Psychodrama

ist eine erlebniszentrierte, gruppenpsychotherapeutische Aktionsmethode zur Behandlung zwischenmenschlicher Beziehungen und Interaktionen in spontanem szenischem Spiel. Neben der Dynamik der Gruppe bearbeitet es vor allem die Situation eines Teilnehmers im lebensgeschichtlichen Handeln“ (Leutz, 1999). Im Psychodrama werden psychische Störungen und psychosomatische Krankheiten vor allem unter der Prämisse der Störung zwischenmenschlicher Beziehungen und Interaktionen betrachtet und behandelt“ (Leutz, 1981). Psychodrama als Therapiemethode greift dabei auf „bisher nicht beachtete Kategorien menschlicher Seinsweise: das spontane Spiel, die Begegnung und das Drama“ (Leutz, 1984) als therapeutisches Agens zurück, Patienten werden ermutigt, eigene Verhaltensmuster handelnd zu reflektieren und zu untersuchen.Inhaltliche Beschreibung:„Die Umsetzung des situativ-systemischen Ansatzes Morenos in die Praxis erfolgt durch spontane szenische Darstellung im Gruppensetting mit Bühne. Dieser, ein von der Gruppe im Halbkreis umschlossener Raum, gibt den Spielraum zum Handeln“ (Leutz, 1999).Als Belege werden vorwiegend klinische Erfahrungsberichte angeführt. Theoretischer Hintergrund In den theoretischen Überlegungen wird u. a. auf die psychoanalytische Theorie Bezug genommen (zumindest in Zitaten). Konstrukte wie „Unbewusstes“ oder „Katharsis“ spielen offenbar eine zentrale Rolle. So wird als Ziel der Therapie vor allem eine „kathartische, vital-evidente Erfahrung“ angesehen. Im Antrag wird auch auf „interaktionell orientierte Theorien“ sowie auf kommunikationstheoretisch-systemische Ansätze Bezug genommen. Dazu kommen sozialpsychologische – insbesondere gruppendynamische – Anleihen (zum Beispiel Rollentheorien), die jedoch nicht zu einer einheitlichen Therapietheorie zusammengefasst werden. Als ausgesprochen problematisch müssen die Ausführun-gen zum „psychodramatischen Gesundheits- und Störungsbegriff“ angesehen werden: „Vor dem Hintergrund der Rollentheorie im Psychodrama kann Gesundheit dann weiter als Fähigkeit beschrieben werden, auf interpersonale und situative Anforderungen durch die jeweils aktualisierbaren Rollen, d. h. verfügbaren Verhaltens- und Erlebensmuster, angemessen zu reagieren.“Differenzielle Ausführungen zu einzelnen Störungsbildern fehlen.In verschiedenen Abhandlungen werden zum Teil Aspekte kognitiv-behavioraler Theorien als Grundlagen mit thematisiert, z. B. Aspekte des Modelllernens, Training sozialer Fertigkeiten, Lernprozesse, Einsicht etc. Darüber hinaus wird eine Vielzahl von Befunden der neueren neurobiologischen Grundlagenforschung für das Psychodrama reklamiert.Die theoretischen Aussagen vermitteln den Eindruck eines höchst heterogenen theoretischen Ansatzes, die vielfältigen Beschreibungen geben ein relativ diffuses Bild von der konkreten therapeutischen Praxis. Diagnostik Die Abhandlungen zur Diagnostik bilden im Wesentlichen den Versuch einer Analyse der Position eines Individuums in der Gruppe mit der Methode des Soziogramms. Diagnostik ist immer Analyse von Beziehungen, bei der spezifische psychodramatische Techniken eingesetzt werden. An formalisierten Testverfahren werden unterschiedliche Instrumente eingesetzt. Nachweis der Wirksamkeit fehlt bisher.

 

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur