Verhaltensstörungen

entsprechen sind nicht per se einer psychischen Störung. Je nach Ausgangspunkt (soziale und kulturelle Einstellungen) ist ein unterschiedliches Maß an Normabweichung für die Annahme einer Verhaltensstörung gefordert, meist wird nur bei Kindern und Jugendlichen davon gesprochen, der Begriff wird aber auch bei Erwachsenen in unterschiedlichem Kontext verwendet. Gefordert ist allgemein, dass die sozialen Beziehungen durch das abweichende Verhalten gestört werden, entweder durch Hemmungen oder durch Ausagieren bzw. aggressive Konfliktbewältigung. Gefordert ist in der Regel, dass das abweichende Verhalten mit seinen gröberen Verletzungen die altersentsprechenden sozialen Erwartungen übersteigt, leichter Formen werden manchmal als Verhaltensauffälligkeit bezeichnet. Es ist also schwerwiegender als gewöhnlicher kindischer Unfug oder jugendliche Aufmüpfigkeit. Meist ist der Kontext des Beurteilers für die Diagnose einer Verhaltensstörung mit entscheidend, die Zielgruppe von Hilfestellungen in der pädagogischen Unterstützung kann beispielsweise in Abgrenzung von „normal“ delinquentem Verhalten von Jugendlichen als Verhaltensstörung definiert werden. Z.B.:„Verhaltensstörung ist ein von zeit- und kulturspezifischen Erwartungen abweichendes maladaptives Verhalten, das organogen und/oder milieureaktiv bedingt ist, wegen der Mehrdimensionalität, der Häufigkeit und des Schweregrades die Entwicklungs-, Lern- und Arbeitsfähigkeit sowie das Interaktionsgeschehen in der Umwelt beeinträchtigt und ohne besondere pädagogisch-therapeutische Hilfe nicht oder nur unzureichend überwunden werden kann.“ Bzw.: „ein von den zeit- und kulturspezifischen Erwartungsnormen abweichendes maladaptives Verhalten, das organogen und/oder milieureaktiv bedingt ist, wegen der Mehrdimensionalität, der Häufigkeit und des Schweregrades die Entwicklungs-, Lern- und Arbeitsfähigkeit sowie das Interaktionsgeschehen in der Umwelt beeinträchtigt und ohne besondere pädagogisch-therapeutische Hilfe nicht oder nur unzureichend überwunden werden kann“ Myschker, N.: Kinder und Jugendliche mit Verhaltensstörungen. Kohlhammer, Stuttgart 1993, Norbert Myschker: Verhaltensstörungen bei Kindern und Jugendlichen. Erscheinungsformen – Ursachen – Hilfreiche Maßnahmen. Kohlhammer Verlag (Stuttgart) 2005. Gemeint ist also in der Regel ein rein phänomenologischer Begriff, der zunächst nichts über die Ursachen oder dahinter liegende Konzepte aussagt. Ursachen von Verhaltensstörungen sind sehr unterschiedlich. Genetische Ursachen, Über- oder Unterforderung, geistige Behinderung, Nachahmung bzw. Identifikation mit Verhaltensmustern von Vorbildern, falsche oder sektiererische Lebensorientierung, Einnahme psychotroper Substanzen, Ausdruck gestörter Beziehungsmuster, Erziehungsprobleme, Gewalt in der Familie, Persönlichkeitsstörungen, psychische und körperliche Erkrankungen etc. Die Folge ist meist eine zunehmende Isolation aus dem normalen sozialen Umfeld, während die Integration in eine Subkultur bei der ähnliche Verhaltensstörungen üblich sind, dadurch besonders bei den externalisierende Störungen und bei sozialisiert delinquentem Verhalten gefördert werden kann, was die Verhaltensstörung an sich weiter fördern kann. Verhaltensstörungen kann man einteilen in externalisierende Störungen: Aggression, Hyperaktivität, Aufmerksamkeitsstörung, Impulsivität. Internalisierende Störungen: Angst, Minderwertigkeit, Trauer, Interesselosigkeit, Schlafstörungen, somatische Störungen. Sozial unreifes Verhalten: Konzentrationsschwäche, altersunangemessenes Verhalten, leicht ermüdbar, leistungsschwach, nicht belastbar. Sozialisiert delinquentes: Verhalten Gewalttätigkeit, Reizbarkeit, Verantwortungslosigkeit, leichte Erregbarkeit und Frustration, Beziehungsstörungen, niedrige Hemmschwellen

 

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur