Attribution Ursachenzuschreibung

Kontrollüberzeugung (ROTTER) Internal attribuierende Personen glauben, ihr Schicksal selbst zu bestimmen. External attribuiernde Personen fühlen sich fremdbestimmt entweder durch den Zufall oder durch die Macht anderer Personen. (Attributionstheoretischer Ansatz von HEIDER) personell attribuierend Das Handlungsergebnis wird vorwiegend auf die Fähigkeit und Motivation einer Person zurückgeführt. situativ attribuierende Das Handlungsergebnis wird vorwiegend auf die Schwierigkeit der Aufgabe oder auf Zufall zurückgeführt. Ursachenzuschreibung (z. B. die Erklärung einer Person für die Ursachen des eigenen Verhaltens). Attributionstheorien beschäftigen sich allgemein mit den Prozessen, die eine Person veranlassen, auf bestimmte Ursachen eines Verhaltens zu schließen. Attributionen dienen in der Regel dazu, die (Annahme der) Kontrollierbarkeit der Umwelt zu erhöhen, Sinn zu geben und das Selbstkonzept zu schützen. Die Ursache liegt in der Person selbst. Hierbei sind drei grundsätzliche Möglichkeiten zu differenzieren: Erstens wird manchmal eine bestimmte Persönlichkeitsstruktur oder eine instabile psychische Verfassung als Krankheitsauslöser gedeutet, wie dies zum Beispiel bei psychosomatisch kranken Menschen zu finden ist. Menschen mit einem Herzinfarkt machen oft ihren Stress und seelische Probleme als Auslöser aus. Eng damit verbunden sind zweitens spezifische Lebensumstände eines Menschen. 35% der v Myasthenia-gravis-Patienten sollen ein psychosoziales Erklärungsmodell konstruieren, in dem vor allem Trennungserlebnisse und zwischenmenschliche Konflikte als Ursachen des Krankheitsausbruchs vermutet werden. In diesem Fall liegt die Fokussierung mehr auf der individuellen Reaktion auf eine Interaktion als auf dem Interaktionspartner. Drittens sind körperliche Fehlfunktionen als Krankheitsursachen zu nennen. Einen besonderen Fall stellt die Bezugnahme auf die Erbanlagen dar, die etwa Menschen mit einer multiplen Sklerose herstellen. Die Ursache liegt schwerpunktmäßig in dem Verhalten einer anderen Person. Beispielsweise unterstellen Patienten mit Gehirntumoren oft eine mechanisch-traumatische Genese, etwa verursacht durch Schläge auf den Kopf. Menschen mit einer chronischen Niereninsuffizienz sollen vergleichsweise häufig an iatrogene Ursachen glauben. Die Ursache liegt vor allem in der Umwelt. Bei Umwelteinflüssen machen Menschen entweder die allgemeine Umweltverschmutzung oder konkrete Noxen verantwortlich. Zum Beispiel erachten Frauen insbesondere die Umweltverschmutzung als Grund für den Ausbruch einer gynäkologischen Krebserkrankung. Bei der Ursachenzuschreibung ist ferner eine kulturspezifische Abhängigkeit zu vermuten. External attribuiernde Personen leiden generell mehr unter depressiver Symptomatik und Angst, allerdings praktizieren die external attribuiernden Personen, die eine veränderbare Ursache ihres Leidens ausgemacht haben auch häufiger positives Gesundheitsverhalten, das ihnen den Umgang mit dem Leiden erleichtert, da sie so für sich einen Weg aus der Hilflosigkeit sehen. Diejenigen external attribuiernden Personen die kein solches positives Gesundheitsverhalten praktizieren, obwohl sie es für hilfreich erachten würden leiden somit am meisten unter einer Erkrankung.

 

Quellen / Literatur:

Kerstin Wüstner Subjektive Krankheitstheorien PPmP Psychother Psychosom med Psychol 2001; 51, 308-319, ERIN S. COSTANZO, et al., Cancer Attributions, Distress, and Health Practices Among Gynecologic Cancer Survivors Psychosomatic Medicine 67:972–980 (2005)

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur