Artifizielle Störung

absichtliches Erzeugen oder Vortäuschen von körperlichen oder psychischen Symptomen oder Behinderungen Bei Fehlen einer gesicherten körperlichen oder psychischen Störung, Krankheit oder Behinderung täuscht der Patient wiederholt und beständig Symptome vor. Dabei kann es auch zu selbstverletzenden Verhaltensweisen in Form von Schnittverletzungen und anderen Selbstbeschädigungen kommen. Es handelt sich um eine Störung im Umgang mit Krankheit und der Krankenrolle, wobei die Betroffenen meist deutliche Symptome einer ganzen Reihe anderer Störungen ihrer Persönlichkeit und ihrer Beziehungen aufweisen. Dies kann soweit gehen, dass sich die betreffende Person selbst Schnittverletzungen oder Schürfwunden zufügt, um Blutungen zu erzeugen oder sich selbst toxische Substanzen injiziert. Gemeint sind Patienten, die ihrem Arzt fälschlicherweise Krankheitssymptome berichten und wissen, dass sie ihn hiermit täuschen, und Patienten, die ihren Körper selbst verletzen oder schädigen, um das Bild einer Erkrankung zu vermitteln, oder die in Kauf nehmen, dass ihnen im Zuge nicht indizierter diagnostischer und therapeutischer Maßnahmen iatrogen Schaden zugefügt wird. Eine traumatisierende frühe Biographie mit emotional depravierenden Heimaufenthalten, hoch konflikthaftem häuslichem Milieu, körperlichem und sexuellem Missbrauch, frühen Objektverlusten, prägenden Krankheitserfahrungen ist häufig. Meist vielschichtige aktuelle Auslösesituationen. Häufige Symptome in der Reihenfolge der Häufigkeit: Unerklärtes Fieber, Wundheilungsstörung, Blutungen (Anämie), Diffuse dramatische Schmerzen, Neurologische Syndrome „Notfall“ (z.B. Lähmung), Vorgabe einer schweren Erkrankung (z.B. Karzinom), Verstümmelung (als Unfall kaschiert), Hypoglykämie, Blutdruckkrise, Mydriasis, siehe auch selbstbeschädigendes Verhalten und Münchhausensyndrom

 

Quellen / Literatur:

Ausführliche Erklärung unter den Stichwörtern Münchhausen Syndrom, Münchhausen by proxi Syndrom

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur