen befragt. Sie wurden dann bis zum Alter von 26 Jahren beobachtet. Es wurden jeweils auch strukturierte diagnostische Interviews durchgeführt. Selbst berichtete psychotische Symptome im Alter von 11 Jahren sagten mit hoher Wahrscheinlichkeit eine schizophreniforme Diagnose im Alter von 26 Jahren voraus. Kinder die wahnhafte Überzeugungen oder halluzinatorische Erlebnisse im Alter von 11 Jahren berichteten hatten, hatten eine 16,4 fach erhöhte Wahrscheinlichkeit bis zum 26. Lebensjahr an einer schizophreniformen Erkrankung zu leiden. Umgekehrt hatten 42% der im Alter von 26 Jahren Erkrankten im Alter von 11 Jahren bereits eines oder mehrere schizophreniforme Symptome berichtet. Zu Manien oder Depressionen bestand kein symptomatischer Zusammenhang. Wahnhaft anmutende Vorstellungen von Kindern sollte man ernst nehmen.. Children's Self-Reported Psychotic Symptoms and Adult Schizophreniform Disorder: A 15-Year Longitudinal Study Richie Poulton, et al Arch Gen Psychiatry. November 2000;57:1053-1058 Nach diesem Vorstadium kommt es zur Ausbildung der eigentlichen schweren schizophrenen Symptomatik, zum Teil auf dem Hintergrund von Erlebnisfaktoren. Ein akuter Beginn der Erkrankung ist vergleichsweise seltener. In einer amerikanischen Studie wurden Verzögerungen von einen durchschnittlichen Zeitraum von einem Jahr bis zur Diagnosestellung festgestellt, in einer deutschen Studie waren es annähernd zwei Jahre, obwohl Konsens darüber besteht, dass ein späterer Therapiebeginn die Prognose verschlechtert. Offenbar werde das Problem oftmals negiert und die ärztliche Diagnose vielfach durch Angst und fehlendes Verständnis hinausgezögert. Neuropsychologische Einschränkungen sind bei Patienten mit einer Schizophrenie häufig. Das Spektrum reicht von leichten Einschränkungen bis zu voll ausgebildeter Demenz. In Übereinstimmung mit Entwicklungstheorien geht ein Teil dieser Defizite dem Beginn der Erkrankung voraus. In wie weit solche Defizite nach Ausbruch der Erkrankung fortschreiten, ist noch Gegenstand der Diskussion. Die meisten Studien finden für den Großteil der Erkrankten aber keine Progression, das bedeutet, die Defizite bleiben im weiteren Verlauf meist unverändert. Für die meisten Kranken gibt es also keinen Zusammenhang zwischen Alter der Erkrankten, Dauer der Erkrankung und den feststellbaren neuropsychologischen Einschränkungen. Dies bestätigen auch neure Untersuchungen (K. Heaton et al, Arch Gen Psychiatry. 2001;58:24-32). Es gibt allerdings eine Untergruppe von Erkrankten, bei denen es im Verlauf zu einem weitern geistigen Abbau kommt, diskutiert wird, ob dies von Ausmaß des primären neuropsychologischen Defizit, dem allgemeine Verlauf der Erkrankung, oder von dem Auftreten Neuroleptika -induzierter Dyskinesien abhängt. Lernvorgänge und Gedächtnisleistungen spielen sich auf der zellulären Ebene
ab. Ein Modell für einen zellulären Lernmechanismus ist die
Langzeitpotenzierung (LTP) im Gegensatz zur Kurzzeitpotenzierung (STP).
Vorübergehende synaptische Plastizität nennt man Kurzzeitpotenzierung (STP)(
short-term potentiation) oder das Gegenteil short-term depression, STD)
sie spielt bei der Aufmerksamkeitslenkung, dem Arbeitsgedächtnis oder der
Kontexterfassung ein Rolle. Bei der LTP geht es um die Konsolidierung also um
dauerhafte Lernprozesse. Die Kurzzeitplastizität führt nicht zu strukturellen
Veränderungen, bei der LTP kommt es zu Veränderungen der Proteinsynthese, zu
einem synaptischen Remodelling und zu infrastrukturellen
Veränderungen im Riechhirn könnten für einen Teil der Negativsymptome verantwortlich sein. Unterentwickeltes Riechhirn bei Schizophrenie Genetisch bedingte Veränderungen im Riechhirn könnten für einen Teil der Negativsymptome bei Patienten die an einer Schizophrenie leiden verantwortlich sein. Neue Untersuchungen deuten darauf hin, dass eine Verminderung des Riechvermögens auf die Entwicklung von Kontaktschwierigkeiten hinweist. Möglicherweise bekommen neue Forschungsergebnisse eine Bedeutung in der frühzeitigen Entdeckung der Erkrankung und ermöglicht so eine frühzeitige Behandlung. Freudlosigkeit und Kontaktschwierigkeiten zählen zu den wichtigsten Symptomen einer Schizophrenie. Freudlosigkeit und Kontaktschwierigkeiten gehören auch zu den Symptomen der Erkrankung, die am schlechtesten auf die Behandlung ansprechen. Oft gehen diese Symptome Jahre dem Ausbruch der Psychose voraus. Bei Menschen ist im Vergleich zu manchen Tieren der Geruchssinn geringer entwickelt. Teile des Riechhirns haben andere Aufgaben übernommen. Es ist bekannt, dass das Riechhirn bei Menschen eine wichtige Funktion in der Emotionalität hat. Das Sozialverhalten vieler Säugetiere hängt wesentlich von der Kommunikation über Gerüche ab. Bei Kontakten sagt man nicht zu unrecht sprichwörtlich, dass man jemand nicht riechen kann. Ein vermindertes Riechvermögen scheint auch mit einem verminderten sozialen Interesse und verminderter Kontaktfähigkeit zu tun zu haben. PET Untersuchungen ergaben, dass Patienten, die an einer Schizophrenie leiden unangenehme Gerüche genauso wahrnehmen wie gesunde Versuchpersonen, angenehme Gerüche nehmen sie aber weniger intensiv war. Bei der Wahrnehmung der unangenehmen Gerüche setzten sie andere Hirnregionen ein, als die Gesunden. Während Gesunde nach dem unangenehmen Geruchserlebnis Regionen des limbischen Systems (aus dem alten Riechhirn hervorgegangener Teil des Gehirns) aktivieren, aktivierten die Patienten statt dessen frontale Rindenregionen. In einer anderen Untersuchung war das Geruchsvermögen bei Menschen, die an einer Schizophrenie leiden generell vermindert. Enge Verwandte von Menschen, die an einer Schizophrenie leiden, hatten nach einer Untersuchung zwar ein normales Riechvermögen, aber einen verkleinerten "Bulbus olfaktorius" (Hirnfortsatz aus dem die Riechnervenfasern entspringen). Man vermutet, dass die fehlerhafte Zusammenarbeit zwischen den mesolimbischen Strukturen des alten Riechhirns und dem Frontalhirn für die emotionalen Störungen bei einer Schizophrenie mitverantwortlich sind. Unklar bleibt allerdings ob die Unterentwicklung des Riechsystems bei Verwandten wie Patienten nur gemeinsame genetische Wurzeln wie die Schizophrenie hat oder ob es sich dabei um eine Abnormalität handelt, die für die Erkrankung mitverantwortlich ist. Eine neue Studie zeigt allerdings, dass die Verminderung des Riechvermögens proportional zu den sozialen Defiziten ist. Verminderte Geruchswahrnehmung lässt möglicherweise das Interesse an sozialen Kontakten erlahmen. Männer scheinen von dieser Verminderung des Geruchsvermögens und der möglicherweise damit zusammenhängenden Einschränkung der Kontaktfähigkeit mehr betroffen zu sein als Frauen. Obwohl auch eine Vielzahl von Medikamenten das Geruchsvermögen beeinträchtigen können, scheint dies bei Schizophrenien selten der Fall zu sein. Mehrere Untersuchungen haben ergeben, dass die Beeinträchtigung des Geruchssinns bei Schizophrenien nicht durch die medikamentöse Behandlung erklärbar ist.
Schizophrenie ist eine Erkrankung des Gehirns.
Hinweise auf solche Faktoren gab auch eine andere Untersuchung (Kristian Wahlbeck, Arch Gen Psychiatry. 2001;58:48-52) dabei wurde bei 114 Patienten mit einer Schizophrenie oder einer schizoaffektiven Erkrankung der Frage nach Schwierigkeiten in der Schwangerschaft und nachgeburtlich nachgegangen. Es fanden sich erhöhte Risiken bei untergewichtigen Schwangeren, niedrigem Geburtsgewicht, geringer Körpergröße bei Geburt, niedrigem Plazentagewicht. Später an Schizophrenie erkrankte waren im alter von 7 bis 15 Jahren dünner als ihre Altersgenossen. Unterernährung vor Geburt und in den ersten Lebensjahren scheint ein Risikofaktor für die Erkrankung zu sein. Schizophrene Erkrankungen scheinen nach neueren Untersuchungen mit dem Alter der Väter zuzunehmen: Dass die Gene bei der Entstehung Schizophrenie eine wichtige Rolle spielen
ist lange bekannt und wird von niemand mehr bezweifelt. Bei Erkrankung eines
Elternteils beträgt das Erkrankungsrisiko für dessen Kinder 10%, sind beide
Eltern erkrankt, steigt der Anteil auf über 30 Prozent. Bei eineiigen Zwillingen
steigt das Risiko sogar auf 50%. Jeder weiß, dass man Frauen mit zunehmendem
Alter zu einer Fruchtwasseruntersuchung rät. Auch, dass das Risiko ein
mongoloides Kind zu bekommen mit dem Alter der Mutter ansteigt ist allgemein
bekannt. Aber auch Mutationen im genetischen Code der Spermien stellen eine
wesentliche Quelle von spontanen Veränderungen menschlicher Gene im Laufe der
Generationen, und für die Entstehung von Erbkrankheiten dar. Diese Mutationen
nehmen mit dem Alter der Väter zu. Generell wird davon ausgegangen, dass das
Risiko von Vätern die über 45 Jahre alt sind, etwa 4 bis 5x größer ist, Kinder
mit einer sporadischen dominanten Mutation an einem Gen zu bekommen, als dies
bei 20- 25 jährigen Vätern der Fall wäre. Im Gegensatz zu den den mütterlichen
Genen zuzuschreibenden Erbkrankheiten ist diesbezüglich aber noch wenig
geforscht worden. In einer neuen israelischen Untersuchung wurde jetzt ein
Zusammenhang zwischen dem Alter der Väter und dem Risiko an einer Schizophrenie
zu erkranken festgestellt. Von den zwischen 1964 und 1976 in Jerusalem geborenen
87 907 Kindern wurden 658 später stationär wegen einer Schizophrenie
aufgenommen. Im Gegensatz zu anderen psychiatrischen Erkrankungen stellte sich
bei ihnen das Alter der Väter als hauptsächlicher Risikofaktor heraus. Diese
Ergebnisse weisen darauf hin, dass Spontanmutationen (also Veränderungen der
Chromosomen die durch das Alter der Väter häufiger werden), in der Entstehung
der Schizophrenie eine Rolle spielen. Sollte sich das Ergebnis in anderen
Untersuchungen bestätigen wird es auch allgemein die Genforschung zum Thema
Schizophrenie verändern. Genforscher haben schon verschiedene Gene im
Visier, die sie für die Schizophrenienstehung verantwortlich machen. Vermutlich
wird es eher eine Kombination sein, und möglicherweise auch ein genetisch
uneinheitliches Krankheitsbild. Diskutiert wird in den USA inzwischen bereits,
ob das Alter für Samenspender herabgesetzt werden soll. Auch die Bedeutung des
Alters der Großväter bei der Zeugung der Väter soll allgemein in Bezug auf
Erbkrankheiten weiter untersucht werden. Sicher bleibt, dass die Gene nicht
alles erklären. Stressfaktoren spielen bei entsprechender Veranlagung eine
unzweifelhafte Rolle. Diskutiert wird aktuell auch die Rolle von Viren und
Toxoplasmen. Insbesondere so genannte Retroviren, und Herpesviren werden
angeschuldigt.
Dolores Malaspina, et al., Advancing Paternal Age and the Risk of
Schizophrenia, Arch Gen Psychiatry. 2001;58:361-367
Die
Ergebnisse
wurden
jetzt in
einer
schwedischen
Studie
bestätigt.
Die
Autoren
schließen,
dass
Spontanmutationen
im Sperma
der Väter
mit
zunehmende
Alter
insbesondere
bei
Familien,
die sonst
nicht
belastet
sind eine
Rolle
spielen.
Für jede
10 Jahre,
die der
Vater
älter ist,
steigt das
Risiko
nach
dieser
Studie
etwa um
das 1,5
fache.
Geburtskomplikationen
oder
soziale
Faktoren
spielten
dabei
keine
Rolle. Die
Autoren
kommen zu
dem
Schluss,
dass etwa
15.5%
aller
Krankheitsfälle
an
Schizophrenie
auf ein
Alter des
Vater über
30 Jahre
zurückgehen.
Daten die
besonders
bei weiter
ansteigendem
Alter bis
zur
Entscheidung
zu Kindern
eine große
Rolle
spielen.
In
Schweden
waren fast
die Hälfte
der Väter
bei der
Geburt
ihres
Kindes
über 30
Jahre alt.
David A
Leon et
al,
Paternal
age and
schizophrenia:
a
population
based
cohort
study,
published
online 22
Oct 2004;
BMJdoi:10.1136/bmj.38243.672396.55
Risikofaktoren für eine Schizophrenie, wie sind sie gesichert und was haben sie für eine Bedeutung. Insgesamt gibt es bisher keine wirklich zuverlässigen Vorhersagemöglichkeiten bei gesunden Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen, die eine Aussage erlauben, wer an einer Schizophrenie erkranken wird. Die unten genannten Risikofaktoren, erhöhen zwar das Risiko. Die Risikoerhöhung ist in den meisten Fällen aber so gering, dass alleine das Vorhandensein des Risikofaktors für den einzelnen nur eine geringen Risikoerhöhung bedeutet. Auch die generelle Vorsorgeuntersuchung für Menschen mit diesen Risikofaktoren ist bisher nicht sinnvoll. Am ehesten haben genetische Veranlagung (Erkrankung der Eltern), Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen, kindliche Entwicklungsverzögerungen und Probleme in der Schullaufbahn einen gewissen Vorhersagewert, der allerdings auch nur gering ist. G. K. MURRAY, et al., Predictors of schizophrenia, Br J Psychiatry 2005 187(Suppl 48): s4-s7.[Abstract] [Full Text
Gene als Ursache sind noch mangelhaft erforscht. Man geht davon aus, dass 50-70% der Auftretenswahrscheinlichkeit der Schizophrenie (Varianz) alleine durch die Gene bedingt ist. Die anderen 30-50% der Auftretenswahrscheinlichkeit entsteht durch oben genannte Faktoren wie Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen, Geburtsmonat, Geburtsort, psychosoziale Stressfaktoren. Unterschiedliche Gene (multiple Suszeptilitätsgene) und deren Zusammenwirken untereinander, wie mit anderen biologischen und psychologischen Faktoren, sind ursächlich. Man geht dabei von einer genetisch begünstigten Neuroentwicklungsstörung aus, die zu einer Veränderung der Zytoarchitektur im Gehirn führt. Bei Untersuchungen in einer Familie mit familiärer, katatoner Form der Schizophrenie wurde ein auf dem Chromosom 22 ein Gen gefunden, das ein WKL1 genanntes Protein kodiert. Im Computermodell weist WKL1 Ähnlichkeiten mit Proteinen auf, die Ionenkanäle bilden. In der mutierten Form von WKL1 sei in einer von sieben Transmembran-Segmenten die Aminosäure Leucin durch Methionin ersetzt. Diese ausgewechselte Aminosäure könnte zu Problemen in der korrekten räumlichen Anordnung des Proteins führen und somit zu einer Funktionsstörung. Das WKL1-Gen wird nur im Gehirn exprimiert. K.P. Lesch" Molecular Psychiatry" (2001, Vol. 6, No. 3, Seiten 304-308). Ein Polymorphismus an einzelnen Nukleotiden die zu einer neuronalen Funktionsminderung führen wurde auch an einem G-Protein Regulator auf dem Chromosom 1, einem Protein auf dem Chromosom 6 das für die Synapsenstruktur verantwortlich ist und an einem Wachstumsfaktor auf dem Chromosome 8 verantwortlich für das Synapsenwachstum gefunden. Weiter wurde auch ein Antwortmodulator auf dem Chromosome 13 gefunden der N-Methyl-D-Aspartat-Glutamat beeinflusst, sowie ein Rezeptor auf dem Chromosom 15 für Acetylcholin. Die glutamatergen, cholinergen und dopaminergen neuronalen Mechanismen, die durch diese genetischen Faktoren beeinträchtigt werden wurden für verschiedene Aspekte der kognitiven Dysfunktion (Wahrnehmungs-, Verarbeitungs- und Gedächtnisstörungen) bei der Erkrankung verantwortlich gemacht. Bis in die 60er Jahre setzte sich eine Auffassung des Menschen und seiner Persönlichkeit als von der Gesellschaft und frühkindlichen Erfahrungen geprägt durch, die sich im Kern auf die psychoanalytischen Theorien der Sozialisation von Sigmund Freud und Ernst Jung stützte. Die resultierende Philosophie suchte die Ursachen für Persönlichkeitskonflikte, asoziales Verhalten, Sucht, sowie neurotische und psychotische Persönlichkeitsveränderungen ausschließlich im engeren sozialen Umfeld, der Erziehung und der Entwicklung der Betroffenen. Erbliche Faktoren wurden dabei allenfalls als prädisponierende Randbedingungen gesehen, nicht aber als auslösende Kriterien. Mit der immer tiefer gehenden Analyse des menschlichen Genoms bis zur molekularen Ebene war es nur eine Frage der Zeit, bis die Thematik der Verhaltensbiologie und Psychologie des Menschen auf der Ebene der modernen Genetik neu aufgegriffen wurde. Da die Entwicklung des Nervensystems genetisch kontrolliert wird und darüber hinaus die Funktionen der ausdifferenzierten Nervenzellen direkt von der Existenz spezifischer Genprodukte abhängen, kann es nicht verwundern, dass viele Mutationen auch Aspekte des Verhaltens betreffen; schließlich beruht das Verhaltensrepertoire eines Organismus auf der Leistungsfähigkeit seines Nervensystems. Deshalb ist heute nicht mehr die Frage, ob genetische Einflüsse auf das Verhalten bestehen, sondern vielmehr, wie spezifisch einzelne Mutationen Verhalten verändern können (neurogenetischer Ansatz), und in welchem Grad die verhaltensrelevante Heterogenität im Genpool einer Population vorkommt (populationsgenetischer Ansatz). Zwischen "angeboren" und "erworben" liegt ein Kontinuum: Der Begriff des "angeborenen Verhaltens" wurde zuerst von Ethologen (z.B. von Konrad Lorenz) geprägt, deren Bestreben es war, sich von den verbreiteten behavioristischen Anschauungen abzusetzen, nach denen alles Verhalten erworben sein sollte. Sie tendierten deshalb dazu, "angeboren" in Gegensatz zu "gelernt" zu setzen. Nach heutiger Sicht macht das jedoch wenig Sinn. Geninformation gewinnt immer erst Bedeutung innerhalb eines eng definierten biologischen Zusammenhangs. Deshalb ist es nicht immer möglich, alles "gelernte" vom "angeborenen" Verhalten zu trennen. Immer wenn der Lerninhalt vorhersagbar ist (wegen konstanter vorhersagbarer Umweltbedingungen), kann Lernverhalten als eine Form des epigenetischen Entwicklungsprogramms aufgefasst werden. Dass meist eine Kombination von genetischen Risiken mit nicht genetisch bedingten neurodegenerativer Prozessen in den ersten Lebensjahren und manchmal spezifischen Übeforderungssituationen auslösend und ursächlich an der Krankheitsentstehung ist, kann inzwischen als gesichert gelten. .http://www.zum.de/neurogenetik/index.html Möglicherweise spielen zusätzlich Entzündungen und eine angeborene Empfänglichkeit für solche Entzündungen bei der Entstehung eine Rolle, bestimmte Entzündungsfaktoren (IL2, BDNF, Relin ..)werden bei Schizophrenien gehäuft gefunden. COX2 Hemmer scheinen nach manchen Studien den Effekt der Neuroleptika zu verbessern, Clozapin senkt beispielsweise bestimmte Entzündungsparameter im Liquor (IL2). In wie weit sich aus dieser letzten Hypothese therapeutische Konsequenzen ergeben, ist noch unklar. Für die Schizophrenie ist nicht ein einzelnes Gen alleine verantwortlich. Schizophrenien können aber jeden treffen und kommen nicht etwa nur in bestimmten Familien vor. Auch nicht alle Menschen, die die genetisch Veranlagung zur Schizophrenie haben erkranken daran. Die meisten Erkrankten haben keinen Verwandten, der an dieser Störung leidet. Schizophrenien kommen in allen Ländern der Erde, allen Land, Kulturen, jedem Intelligenzquotienten, Charaktertyp und sozialen Klasse vor. Die Rolle der Gene sollte also nicht darüber hinwegtäuschen, dass Schizophrenie jeden treffen kann. Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen vergrößern das Risiko an eine Schizophrenie zu erkranken. Infektionen ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel, Hungern der Mutter während der Schwangerschaft, und geburtshilfliche Komplikationen können eine Schizophrenie begünstigen. Ein Gebutstermin im späten Winter erhöht das Risiko für Schizophrenie wie für affektive Psychosen. Die Einnahme von Schmerzmitteln im zweiten Schwangerschaftsdrittel erhöht nach einer dänischen Studie das Risiko der Kinder an einer Schizophrenie zu erkranken. In einer schwedischen Studie vervierfachten Blutungen in der Schwangerschaft und ein niedriges Geburtsgewicht bei Jungen das Risiko an einer Schizophrenie zu erkranken. Von der Präeklampsie, die zu einer verminderten Nahrungsversorgung des Kindes im Mutterleib führt, ist dies in besonderem Maße bekannt. Auch die Tatsache, dass Kinder die später an einer Schizophrenie erkranken eine verzögerte motorische Entwicklung haben und meist mehr Leistungsprobleme in der Schule habe, verdeutlicht eine frühe Auswirkung von Schädigungen auf das Gehirn, lange vor Ausbruch der Erkrankung. So fand man in einer finnischen Studie dass ein signifikant erniedrigter Bodymassindex (BMI) der Mütter am Ende der Schwangerschaft das Risiko für die Nachkommen an einer Schizophrenie zu erkranken deutlich erhöhte (odds ratio [OR], 1.09 per kg/meter2; 95% confidence interval [CI], 1.02-1.17) . Ein erhöhtes Risiko fand sich auch für ein niedriges Geburtsgewicht, (OR, 1.48 per Kilogramm; 95% CI, 1.03-2.13), Kleinwüchsigkeit bei der Geburt, (OR, 1.12 per cm 95% CI, 1.03-1.22), und ein niedriges Plazentagewicht (OR, 1.22 per 100 g; 95% CI, 1.04-1.43). Menschen die später an Schizophrenie erkranken sind im Durchschnitt dünner als ihre Altergenossen mit 7 bis 15 Jahren. Auch eine andere Studie fand dass Menschen, die an einer Schizophrenie erkrankten, häufiger als andere ein Geburtsgewicht <2500 g hatten oder vor der 37 Woche geboren worden waren. Auch ein verminderter Kopfumfang bei Geburt als Hinweis auf eine bereits dann vorhandene Hirnentwicklungsstörung wird in manchen Studien gefunden, ist aber in anderen Studien nicht bestätigt worden. Infekte in den ersten Monaten oder Lebensjahren scheinen eine Rolle bei der Entstehung von Schizophrenien zu haben. Häufiger führen diese bei den Kleinkindern und Säuglingen zu diskreten neurologischen Auffälligkeiten, die möglicherweise hinweisend für die spätere Erkrankung sind. Lernschwierigkeiten gehen der Schizophrenie oft voraus.
Drogenkonsum als Ursache
In einer
britischen
Studie war die
Rate des
Substanzmissbrauchs
unter Menschen,
die das erstem
Mal wegen einer
psychotischen
Episode in
Behandlung
kamen doppelt
so hoch wie
unter einer
Vergleichgruppe
Gleichaltriger
in der gesunden
Bevölkerung,
bei Männern
höher als bei
Frauen. 51%
berichteten
einen
Cannabismissbrauch,
43% einen
Alkoholmissbrauch.
Das Alter des
ersten Konsums
von Cannabis,
Kokain, Ecstasy
und
Amphetaminen
war signifikant
mit dem Alter
des ersten
Auftretens von
psychotischen
Symptomen
assoziiert.
J.H. BARNETT,
et al.,
Substance use
in a
population-based
clinic sample
of people with
first-episode
psychosis, Br J
Psychiatry 2007
190: 515-520.
[Abstract]
[Full Text]
[PDF]
Der
Streit, ob
Menschen die zu
Psychosen
neigen einfach
eine größere
Neigung zum
Drogenkonsum
haben als
Gesunde oder ob
die Drogen
auslösend sind
für die
psychotischen
Symptome ist
Jahrzehnte alt.
Es spricht aber
mehr für die
Hypothese, dass
der Konsum von
Halluzinogenen
Psychosen
auslöst und den
Verlauf von
Psychosen
verschlechtert. Nach
einer aktuellen
neuseeländischen
Untersuchung
erhöht der
Konsum von
Cannabis das
Risiko an einer
Schizophrenie
zu erkranken
deutlich. Je früher der
Konsum beginnt,
umso größer das
Risiko. Dabei
scheint der
Cannabiskonsum
ein
unabhängiger
Risikofaktor zu
sein, also
nicht auf
einfach eine
bestehende
Neigung zu
psychotischen
Erkrankungen zu
verstärken.
Anandamid,
einer der
zentralen
Botenstoffe des
körpereigenen
Cannabinoid-Systems
spielt
möglicherweise
in der
Auslösung der
Erkrankung eine
Rolle. Im
Nervenwasser
von
unbehandelten
Schizophrenie-Patienten
wurde ein um
das Achtfache
erhöhter
Anandamidwert
gefunden. Der
Konsum von
Cannabis könnte
einer der
auslösenden
Faktoren sein,
die eine
genetisch
bedingte
Veranlagung zur
Ist die zunehmende Verstädterung eine Ursache der Schizophrenie? Nach Untersuchungen ist Schizophrenie in Städten allgemein und besonders in den Unterschichten der Städte besonders häufig. Eine neue schwedische Studie scheint zu bestätigen, dass schwere psychische Störungen wie Schizophrenien oder Depressionen nicht nur in der Stadt häufiger diagnostiziert werden, sondern auch mit der Verstädterung zunehmen. Besonders betroffen sind Alleinstehende mit niedriger Bildung, die aus einem fremden Land zugezogen sind. KRISTINA SUNDQUIST et al., Urbanisation and incidence of psychosis and depression, Follow-up study of 4.4 million women and men in Sweden, The British Journal of Psychiatry (2004) 184: 293-298 J. VAN OS, Does the urban environment cause psychosis? Br. J. Psychiatry, April 1, 2004; 184(4): 287 - 288. [Full Text] [PDF]
Mathematisch
begabte
Menschen
und deren
Verwandte
sind
besonders
gefährdet.
Schizophrenie
scheint
unter
naturwissenschaftlich
begabten
Jugendlichen
und deren
Verwandten
häufiger
zu sein,
als in der
Durchschnittsbevölkerung.
Eine
Beobachtung,
die
vielfach
gemacht
wurde,
aber
bisher
noch nicht
eindeutig
erklärt
werden
kann.
JON L.
KARLSSON,
MD,
PhD,Psychosis
and
academic
performance,
The
British
Journal of
Psychiatry
(2004)
184:
327-329,
J.
Arehart-Treichel,
In
Families
With
Psychosis,
The
Numbers
Tell a
Story,
Psychiatr.
News, June 4, 2004;
39(11): 36
- 42.
[Full
Text]
Leider kommt das eine Übel nicht immer alleine Die Zahlen für die Komorbidität zwischen Schizophrenie und anderen psychischen Störungen sind in verschiedenen Untersuchungen unterschiedlich. Generell wird davon ausgegangen, dass etwa 7-15% der Menschen, die an einer Schizophrenie leiden gleichzeitig an einer Zwangsstörung leiden und umgekehrt, etwa 4% der Patienten mit einer primären Zwangsstörung auch an eine schizophrenen Psychose leiden. Besonders schwierig ist die Abgrenzung naturgemäß bei Persönlichkeitsstörungen. Besonders Persönlichkeitsstörungen des Cluster A (paranoide, schizoide und schizotype) gehen häufig einer Erkrankung aus dem schizophrenen Formenkreis voraus und sind manchmal schwer von einer blande verlaufenden psychotischen Störung zu unterschieden. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung sind Borderlinepersönlichkeitsstörungen nicht mit schizophrenen Psychosen verwandt. Etwa 2/3 aller Schizophrenen Patienten raucht, während diese Zahl in der übrigen Bevölkerung nur bei etwa einem Drittel liegt. 5% der Opiatabhängigen leiden zusätzlich an einer Schizophrenie, umgekehrt leiden etwa 4% der Menschen mit einer Schizophrenie auch an einer Opiatabhängigkeit. Bei etwa einem Drittel der an einer Schizophrenieerkrankten besteht zusätzlich eine Alkoholabhängigkeit. |
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