Muskeleigenreflexe (und Fremdreflexe)

Die Funktion von Reflexen liegt im Ausführen schneller Routineaufgaben, die kein langes Nachdenken erfordern dürfen (z.B. Schutzreflexe wie Cornealreflex, Hustenreflex oder die Haltung und Stellung des Körpers im Raum). Das automatische Ablaufen von Reflexen kann aber durchaus auch willentlich beeinflusst werden, wenn auch in viel geringerem Maße als bei zielgerichteten Bewegungen. Beispiele: Der Cornealreflex (Lidschlag bei Berührung der Cornea) ist willentlich nicht unterdrückbar. Der Lidschlagreflex, ausgelöst durch Annäherung oder starkes Licht, kann willentlich unterdrückt werden. Auslöser für Reflexe sind die bekannten Reize: Druck, Zug, Beschleunigung, Licht, Schall, Temperatur, oder chemische Substanzen .Effektoren für Reflexe sind Muskeln und Drüsen. Gibt es zwischen sensorischer und motorischer Faser nur eine Synapse spricht man von monosynaptischem Reflex, existieren mehrere Synapsen nennt man das polysynaptischer Reflex. Die Reflexzeit ist die Zeit vom Reizbeginn bis zum AP des Muskels. Bei einem Reflex, der ohne zwischengeschaltete Zellen im Rückenmark direkt auf das efferente Neuron übertragen wird (monosynaptisch), beträgt die Zeit vom Reizbeginn (z.B. Hammerschlag) bis zum Aktionspotential des Muskels 30-40 ms. Eigenreflex: Wenn die Rezeptoren und Effektoren eines Reflexes im gleichen Organ liegen, spricht man von einem Eigenreflex. Beim monosynaptischen Dehnungsreflex liegen Muskelspindeln und Muskelfasern im selben Muskel. Dies ist also ein Eigenreflex. Während eines Reflexes, der zu einer Muskelkontraktion führt, muss der antagonistische Muskel gehemmt werden, um die Ausführung der Kontraktion sicherzustellen. Es existieren verschiedene Mechanismen, um dieses Ziel zu erreichen: Innerhalb einer Seite des Rückenmarks bilden die Ia-Afferenzen der Muskelspindeln neben ihrer monosynaptischen Verbindung zum Motoneuron des Dehnungsreflexbogens noch eine weitere Verbindung: eine Kollaterale (Verzweigung) der Ia-Afferenz führt mit einer Synapse zu einem hemmenden Interneuron, das den antagonistischen Muskel hemmt. Die am selben Gelenk angreifenden Antagonisten werden also gehemmt. Dieser Mechanismus erhielt den Fachausdruck reziproke antagonistische Hemmung, was bedeutet, dass die gegenspielenden Muskeln wechselseitig gehemmt werden. Die Beuger hemmen also die Strecker und umgekehrt. Reflexe, bei denen Rezeptor und Effektor nicht im gleichen Organ liegen nennt man Polysynaptischer Reflex (trisynaptisch) Beispiel: vestibulo-okulärer Reflex: Haarsinneszelle (1. Synapse) afferentes Neuron (2. Synapse) Interneuron im N. vestibularis (3. Synapse) extraokuläres Motoneuron Fremdreflexe. Die sensible Reizung der Bauchhaut führt zu einer Kontraktion der Bauchmuskulatur. Der Reflexbogen enthält mehrere Synapsen, d.h. es sind mehrere Interneurone zwischen afferentem und efferentem Nerv eingeschaltet. Der polysynaptische Fremdreflex dauert deshalb länger als der Eigenreflex. Die Afferenzen eines Fremdreflexes kommen aus Rezeptoren von inneren Organen, Muskeln und Gelenken und insbesondere von der Haut (Berührung, Schmerz).

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Wenn eine Schwäche ausgelöst durch eine periphere Lähmung vorliegt ist in der Regel auch der entsprechende Muskeleigenreflex ausgefallen oder abgeschwächt. Als Ursachen kommen Schädigungen des betreffenden Nerven oder der Nervenwurzel in Betracht. Bei zentralen Lähmungen sind die Reflexe meist gesteigert und es treten pathologische Reflexe dazu.

Muskeleigenreflex (MER) zugehöriger Nerv Nervenwurzel
Skapulohumeralreflex N.suprascapularis N.axillaris C4,C5,C6
Bizepssehnenreflex (BSR) N . musculocutancus C6 (C5)
Brachioradialisreflex (Radiusperiostreflex N. radialis C6 (C5)
Trizepssehnenreflex (TSR) N. radialis C7 C8
Fingerbeugereflex (Trömner) N. medianus, N. ulnaris C7 C8
Adduktorenreflex (ADR) N. obturatorius (L2) L3
Quadrirepssehnenreflex (oder Patellarsehenreflex (PSR) N. femoralis L3 – L4
Semitendinosusreflex N. ischiadicus S1
Tibialis-posterior-Reflex (TPR) N. tibialis L5
Achillessehnenreflex (ASR) N. tibialis S1
Fremdreflexe
Bachhautreflexe (BHR) N. intercostales Th5- Th12
Kremasterreflex N. genitofemoralis L1-2
Bulbokavernosusreflex N. pudendus S3-4
Analreflex N. pudendus S3-4

 

Quellen / Literatur:

http://nanonline.org/nandistance/nanneuro/index.html

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

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