Epiduraler Abszess

Risikogruppen
Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus, Alkoholismus, AIDS, vergrößern das Risiko, Wirbelsäuleneingriffe, Traumen, i.v. Drogenmissbrauch, Intensivstationsaufenthalte mit zentralem Venenkatheter, Blasenkatheter, Spinalkatheter stellen Infektionsquellen dar. Beschrieben sind auch Fälle nach Akupunktur, Tätowierung, Epiduralanästhesie, Nervenblockaden (insbesondere bei Kortisonspritzen an der Wirbelsäule. In der Hälfte der Fälle einem Drittel der Fälle breiten sich die Bakterien über die Blutbahn ihren Weg in den Epiduralraum. In einem Drittel der Fälle breiten sich die Bakterien von einem lokalen Infekt den Weg in den Epiduralraum. Am häufigsten sind es Hautkeime wie der Staphylococcus aureus, neuerdings vermehrt auch Methicillin-resistente S. aureus (MRSA), wesentlich seltener S. epidermidis noch seltener gram-negative Bakterien wie Escherichia coli, und Pseudomonas aeruginosa. Anaerobier wie Aktinomykosen, Nokardiosen, und Mykobacterien kommen aber auch vor, ebenso Pilzinfekte und Parasiten.

Infektherd, von dem die Bakterien möglicherweise ausgehen
Infektion über die Blutbahn bei zentralem Venenkatheter
Katheterinfektion durch Harnableitenden Katheter
Spinalkatheter in der Schmerztherapie oder Baclophenpumpe etc.
Intravenöser Drogenmissbrauch
Infiziertes Druckulkus
Osteomyelitis der Wirbelkörper

Komplikationen- Streuung der Erreger vom spinalen Abszess aus
Endokarditis
Osteomyelitis der Wirbelkörper
Psoasmuskel Abszess

Symptome:
Fieber hat fast die Hälfte der Patienten, ein neurologisches Defizit hat etwa 1/3 der Patienten. Der Verlauf von einem Stadium zum nächsten ist sehr variabel, zwischen Stunden und Wochen.
Stadium 1: Rückenschmerzen in Höhe des betroffenen Wirbels;
Stadium 2: Nervenwurzelschmerz mit Ausstrahlung ins Dermatom,
Stadium 3: Motorisches Defizit, sensorisches Defizit, Blasen- Darmstörung,
Stadium 4: Paraparese

Untersuchungen:
Leukozytosen und andere Entzündungshinweise wie erhöhte CRP finden sich bei den meisten Patienten. Im Liquor findet sich bei 3/4 ein erhöhtes Eiweiß und eine Pleozytose. Liquorkulturen sind bei 25% positiv. Wenn die Nadel bei der Liquorpunktion durch den Abszess geführt wird, besteht ein Meningitisrisiko, eine Lumbalpunktion gehört deshalb nicht zur Routine, außer im Rahmen einer Myelographie. Die Kernspintomographie liefert in der Regel die entscheidenden Hinweise. Entscheidend für die Diagnostik ist, dass die Kernspintomographie auch in der richtigen Höhe durchgeführt wird. Entsprechend der häufigen hämatogenen Aussaat, kann wo ein epiduraler Abszess ist auch ein zweiter sein. Eine Bakteriämie findet sich bei 60% als Folge oder Ursache des Abszesses.

Behandlung:
chirurgische Drainange und systemische antibiotische Behandlung entsprechend dem Antibiogramm. Bei Stadium 3 oder 4 ist eine möglichst rasche Dekompression erforderlich. Wenn kein neurologisches Defizit vorhanden ist, ist möglicherweise die systemische antibiotische Behandlung alleine ausreichend- die diesbezügliche Datenlage ist aber schwach. Die Infektionsquelle muss identifiziert und ebenfalls behandelt werden.

 

Quellen / Literatur:

Rabih O. Darouiche,CURRENT CONCEPTS, Spinal Epidural Abscess N Engl J Med 2006;355:2012-20

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur