Philobat

ist ein Begriff von Balint (1960) und bezeichnet eine Person, die enge Beziehungen zu anderen Personen weder vermeidet, noch besonders sucht. Die Aufmerksamkeit ist mit großer Intensität auf andere Ziele gerichtet. Es sind bestimmte Handlungen und Leistungen, deren Verwirklichung immer wichtiger werden. Haben sie ihr Ziel erreicht, können die positiven Gefühle bis hin zu einem rauschhaften Glücksgefühl wachsen. „Es ist eigentlich diese Technik, sich selbst – wenn auch im Extremfall unter großen Anstrengungen und Risiken – in ein positives Gefühl zu versetzen, welches diese Verarbeitungsform charakterisiert.“ (Rudolf, 1996, S. 145) Der Wunsch nach Wiederholung und Steigerung der Intensität des Glücksgefühls kann sich zu etwas Süchtigem entwickeln. Es zeigt sich nicht selten ein tragischer Ausgang: Der Philobat kann nicht mehr von dem Gegenstand seines Interesses ablassen und nimmt große Risiken auf sich (z.B. Kletterer, die bei waghalsigen Bergtouren den Tod gefunden haben, etc.). Es hat zunächst den Anschein, dass der Philobat ganz allein auf sich gestellt ist, doch er ist vielmehr eins mit seinem Medium, einem Einssein, das vergleichbar ist mit der ursprünglichen Einheit von Mutter und Kind. Es deutet auf den Beziehungsmodus des einstigen Einsseins mit der ersten Bezugsperson hin, die noch keinen personalen Charakter hatte. So wird beispielsweise bei intensiven Naturerlebnissen dieses Einssein mit einem Medium angestrebt. Diese Verarbeitungsweise zeigt weniger krisenhafte Einbrüche, außer die bereits erwähnten Risiken, sich in Lebensgefahr zu begeben, um die Intensität zu steigern.

 

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur