Citrullinämie

Der Typ I der Citrullinämie ist eine autosomal rezessiv vererbte Erkrankung die von einem Mangel an Argininosuccinatsynthetase (Mutation des ASS Gen) verursacht wird. Die Argininosuccinatsynthetase ist ein Enzym des Harnstoffzyklus. Beim Typ 1 erkranken schon die Säuglinge meist in den ersten Lebenstagen. Auslösend ist die Eiweißzufuhr. Durch erhöhte Ammoniak- Konzentrationen im Blut werden die Säuglinge apathisch, sie trinken schlecht, erbrechen, es kommt zu epileptischen Anfällen, Bewusstseinstrübungen und allen Zeichen einer hepatischen Enzephalopathie. Oft sterben die Säuglinge früh. Wird die Symptomatik überlebt können je nach Schwere Restsymptome mit geistiger Behinderung und motorischen Störungen zurückbleiben. Im Labor Orotaturie und die Hyperammonämie. Seltener kann aber auch der Typ 1 erst in der späteren Kindheit oder im Erwachsenenalter Symptome machen, und ganz selten bleibt er ohne Symptome.

Beim Typ II handelt es sich um eine Citrullinämie die durch eine Defekt des Gens (SLC25A13 Genmutation) für Citrin, (einem Aspartat-Glutamat Transporter (AGC) im Harnstoffzyklus) erst beim Erwachsenen Symptome verursacht. Dieses Syndrom wurde früher auch als Hepatozerebrales Syndrom bezeichnet. Symptomatisch kann es zu Erbrechen, Durchfall, Lethargie, epileptischen Anfälle, Flapping Tremor,
Dyslalie, Ataxie und zu psychischen Symptomen kommen. Die meisten Menschen mit dem Typ II der Citrullinämie haben eine Vorliebe für Lebensmittel mit einem hohen Gehalt an Arginin, wie Bohnen, Erbsen, oder Erdnüsse, die dann die erhöhten Ammoniak- Konzentrationen im Blut auslösen können. Durch Vermeidung dieser Lebensmittel kann in der Regel der starke Anstieg des Ammoniaks im Blut und damit die Symptomatik einer hepatischen Enzephalopathie vermieden werden. Auch allgemein müssen eiweißreiche Mahlzeiten vermieden werden. Eventuell können Lebertransplantationen in schweren Fällen hilfreich sein. Labor: Hyperammonämie ohne Orotaturie.

Bedeutsam ist, dass eine Verwechslung mit einer genuinen Epilepsie, bzw. die symptomatische Behandlung der Epilepsie schwere Ammoniakerhöhungen im Blut mit schwerer hepatischer Enzephalopathie auslösen kann. Auch viele andere Medikamenten, z.B. Haloperidol können schwere Stoffwechselentgleisungen auslösen.

Genträger sind in Asien häufiger, in China, Japan oder Korea sollen zwischen 1:65 und 1:112 der Menschen asymptomatische Träger des Gens sein. Da es sich um eine rezessive Erkrankung handelt, besteht nur dann ein Risiko von 25% für Kinder, wenn beide Eltern Träger des Gens sind. Typ I Citrullinämie betrifft etwa 1von 57000 Säuglingen. Typ II Citrullinämie tritt in Asien bei etwa 1:100 000- 230 000 Erwachsenen auf. Auch im Mittleren Osten besteht eine Verbreitung für Typ II. Die Erkrankung kann durch Fruchtwasseruntersuchungen oder genetische Untersuchungen nachgewiesen werden.

 

Quellen / Literatur:

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  • Naoki Yamamoto, Sliding doors (but not with beans or tofu), Lancet 2008; 372: 1782
Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur