Dopamin

Dopamin ist ein monoaminer Neurotransmitter. (Siehe auch unter Synapse) Parkinsonkranke leiden unter einem Mangel an Dopamin, der durch das Medikament L-Dopa teilweise ausgeglichen werden kann. Menschen mit schizophrenen Psychosen leiden an einem Überschuss an Dopamin. Möglicherweise sind bei an einer Schizophrenie erkrankten auch die Rezeptoren für das Dopamin in ihrer Zusammensetzung und Anzahl verändert. Man geht davon aus, dass diese Stoffwechselstörungen an vielen Stellen des Gehirns vorkommen und somit die teils sehr verschiedenen Symptome einer schizophrenen Erkrankung verursachen können. Ein Ziel der medikamentösen Behandlung ist es, die Störungen im Dopamin – Übertragungsmechanismus zu beheben. Während die Behandlung des Parkinsonsyndroms mit der Dopaminvorstufe L-Dopa bei Überdosierung schizophrenieartige Symptome wie Halluzinationen als Nebenwirkung hervorbringen kann, kann umgekehrt die Behandlung der Schizophrenie mit Antipsychotika ein parkinsonähnliches Krankheitsbild (Parkinsonnoid) hervorrufen. Antipsychotika sind Medikamente, die spezielle Dopaminrezeptoren im Gehirn blockieren. Dopamin spielt eine wesentliche Rolle im Hirnbelohnungssystem, das in den Basalganglien lokalisiert ist. Die Wirkung im Hirnbelohnungssystem ist eventuell mit dafür verantwortlich, welche Informationen wir uns merken und aussuchen. Das Dopaminsystem des Gehirns spielt auch bei der Entwicklung von Abhängigkeiten eine Rolle. So konnte jetzt auch bei Spielsüchtigen ein Dopaminanstieg nachgewiesen während des Spielens werden. Der Anstieg war proportional zur Gewinnerwartung. Science (2003; 299:1898–902). Auch Nahrung die sehr fett ist und viel Zucker und Salz enthält (fast food) scheint solche Dopaminausschüttungen zu begünstigen und damit einen Suchtartigen Mechanismus auszulösen. Der durch Antipsychotika ausgelöste Dopaminmangel kann hier zu schlechter Stimmung, mangelndem Antrieb und Interesse führen. Ähnlich wie bei einer Schizophrenie die Verfolgungsideen und die Halluzinationen scheint auch der Glaube an paranormale Phänomene mit dem Dopaminstoffwechsel zusammenzuhängen. Die Suche nach besser verträglichen Antipsychotika ist wesentlicher Teil der Pharmaforschung der letzten Jahre. Dabei wird von unterschiedlichen Dopaminrezeptoren ausgegangen, die für unterschiedliche Symptome und Nebenwirkungen verantwortlich sind. Ziel ist Medikamente zu finden, die möglichst nur die Symptome eindämmen ohne Bewegungsstörungen oder sexuelle Funktionsstörungen verursachen. Diesem Ziel kommen neuere Medikamente teilweise näher, von idealen Antipsychotika ist man aber noch weit entfernt. Peter Brugger und andere Forscher um von der Neurologischen Klinik des Universitätsspitals Zürich http://www.unizh.ch/neurol/home/index_nv.htm glauben nachgewiesen zu haben, dass ein Dopamin-Überschuss im Gehirn den Glauben an eine Welt voll Wunder und Zeichen fördert. In seinem Experiment ging er davon aus, dass Menschen, die an paranormale Phänomene glauben, gewillter sind, Muster und Zusammenhänge zwischen Ereignissen zu sehen, die Skeptiker anzweifeln. Der Neurologe unterzog 40 Personen einem Testexperiment: 20 Probanden glaubten fest an paranormale Ereignisse, 20 bezweifelten diese. Allen Testpersonen wurden auf einem Bildschirm einen Moment lang normale und zerknitterte Gesichter gezeigt. Der selbe Versuch wurde mit echten Wörtern und einem Buchstabensalat durchgeführt. Jene Gruppe, die an die Existenz paranormaler Ereignisse glaubte, sah in den diffusen Mustern häufiger ein Gesicht und im Buchstabensalat häufiger Wörter als Skeptiker. Nach mehrmaliger Gabe von der Dopaminvorstufe L-Dopa glaubten auch die Skeptiker eher in den diffusen Mustern und dem Buchstabensalat Gesichter und Wörter zu erkennen. Dopamin aus den hypothalamischen Neuronen ist einer der wesentlichen Faktoren die die Prolaktinausschüttung aus der Hypophyse hemmen. Ein Wegfall dieser Hemmung unter Behandlung mit Antipsychotika kann deshalb zu einer erhöhten Prolaktinausschüttung führen. Dies mit den Folgen einer Abnahme der sexuellen Lust, Milchproduktion und Brustwachstum. Die Dopaminsynthese erfolgt in den dopaminergen (DA)Neuronen der Substantia nigra pars compacta. Die Aminosäure Tyrosin wird nach Passage der Blutliquorschranke als Ausgangssubstanz für die Katecholaminbildung in den dopaminergen Neuronen aufgenommen. Anschließend hydrolysiert die Tyrosinhydroxylase (TH) Tyrosin zu L-Dopa, welches durch die L-Dopa-Decarboxylase zu DA katalysiert und dann in den präsynaptischen Speichervesikeln aufgenommen wird. Nicht gespeichertes DA wird bevorzugt durch die mitochondriale Monoaminooxidase B zu 3-4- Dihydroxyphenyl-Acetat abgebaut. Ein geringerer Anteil wird über das Enzym Katechol-O-Methyl-Transferase zu 3-Methoxytyramin metabolisiert. Da die präsynaptischen Speichervesikel der DAergen Neuronen nicht über das Enzym DA-β-Hydroxylase verfügen, wird DA nicht wie in den präsynaptischen noradrenergen Speichervesikeln zu NA umgesetzt. Als Beiprodukt der DA-Neosynthese katalysiert die TH Tyrosin zu Melanin, das in der Substantia nigra abgelagert wird und für ihre Dunkelfärbung verantwortlich ist, die allerdings bei Degeneration DAerger Neurone fehlt. Die phasische DA-Ausschüttung erfolgt nach Stimulation der DAergen Neurone der Substantia nigra aus den nigrostriatalen Bahnen im Striatum. Die kurzfristige phasische DA-Freisetzung aus den nigrostratialen Pseudosynapsen erfolgt in der Nähe der postsynaptischen Rezeptoren der GABAergen Neurone und erscheint zunächst bedarfsgerechter als der tonische DA-Release, da DA schnell über den synaptischen Spalt die Rezeptoren aktiviert und der DA-Überschuss über DA-Transporter der terminalen Axone der DAergen Neurone rückresorbiert wird. Die Stimulation des präsynaptischen DA-Autorezeptors beeinflusst die DA-Synthese und -Freisetzung. Die DA-Ausschüttung erfolgt nach Erregung der DAergen Neurone, bei denen die Projektionen der Substantia nigra pars reticulata als letzte Station des motorischen Circuits entsprechend der basalganglionären Verarbeitung der kortikostriatalen Impulse für die Intensität der Erregung DAerger Neurone mitverantwortlich ist.

 

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur