Betel

Betel Nuss kauen soll ein Wohlbefinden, eine Euphoria, Schweißausbrüche, Speichelfluss, Herzklopfen, Wachheit und Überwachheit erzeugen. Die Nutzung von Betel als Droge ist alt, die Nuss wurde bereits vor 13.000 Jahren auf der Insel Timor und vor 10.700 Jahren in Thailand gekaut. Die Betelnuss wird mit 1/2g gebranntem Kalk in den Mund gesteckt, typisch ist ein rotgefärbter Speichel. Betel ist auf den Phillipinen Pakistan, Indien, Südostasien, in Südchina verbreitet und gehört zu den am häufigsten genutzten Drogen überhaupt. Betel wirkt überwiegend auf das zentrale und autonome Nervensystem. Die Herzfrequenz steigt bereits nach 2 Minuten an, maximaler Effekt innerhalb von 4± 6 Minuten, Dauer durchschnittlich 16.8 Minuten. B. erhöht die Hauttemperatur in einer ähnlichen Zeitspanne. Dieser Effekt wird durch Atropin und zum Teil durch Propranolol gehmmt. Betelkauen hatte im Experiment keinen Effekt auf die einfache Reaktionszeit, aber es verkürzte die Zeit bei Auswahlaufgaben. Es erzeugt eine kortikale Desynchronisation im EEG. Die Plasmakonzentrationen von Noradrenalin und Adrenalin steigen unter Betelkauen an. Alle Effekte haben eine Gewöhnung zur Folge bei regelmäßigen Benutzern. Haupteffekt scheint eine Sympathikusaktivierung, damit ein Aufputschmitteleffekt zu sein. Zittern, Schwindel, Übelkeit und Schweißausbrüche sind damit auch verständliche Nebenwirkungen. Bei Konsum größerer Mengen tritt auch ein Parasympatikus- aktivierender Effekt ein. Acecoline und Arecaidin die Wirkstoffe der Betelnuss und auch andere phenolische Komponenten sind Stimulantien, die auch in vitro die Katecholaminausschüttung aus den chromaffinen Zellen fördern. Wegen der betäubenden Wirkung wird die Nuss auch als „Heilmittel“ verwendet. Wie häufig bei „Alternativheilmitteln“ soll die Betelnuss fast gegen alles wirken. Zahn-, Kopf-, Bauch-, Muskel- oder Gelenkschmerzen, zum Fiebersenken, gegen schlechten Atem, gegen Durchfall, bei Hautjucken oder Insektenstichen, zur Blutstillung oder Wunddesinfektion, gegen Eingeweidewürmer. Das Verschleiern behandlungsbedürftiger Krankheiten ist dabei fast regelmäßige Nebenwirkung. Chronischer Gebrauch führt zu tiefschwarzer Mund- u. Zahnverfärbung, Gebissschäden. An Schizophrenie erkrankte Männer, die viel Betelnuss kauen, haben weniger und leichtere Positivesymptome einer Schizophrenie als diejenigen, die dies nicht oder weniger tun. Angesichts eines relativ guten Nebenwirkungsprofils ist dies ein interessanter Aspekt dieser Droge, der möglicherweise therapeutisch nutzbar sein könnte. (Am J Psychiatry 2007; 164:670–673). Betelnuss ist ein starker nicht selektiver Muskarinagonist. Muskarinrezeptoren und die muskarinische Neurotransmission spielen bei der Pathophysiologie der Schizophrenie eine Rolle. Es gibt darüberhinaus neurochemische Interaktionen zwischen dem dopaminergen und dem muskarinischen Nervensystem. Weitere Studien werden sicher folgen. Möglicherweise bekommt die Betelnuss oder ihre Wirkstoffe einen Stellenwert als Naturheilmittel bei Schizophrenie. Derzeit kann aber noch keine Empfehlung ausgesprochen werden.

 

Quellen / Literatur:

NAI-SHIN CHU, Neurological aspects of areca and betel chewing, Addiction Biology (2002) 7, 111± 114 Roger J. Sullivan, Sylvia Andres, Caleb Otto, Wayne Miles, and Robert Kydd; The Effects of an Indigenous Muscarinic Drug, Betel Nut (Areca catechu), on the Symptoms of Schizophrenia: A Longitudinal Study in Palau, Micronesia; Am J Psychiatry 2007 164: 670-673 [Abstract][Full Text][PDF]

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur