Aceruloplasminämie auch Acoeruloplasminämie oder Azäruloplasminämie

Menschliches Ceruloplasmin oder Coeruloplasmin hat eine Molmasse von 132 kDa (entspricht 1046 Aminosäuren) und zusätzlich einen Kohlenhydratanteil von 7-8%. Es regelt einerseits die Oxidation von Fe2+ (der resorbierten Form von Eisen) zu Fe3+ (der Transportform von Eisen) in der Darmmucosa, andererseits den Transport von Kupfer aus den intra- in den extrazellulären Raum. Defekte im Enzym führen auch zu Hämosiderose (durch Störung des Eisenmetabolismus), Wilsonscher Krankheit (Störung der Kupferspeicherung) und Menkescher Krankheit (Störung der Kupferresorption).150 kD. Jedes Molekül kann eine reversible Bindung mit acht Kupferatomen eingehen. Coeruloplasmin transportiert mindestens 95% des gesamten Kupfers im Plasma. Das Protein wird von der Leber synthetisiert und zeigt eine Akute-Phase-Reaktion. Ein erniedrigter Spiegel ist bei primärer biliärer Zirrhose, primärer Gallengangsatresie und in einigen schweren Hepatitisfällen zu beobachten. Die erniedrigte Konzentration entsteht infolge der Einschränkungen des gesamten Leberstoffwechsels und nicht infolge eines Defekts der spezifischen Coeruloplasminsynthese. Da Coeruloplasmin während der Akute-Phase-Reaktion verstärkt exprimiert wird, sind in der Regel bei allen Entzündungskrankheiten erhöhte Konzentrationen festzustellen. Ein erhöhter Spiegel ist außerdem bei der retikuloendothelialen Neoplasie, Gallenwegsobstruktion, Östrogentherapie und in der Schwangerschaft zu beobachten. Zur Messung von Coeruloplasmin wurden verschiedene Methoden in der Literatur beschrieben. Am häufigsten werden die Turbidimetrie, die Nephelometrie und die radiale Immundiffusion verwendet. Die Aceruloplasminämie ist eine autosomal rezessive Erkrankung des Eisenstoffwechsels, dabei treten Diabetes m., Anämien, retinale Degenerationen, und neurologische Symptome auf. Die Patienten akkumulieren Eisen in verschiedenen Organen während im Serum Ceruloplasmin fehlt. Es liegt eine Mutation des Ceruloplasmingens vor. Ceruloplasmin ist eine Ferroxidase die toxisches Eisen in seine nicht toxische Form überführt, dabei hat C. auch die Funktion Eisen wieder aus den Zellen zu entfernen, fehlt diese Funktion kommt es zur Eisenakkumulation. C. spielt eine wichtige Rolle bei der Eisenhomöostase im Gehirn und schützt das Gehirn vor dem Angriff freier Radikale. Neuere Untersuchungen zeigen dass die astrozyten-spezifische Ceruloplasmin- Genexpression entscheidend für den Eisenstoffwechsel und das Überleben der Neurone in der Retina und den Basalganglien ist. Auch beim M. Parkinson und der Alzheimer’schen Erkrankung spielen Eisenablagerungen eine Rolle. Bei Patienten mit Diabetes und abnormer Speicherung von Eisen in der Leber sollte spätestens bei Auftreten neurologischer Symptome auch an eine Aceruloplasminämie gedacht werden, da hier im Gegensatz zur Hämosiderose sich das Eisen nicht per Aderlass reduzieren lässt.

Quellen / Literatur:

Gitlin JD. Aceruloplasminemia. Pediatr Res 1998;44:271-276. siehe auch unter  Hallervorden-Spatz-Erkrankung (HSD)  und Neuroferritinopathie.

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur