Oligophrenie

(siehe auch unter Intelligenzminderung!)
älterer Begriff, der eigentlich nicht mehr verwendet werden sollte. Synonym für Schwachsinn. Er bezeichnet eine angeborene oder frühzeitig erworbene Intelligenzminderung und wird von der Demenz, den später erworbenen Intelligenzstörungen unterschieden. Dabei wurde eine Einteilung nach Schweregrad in Debilität (leicht), Imbezillität (mittel), Idiotie (schwer) vorgenommen. Wie auch bei vielen anderen psychiatrischen Begriffen wurde auch das Wort Oligophrenie und besonders Begriffe wie Idiotie umgangssprachlich als Schimpfwort missbraucht. Die Begriffe stammen darüber hinaus aus einer Zeit als in „Idiotenanstalten“ eine Verwahrung der Betroffenen vor einer Förderung und Integration den Vorrang hatte. Sinnvoller und weniger diskriminierend ist die neuere Einteilung in leichte, mittlere und schwere Intelligenzschwäche oder -minderung oder die Definition des DSM III der Geistige Behinderung: Hauptmerkmale dieser Störung sind: (1) deutlich unterdurchschnittliche allgemeine intellektuelle Leistungsfähigkeit (ein IQ von höchstens 70) bei (2) gleichzeitig gestörter oder eingeschränkter Anpassungsfähigkeit (Erfüllung sozialer Normen, die sein soziales Umfeld für Personen seines Alters erwartet), und (3) Beginn vor Vollendung des 18. Lebensjahres. Der Verlauf einer geistigen Behinderung ist sowohl abhängig von einer zugrunde liegenden verursachenden Erkrankung als auch von Umweltfaktoren, wie zum Beispiel der Erziehung und anderer Bildungsmöglichkeiten, Stimulation durch die Umwelt und dem geeigneten Umgang mit der Störung selbst. Die Prognose der geistigen Behinderung hat sich in den letzten Jahren enorm verbessert. Die meisten geistig behinderten Menschen fügen sich heute im Rahmen ihrer Möglichkeiten gut in das soziale Leben ein. In diesen Fällen kann die Diagnose einer geistigen Behinderung nicht länger gerechtfertigt sein.

 

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur