Misoplegie

Der Terminus Misoplegie bezeichnet ein sehr seltenes Syndrom bei halbseitig gelähmten Menschen, die ihre gelähmte Körperhälfte krankhaft hassen. Im günstigsten Fall sind sie nur verbal gegen ihre gelähmte Körperhälfte oder Gliedmaße aggressiv, häufiger schlagen sie die gelähmte Gliedmaße mit der gesunden Gliedmaße oder schleudern diese gegen Wände und Gegenstände mit Verletzungsgefahr. Das Syndrom reiht sich ein in andere ähnliche neuropsychologische Störungen und Veränderungen der Beziehung zum eigenen Körper wie sie nach Schlaganfällen, Hirntumoren oder anderen cerebralen Schädigungen auftreten können. Relativ häufig ist die Anosognosie (bei der die Lähmung geleugnet wird) und die Anosodiaphorie (bei der eine offensichtliche Gleichgültigkeit in Verbindung mit einem Neglekt für das Defizit vorliegt). Weitere ähnliche Syndrome sind die Asomatognosie (fehlendes Bewusstsein über einen Teil des Köpers), die Somatoparaphrenie (nicht anerkennen, das das gelähmte Köperteil zu einem gehört), überzählige Phantomglieder (Reduplikation von Gliedmaßen der betroffenen Seite des Köpers), die Personifikation (Spitznamen für die betroffenen Gliedmaße, der eine eigene Identität gegeben wird).

 

Quellen / Literatur:

Critchley M. Personification of paralysed limbs in hemiplegics. BMJ 1955;2:284–6. Critchley M. Misoplegia, or hatred of hemiplegia. Mt Sinai J Med 1974;41:82–7. T Loetscher, M Regard and P Brugger without hemiplegia Misoplegia: a review of the literature and a case J Neurol. Neurosurg. Psychiatry, 2006;77;1099-1100

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur